Nächste Woche kommt die QA an meine Schule. „QA“ ist die Abkürzung für „Qualitätsanalyse“ und ist ein Werkzeug des Bildungsministeriums, den Schulen ein wenig auf die Finger zu schauen, eine Einschätzung für die Qualität der Arbeit zu gewinnen und auch Rückmeldung zu geben.
Ich empfinde den Prozess als spannend: Die „Prüfer“ hospitieren verschiedene Unterrichtsszenarien, führen Gespräche mit Schüler*innen, Eltern und Lehrkräften und der gesammten Schulleitung. Als Schule müssen wir im Vorfeld einzelne Lehrpläne übersenden und einen Stundenplan unserer Klassen.
Ich habe immer gedacht, die Prüfer laufen durch die Schule und schneien mal hier rein, mal da rein – wo sie gerade Lust zu haben. Tatsächlich aber bekommen sie im Vorfeld einen festen Plan, in dem sinngemäß steht:
- 8 Uhr, A105; Mathe, Klinge; 7C
- 8:25, A318; Deutsch, Meier; 9A
- 8:50, B07; Technik, Müller; WP1, 7a-d
Die Übersendung des Stundenplans stellt die QA vor eine Herausforderung: Bei 700 Kindern haben wir 700 verschiedene Stundenpläne. Jeder weiß, wo er zu sein hat – aber von außen ist das schwer zu lesen.
Dem ein oder anderen Kollegen merkt man eine gewisse Nervosität durchaus an – wann lässt man sich schon gerne von der Bezirksregierung über die Schulter schauen? Ich freue mich ein wenig auf den Prozess – je nachdem, wie man es mit mir hält, mag man das als Naivität, ein Übermaß an Selbstbewusstsein oder schlicht Arroganz interpretieren. Ich denke jedoch, dass wir Lehrkräfte viel zu selten Feedback zu unserer Arbeit bekommen und wäre dankbar, wenn ich regelmäßig mit Fachleuten über meinen Unterricht sprechen könnte.
Meine eigene Klasse habe ich gerade wirklich gern.
In der Jahrgangsstufe 7, in der sich traditionell sehr für Schule und wenig für das andere Geschlecht interessiert wird, haben wir seit den Sommerferien eine „Challenge des Monats“. Die erste bestand darin, keine anderen Klassen zu stören. Das geschieht leicht, weil wir gerne mit offenen Türen unterrichten und Kinder, die am Raum vorbeilaufen, gerne auch mal Faxen machen. Oder, weil die Kinder kurz vor der Pause unentwegt aus unterschiedlichen Kursen kommen und dann schonmal in ihre Klassenräume platzen. Wann immer jemand patzte, gab es einen Glitzer-Sticker auf ein Plakat im Gang – am Ende wurde gezählt: Die Klasse mit den wenigsten Stickern hat gewonnen.
Der Spieltrieb und auch ein wenig Ehrgeiz hat die Kinder stark motiviert und die von uns intendierten Effekte sind auch merklich eingetreten.
Unsere aktuelle Challenge heißt: „Sternstunden“. Wann immer eine Stunde besonders, also wirklich besonders gut läuft, können die Lehrer einen Sticker verteilen. Am Ende gewinnt die Klasse mit den meisten Stickern.
Besondere Hürde: Die Klassenlehrkräfte dürfen keine Sticker verteilen, den dort benehmen sich die Klassen naturgemäß besser. Das zielt natürlich auf Nebenfächer und Randstunden: ‚Wirtschaftslehre in der 7./8. Stunde‘ oder sowas. Da haben es die Kollegen deutlich schwerer, eine 7. Klasse zu motivieren.
Der Preis (für alle) ist übrigens völlig offen und nebulös. Pizza-Essen mit der Klasse, ein Wandertag. Whatever – wir überlegen uns was Schönes. Wichtiger, als zu gewinnen, ist mir das Bemühen, die Anstrengung. Und das wissen die Kinder auch.