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Klassenfahrt #3: Die Zahnfee

Eine richtig blöde Nacht liegt hinter uns.
Die Kinder – eigentlich: die Mädchen – haben bis nachts um halb vier Pyjama-Partys gefeiert. Das ist etwas, was mich letztlich nur wenig stören würde, wenn sie nicht über die Gänge rennen und mit den Türen knallen würden. Das ist mega anstrengend und irgendwann werde ich auch arg ungehalten.
TKlassenfahrt #3: Die Zahnfee 1rotzdem sind um 7 Uhr alle Kinder wach und lautes Kindergelächter hallt durch den Flur.
Das Wetter zwingt uns nach dem Frühstück zu Indoor-Aktionen. Nach kurzer Rücksprache entscheiden meine Co und ich uns für das Spiel „Murmelbahn“.
In Gruppen getrennt nach Jungs und Mädchen muss mit ein paar Bahnteilen eine gewaltige Strecke erklommen werden. Treppauf, treppab. Und wann immer die Kugel von der Bahn fällt, wird wieder ganz von vorne angefangen. Das führt zu Frust und Schuldzuweisung. Ganz spannend, dass unsere Jungen nur wenig Energie ins Angiften gesteckt haben. Geduldig wurde immer wieder probiert, selbst, als man zweimal kurz vorm Ziel im Treppenhaus scheiterte. Am Ende großer Jubel und Besprechung im Team. Warum hat das gut geklappt? Worum ging es in dem Spiel? In einem Sitzkreis, der eher an eine Herrenrunde erinnert, wird eifrig diskutiert. Ganz wunderbar.

Im zweiten Spiel ging es ums Kegel aufstellen: Hinter einer Begrenzungslinie musste, möglichst weit entfernt, ein Kegel aufgestellt werden. Egal wie. Pyramiden wurden gebaut, Kinder wie Planken gehalten. Zwei von vier Teams erreichen ein tolles Ergebnis. Anschließend wieder die Auswertung: Warum hat es bei den anderen zweien nicht funktioniert? Woran lag es? Am Ende sind die Antworten immer die gleichen – aber die müssen eintrainiert werden: Fehlende Absprachen, fehlender Teamgedanke.

Nach dem Mittagessen gab es eine Wanderung durch den Wald. Bei der Menge an Süßigkeiten, die die Kinder in sich hineinschaufeln, brauchen sie dringend Bewegung. Unterwegs spricht mich einer der Jungen an und fragt mich ganz nüchtern: „Warum dürfen wir eigentlich nicht bei den Mädchen übernachten? Das ist doch eine Kennenlernfahrt?!“
Schlagfertige Antworten sind nicht meine Stärke und so rufe ich: „Oh guckt mal! Ein Eichhörnchen!“

Daheim eine Draußenpause auf der Wiese. Vier Jungs aus meiner Klasse haben sich im Wald eine ganze Couchgarnitour aus Ästen gebaut. Ganz stolz machen sie es sich zwischen den Tannenzapfen und Baumstämmen bequem und überlegen, wo sie in der Baumcouch wohl die Tüte Chips verstauen könnten.

Abends wird gemeinsam gegrillt und anschließend im freien eine große Partie (Achtung: Aufreger) Völkerball gespielt. Die 5A gegen die 5D. Eine epische Schlacht voller Aufs und Abs, Rettungen in letzter Sekunde und spektakulärer Rettungssprünge. Am Ende verlieren wir deutlich. Aber es wurde fair gekämpft und Beschwerden sind nicht zu hören.

Zwischendurch benehmen meine Co und ich uns wie ein altes Ehepaar – zwischendurch reicht ein kurzer Blick und er wird vom anderen aufs Zimmer geschickt. „Du brauchst mal ein paar Minuten Ruhe. Geh.“ Es ist wunderbar. Vielleicht packt mir meine Co ja auch die Tasche morgen?

Als wir mit den Kollegen abends schon absolute Ruhe wähnen, stolpert eine Schülerin freudestrahlend in den Flur: Ihr Zahn sei ausgefallen. „Ohhhhhh! Die Zahnfee“ rufen wir in der Lehrergruppe gemeinsam. Aber die Schülerin winkt ab: „Ich glaube nicht an die Zahnfee!“
Was gewissermaßen eine Aufforderung darstellt.

Wir diskutieren zwei Optionen: Entweder legen wir den Zahn morgen in den Gruppenraum, so dass – zusätzlich zu der Gruselgeschichte des gefundenen Fingers – auch noch ein Zahn gefunden wurde. Oder aber, einer von uns schleicht sich in das Zimmer und legt einen Euro unters Kopfkissen. Da ich gerade asthmatisch röchle könnte das Reinschleichen aber auch in einer Katastrophe enden.

Wir erhoffen uns eine ruhige Nacht. Ich bin echt fertig und freue mich auf die Rückreise morgen.

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