In den Weihnachtsferien habe ich mich intensiver mit der Künstlichen Intelligenz ‚chatGPT‚ auseinandergesetzt und war schwer beeindruckt. Im Twitterlehrerzimmer haben sich weltweit Lehrkräfte ausgetauscht, um von ihren Ideen und auch Erfahrungen zu berichten, wie man künstliche Intelligenzen wie chatGPT in der Schule einsetzen kann. Mit großen Augen habe ich das verfolgt und – aller berechtigter Kritik zum Trotz – Twitter ist schon einfach abartig gut. Einige der Einsatzmöglichkeiten, die sich mir besonders erschlossen haben, möchte ich im Folgenden aufführen. Nicht jeder hat Twitter und die Ideen sind auch nicht von mir selbst – Quellen mit noch mehr Informationen habe ich unten angehängt – ich beziehe mich vor allem auf englischsprachiges Twitter. Aber sie sind zu gut, um nicht verbreitet zu werden.

0. In aller Kürze – was ist „chatGPT“ ?

chatGPT ist eine künstliche Intelligenz, also ein Computerassistent wie Alexa, Google, Cortana, Siri, Bixby. Das besondere an diesem Programm ist, dass es in der Lage ist, Sprache zu verstehen und auch wiederzugeben. Die Kommunikation mit chatGPT fungiert nicht wie bei einer Google-Suche, wo ich Frage an Frage anreihe – statt dessen läuft sie ab, wie man sich die Kommunikation mit einem (sehr klugen) Menschen vorstellen würde.

1. Erschaffe schnell ein Quiz zum Thema x

Input: „Erstelle mir fünf Fragen für eine 8. Klasse bezogen auf Blutzellen. Schreibe die Antworten getrennt darunter.“

Die Aufforderung „Erstelle mir fünf Fragen für eine 8. Klasse bezogen auf Blutzellen. Schreibe die Antworten getrennt darunter.“ gibt mir innerhalb von wenigen Sekunden ein ausführliches Quiz.

2. Erstelle einen Lückentext zum Thema x

Input: „erstelle einen Lückentext für eine vierte Klasse, die den Unterschied zwischen dem antiken Griechenland und dem römischen Reich erläutert mit 5 Lücken.“

3. Rechtschreibübungen erstellen

Input: „Schreibe mir einen Text (30 Worte lang) über Pythagoras mit 6 Rechtschreibfehlern. Führe die Fehler unten auf.“

4. Texte differenzieren

Man kann chatgpt einen Sachtext eingeben und ihn (es?) auffordern, diesen Text in eine einfache Sprache umzuwandeln. Dies halte ich für einen absoluten Gamechanger: Texte zu differenzieren ist wahnsinnig zeitaufwändig. Unterrichte ich gleichzeitig Grund- und Erweiterungskinder in meiner Klasse, womöglich noch mit Flüchtlingskindern die nur rudimentär deutsch verstehen, ist der Prozess der Unterrichtsvorbereitung wahnsinnig zeitaufwändig. chatGPT ermöglicht hier eine unermessliche Zeitersparnis.

5. Erörterungen schreiben, Quellenangaben einbinden.

Input: „Schreibe einen 5 Absätze langen Text über den Unterschied zwischen „behaviourismus“ und „Konstruktivismus“ mit Zitaten und Quellenangaben.“

Klar – das wird demnächst von unseren Schüler*innen genutzt werden. Frage: Welche intelligenten Möglichkeiten gibt es, das wiederum in den Unterricht aktiv einzubinden? Hendrik Haverkamp hat darauf spannende Antworten.

6. Lernpläne erstellen

Input: „Erstelle mir einen Lernplan, der meinen Schülern hilft, die Bruchrechnung zu verstehen und abschließend ein Lernplakat zur Bruchrechnung zu erstellen“

7. Schülerarbeiten bewerten lassen

Dan Fitzpatrick hat an dieser Stelle chatGPT einen Text bewerten lassen. Das Ergebnis ist überaus beeindruckend.

Spannend an dieser Stelle ist nicht so sehr, dass chatGPT meine Schüleraufsätze zukünftig bewertet, sondern mit den Schüler*innen in eine Diskussion zu treten: Was empfindest du, wenn plötzlich eine Maschine automatisiert deine Texte akribisch bewertet? Wie gehen wir damit um?

8. YouTube-Videos transkribieren

Eine Dokumentation erklärt alles ganz wunderbar? Mit dem Chrome-Addon „YouTube Summary with chatGPT“ lassen sich YouTube-Videos komplett transkribieren.

9. Lehrpläne schreiben

Input: „Erstelle lernziele für einen Kurs, der sich mit ethischen Fragen rund um das Thema „Künstliche Intelligenz in der Schule“ befasst.“

Die Antworten klingen mau und oberflächlich? Finde ich auch. Also erweitert:

Input: „Ergänze die Lernziele durch konkrete Vorschläge, wie man diese Ziele erreichen kann.“

10. Multiple-Choice-Tests erstellen lassen

Input: „Erstelle 5 Multiple Choice Fragen über die Französische Revolution, jede mit 4 Antwortmöglichkeiten.“

Fazit

Am Ende ist eine künstliche Intelligenz ein Werkzeug, wie viele andere auch. Aber es fühlt sich an, wie ein sehr, sehr teures Taschenmesser – vielleicht auch wie ein ganzer Werkzeugkoffer. Die Möglichkeiten sind immens. Relevant ist das für mich vor allem, weil mir eine KI wie chatGPT viel Zeit spart und mir gleichzeitig die Möglichkeit gibt, meinen Output (meinen Unterricht) zu verbessern. Es macht viel weniger Mühe als früher, Texte zu differenzieren oder Quizzes zu erstellen.

Ausgelassen habe ich Aspekte, die in Richtung Berufsorientierung zielen: „Welches sind häufige Fragen bei Einstellungsgesprächen für den Beruf x?“ „Was muss ich lernen, um y zu werden. Auch das hat in der Schule Platz.

Die nächsten Jahre werden ein unglaublich spannender Prozess – gerade im Hinblick auf die wachsende Belastung, die auf uns Lehrkräfte zukommen werden, kann eine künstliche Intelligenz, intelligent genutzt eine große Hilfe sein.

Noch viel mehr Beispiele und Ideen finden sich auf Twitter, unter anderem Thread 1; Thread 2; Thread 3.