Obwohl ich seit jeher eine Schwäche für technische Spierlereien habe, bin ich doch in den allermeisten Fällen schnell ernüchtert, wenn die erste Phase des Erforschens hinter mir liegt. Ein iPad Pro begeisterte mich für genau eine Woche – ab dann lag es als gläserner Staubfänger herum. Mein MacBook: Verkauft nach einem Monat. Die Liste lässt sich fortsetzen. Geblieben sind mir – abgesehen von einem rein für die Arbeit genutzten Surface – mein Galaxy Fold 4 und mein Surface Laptop 4. Beides Geräte, die ich gebraucht gekauft habe und jeden Tag über viele Stunden nutze.
Trotzdem bleiben Lust und Neugier.
Über die Sommerferien habe ich mir eine Meta Quest 3 geliehen – das ist eine Art Computerbrille, die man sich aufsetzt, um 3D-Filme zu gucken, halb-reale-halb-virtuelle Computerspiele zu spielen und dergleichen mehr. Apple bietet eine solche Brille, die „Apple Vision Pro“ ab 4000 € an, die Meta Quest 3 kostet bei Amazon aktuell 600 €.
Weil ich mich kenne, habe ich sie mir nicht gekauft, sondern bei Groover gemietet. 6 Wochen Sommerferien mit Kindern schienen mir Grund genug, das Spielzeug einmal auszutesten.
Die Brille ist technisch unglaublich beeindruckend. Was da an Rechenleistung drinsteckt, ohne einen weiteren PC im Hintergrund laufen zu haben, ist atemberaubend: Wenn kleine Wollknäuel durch die Wände brechen und sich hinter Möbeln verstecken, wenn der eingeblendete Monitor so stabil im Raum schwebt, dass ich darum herum gehen kann – dann ist das schlicht „wow“.
Außen an der ISS entlangschweben und auf die Erde herabblicken. In Jurassic World vor einem Tyrannosaurus Rex stehen. Nichts ruckelt, nichts stottert. Wie beim iPad, wie beim MacBook habe ich ein technisches Wunderwerk in den Händen.
Wenn ich schreibe, dass die Kinder und ich ein paar Tage Spaß hatten, ist das trotzdem übertrieben: Nach vier Tagen lag die Quest sorgfältig verpackt in der Hülle.
Cool. Und nun?
Obwohl ich selbst ein Fan des 3D-Kino bin, hat sich die Technologie in der Breite nicht durchsetzen können, weil niemand Lust hat, eine 70 Gramm leichte Brille zu tragen.
Die Meta Quest wiegt ein halbes Kilo. Die Apple Vision Pro ist noch schwerer.
Das ganze Ding ist, in meinem Empfinden, eine amüsante Zirkusnummer, ein Partytrick, der keinerlei langfristigen Nutzen hat.
Für mich persönlich kommt noch ein weiterer Aspekt dazu: Ich habe die investierten Stunden und die Erfahrung inversiver Apps sehr genossen – empfinde aber jede weitere Beschäftigung mit den Spielen und Apps der Brille als entsetzliche Lebenszeitverschwendung. Ich habe zu viele schöne Dinge zu tun, bin zu gerne kreativ, schreibe viel zu gerne, als dass ich mich von einem Spielzeug so gefangen nehmen lassen möchte.
Ich merke in den letzten Tagen der Sommerferien wieder sehr deutlich, dass ich nichts anderes brauche (und will), als Zeit und Ruhe und einen Laptop, auf dem ich schreiben kann. Gerne morgens um 4 Uhr, wenn alle anderen noch schlafen.
Alles andere begeistert mich für einen Nachmittag.
Aber zu mehr taugt es nicht.
Danke für den Bericht! Mir würde es genauso gehen, aber wg. Brille wird vermutlich nicht mal die Testleihe bei mir was.
Die Vision pro ist, so sagen Tester, ein echtes Wunderwerk der Technik – aber wird dennoch floppen: 4000 plus Zusatzkosten, 600g auf dem Kopf, keine „Killer-Anwendung“, die das Gefühl vermittelt, das Teil unbedingt zu brauchen.
Ich halte auch das „Metaversum“ für einen Flop, obwohl sogar das alte Second Life noch einige Besucher haben soll. Es reicht mir völlig, zu schreiben oder zu telefonieren, ich muss niemanden in einem virtuellen Universum treffen… und für die Urlaubsvorschau reicht meist Google Street View völlig aus!