Traditionell habe ich die Herbstferien genutzt, um wandern zu gehen. Ich genieße die Ruhe mit mir selbst und hänge abwechselnd meinen Gedanken, meinem Hörbuch und Rolf Dobellis „Fragen an das Leben“ nach – ein Buch, das ich nicht oft genug empfehlen kann.
Dieses Jahr bin ich im Taunus unterwegs gewesen. Die gelaufene Strecke – etwa 16 Kilometer am Tag, entspricht dem, was ich meinen Knien nach vielen Jahren Vereinsfußball maximal zumuten kann. Abends ziept das ziemlich, ist aber bis zum Morgen wieder weg.
„Gibt es Scherben in Ihrem Leben, an denen Sie sich immer wieder verletzen? Was hindert Sie daran, sie wegzuwerfen? Hoffen Sie, sie eines Tages wieder zusammensetzen zu können?“ fordert mich Dobelli heraus. Und fügt anschließend noch hinzu: „Wo genau begraben Sie Ihre Hoffnungen? Wie oft besuchen Sie diese Grabstätten? Wie oft gelingt es Ihnen, die eine oder andere Leiche wieder zum Leben zu erwecken?“
Ich kaue so manchen Kilometer darauf herum.
Es hält mich davon ab, zu viel über Schule nachzudenken. Nicht über Klassenarbeiten und Schulkonzepte, nicht über die Pandemie und Tests, Masken und die aktuell schlingernde Weltwirtschaft. Bin ich meiner Seele ein guter Gastgeber?
Ein wenig in die Quere ist mir der Orkan gekommen, dessen Auswirkungen links und rechts und auf dem Weg sichtbar waren und der mich zu einem halben Tag Ruhe verdonnert hat.
Nach drei Tagen ist es aber auch wieder gut. Die eigene Familie ist auf jeden Fall ein guter Gastgeber und ich genieße die Rückkehr sehr.
Ab morgen darf dann auch die Schule wieder losgehen. Lernbüros und Werkstätten, Projektunterricht und, ja, auch Klassenarbeiten. Mittwoch bin ich zu Gast am Max-Planck-Gymnasium in Bielefeld. Darauf freue ich mich sehr, weil ich meine Nase grundsätzlich gerne in andere Schulen stecke.
Highlight der Ferien: Die täglichen, wilden Schachpartien gegen meine siebenjährige Tochter. Sie verfügt entweder über eine besondere Begabung für dieses Spiel oder (wahrscheinlicher) führt mir meine eigene Inkompetenz schmählich vor Augen: Bereits nach der 4. Partie ihres Lebens hat sie mich am Rand einer schändlichen Niederlage gehabt. Ich mache mir nichts vor: Noch zwei Wochen, und sie hat mich.