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Möbel für die Klassengesellschaft

Ich agiere in meinem Unterricht gerne sehr leidenschaftlich, sehr fordernd und zuweilen geradezu theatralisch. Ich spiele mit Stimme, Gestik, Mimik und Körpersprache – oft so deutlich, dass auch jemand, der kein Wort Deutsch versteht, dem Inhalt folgen kann.

Wenn ich dann aber genug gekaspert habe, lasse ich meine Schülerinnen und Schüler auch gern in Ruhe. Nicht wenige meiner Stunden bestehen aus Begrüßung; der Frage ob jeder weiß, was er zu tun hat; kurze Reflektion & Verabschiedung. Mein Input liegt dann bei ein bis zwei Prozent.

Mit meiner Co habe ich in unserer Klasse eine Art „Klassengesellschaft“ eingeführt. Die Schülerinnen und Schüler schätzen sich selbst auf einem bestimmten Level ein (1-3) und entsprechend dem Level genießen sie mehr oder weniger große Freiheiten. Die höchste Kategorie – Level 1 – zeichnet sich durch hohe Verlässlichkeit und hohes eigenverantwortliches Arbeiten aus. Ein Viertel meiner Klasse hat dieses Leistungsniveau erreicht. Sie haben das Recht, während der Lernbüros den Raum zu verlassen und sich irgendwo in der Schule, auf dem Schulhof oder im nahegelegenen Wäldchen einen ruhigen Ort zu suchen um dort zu arbeiten. Dieses Privileg nehmen die Kinder z.T. auch während meines Mathematikunterrichts wahr: Nach der Begrüßung verabschiedet sich ein Teil der Klasse und ich sehe sie nur zwischendurch mal wieder, wenn sie eine Frage haben.

Möbel für die Klassengesellschaft 1Für sie haben wir nun eine Handvoll mobiler Tische gekauft. Damit lässt sich auf jeder Bank, jedem Vorsprung oder auch auf dem Boden sitzend arbeiten und schreiben und lesen.

All das entspricht unseren Bestrebungen, die Kinder zu immer größeren Freiheiten zu führen, schulisches Lernen im Gleichschritt mit immer mehr Verantwortung, immer mehr Spaß und immer mehr Leidenschaft und Intensität zu verknüpfen.

Ich liebe es.

 

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3 Gedanken zu „Möbel für die Klassengesellschaft“

  1. Wie funktioniert das mit der Aufsicht wenn nicht klar ist wo die Schülys sind? Die hiesige Schulleitung sieht schon Probleme dabei (und rät daher davon ab), eine Klasse während einer Stunde auf zwei benachbarte Räume aufzuteilen.

    1. Schule ist je per se erstmal kein Gefängnis: Die Grundsätze der Aufsichtspflicht beinhalten, dass Aufsicht kontinuierlich, präventiv und aktiv erfolgen muss – aber nicht permanent. Den Raum verlassen dürfen Kinder, die sich als absolut verlässlich erwiesen haben und denen man zutrauen kann, vernünftig zu arbeiten. Spricht ja nichts dagegen, dass ich trotzdem zwischendurch meine Runden drehe und mal einen Blick auf die Kinder werfe.

      Dein vorgebrachtes ‚Argument‘ seitens der Schulleitung sehe ich eher kritisch. Wenn man dem vernünftigen Teil der eigenen Schülerschaft nicht zutraut, für einige Zeit unbeaufsichtigt zu arbeiten, wirft das in mir jede Menge Fragen auf.

  2. Die Schulleitung misstraut da eher nicht der Schülerschaft sondern befürchtet rechtliche Folgen wenn etwas passiert und die zuständige Lehrkraft anderswo war. Ich kann nicht einschätzen wie fundiert oder paranoid das ist.

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