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Vom Buchrücken zur Absatzgeschichte (3/11)

Ich habe eine geradezu kindisch-naive Idee umgesetzt und einen Roman niedergeschrieben. Im Laufe der vergangenen Monate habe ich viel gelernt und weil das Schreiben zu einer Leidenschaft geworden ist, berichte ich in dieser Reihe, wie ich vorgegangen bin.

Absatzgeschichte schreibenMittlerweile habe ich einen Buchrücken aus vier bis sechs Sätzen und eine Prämisse, also eine grundlegende Richtung meines Romans. Als nächstes habe ich mir jeden meiner Sätze genommen und daraus einen Absatz mit wiederum vier bis sechs Sätzen verfasst. Die Handlung entfaltet sich nun schon etwas detaillierter, wenn ich auch noch keinen einzigen Satz des wirklichen Buches geschrieben habe.

Am Ende dieses Prozesses habe ich eine Zusammenfassung der gesamten Handlung von etwa einer Seite Länge, eine Absatzgeschichte. Alles entstanden aus dem Buchrücken.

Dabei gilt es, die Gesetze des Genres zu beachten: In einem Liebesroman dürfen nicht plötzlich Zombies auftauchen. Ein Horror-Roman von Richard Laymon wird keine schnulzigen Landschaften beschreiben und Walter Moers keine überraschend totgeglaubten-aber-nur-von-Gedächtnisverlust-betroffenen-Halbcousinen aufführen, die der Handlung eine überraschende Wendung geben.

Man gibt dem Leser ein Versprechen und muss sich auch weitgehend daran halten.

Jede romantische Komödie hält sich an das Rezept: Die beiden Hauptcharaktere stolpern zufällig übereinander, verlieben sich, kurz vor Schluss gibt es ein großes Tief und am Schluss ein Happy End. Es mag sein, dass ich das blöd finde und deswegen keine romantischen Komödien schaue – aber der Zuschauer erwartet genau das. Gleiches gilt für Horrorfilme von Sam Raimi, Actionkomödien mit Dwayne Johnson oder Dramen von Nicholas Sparks.

Parallel nutze ich Microsoft OneNote, um ein erstes grobes Raster der Kapitel zu erstellen. Im Unterschied zu Word oder einer anderen Textverarbeitung, hat OneNote den Vorteil, dass ich schneller zwischen den einzelnen Kapiteln springen und diese per drag’n’drop im Nachhinein verschieben, neue Kapitel zwischendrin einfügen oder schlechte einfach löschen kann. Die Story mit den ersten zehn Kapitelideen steht. Meine Absatzgeschichte ist nach Kapiteln aufgegliedert und gewinnt an Struktur.

Das ganze mag dem ein oder anderen vielleicht zu akribisch, stringent oder kühl berechnend zu sein. Aber ich bin Mathematiker und habe gelernt, große Probleme in ihre einzelnen Fragmente zu zerlegen.

Problem: Roman schreiben.
Lösung: Mit dem ersten Satz anfangen und einfach loslegen. Schritt für Schritt das Buch aufbauen.

Ich habe ein Skelett.


Alle Teile der Reihe:

  1. Wie schreibt man einen Roman?
  2. Prämisse und Buchrücken ausarbeiten
  3. Vom Buchrücken zur Absatzgeschichte
  4. Interview mit einem Geist
  5. Einer Schneeflocke folgen
  6. Einen Roman schreiben
  7. Testleser*innen suchen und finden
  8. Self-Publishing oder Verlag? Was verdient man mit einem Buch?
  9. Als Autor auftreten oder unter Pseudonym schreiben?
  10. Apfelkuchen im Spätsommer
  11. Rückblick
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