Die Physik von Hollywood
Die letzten Tage habe ich sehr genossen und war gleichsam ganz fleißig. Das elende Hühnerhaus ist fast fertig – tatsächlich fehlt nur noch eine kleine…
Die letzten Tage habe ich sehr genossen und war gleichsam ganz fleißig. Das elende Hühnerhaus ist fast fertig – tatsächlich fehlt nur noch eine kleine…
Vergangene Woche gab ich meinen 12ern eine Recherche-Aufgabe mit auf den Weg: Ausgehend von einer Star Trek-Sequenz sollten sie in Erfahrung bringen, wozu der Heisenberg-Kompensator…
Mit den Jahren ist das Blog ganz schön angewachsen – damit viele schöne Dinge nicht verloren gehen, braucht es einige Übersichtsseiten wie diese. Ein anderes…
Meinem 10er-Physikkurs habe ich eine Idee nahegebracht. Ausführlich über Möglichkeiten und Arbeitsaufwand gesprochen und ihnen die Wahl gelassen, sich da reinzustürzen, zu Ruhm und Ehre…
Vorbemerkung: Dieser Artikel dient mir selbst zur Strukturierung meiner Gedanken und mag dem ein oder anderen einen Einblick darin geben, wie Unterricht geplant wird.
Nicht, dass ich die Sommerferien nicht genießen würde.
Die vergangenen Tage habe ich nichts anderes gemacht, als in der Sonne zu braten und das Leben zu genießen. Ich merke dann nach kurzer Zeit der Tatenlosigkeit, wie meine Gedanken anfangen zu rotieren. Ich grüble, denke, probiere, lese.
Im Augenblick steht mein Physikunterricht im Zentrum meines Denkens:
Wie kann mein Unterricht so großartig werden, dass die Schüler keine Stunde verpassen wollen?
In dieser Phase (ich habe ja noch einige Wochen Zeit, bis es wieder losgeht) sammle und sortiere ich das, was ich schon weiß, erlebt habe oder mich an irgendeiner Stelle beeindruckt hat.
Der Reihe nach.
Martin Wagenschein
Wagenschein war ein deutscher Physiker und Pädagoge, der sich stark im Bereich der Fachdidaktik engagierte. Er entwickelte das genetische Lernen weiter und kritisierte am normalen Unterricht vier Punkte, die er “Verdunkelndes Wissen” nannte:
Bei aller Kritik an Wagenschein ist sein Ansatz zu genetischem Lernen fantastisch: Dinge müssen richtig verstanden und nicht blind auswendig gelernt werden. Konkretes Beispiel: Meine Wahrnehmung sagt mir, dass die Sonne (!) sich um die Erde dreht. Die Sonne “geht auf”. Wie kann man sauber beweisen, dass dem nicht so ist? Und zwar ohne die genannten Apparaturen (die doch wieder nur irgendetwas behaupten) und ohne Fachsprache, die Fachwissen vortäuschen, aber kein echtes Verstehen vermitteln kann.
Martin Kramer
Kramer ist Theaterpädagoge und Lehrer in Tübingen. Seine Bücher Physik als Abenteuer empfehle ich wärmstens. Sein Ansatz: Was ich erlebe, brauche ich nicht zu lernen. Er arbeitet viel mit Darstellen und Gestalten, nutzt Kuscheltiere und Schüler für anschauliche Modelle. Seine Arbeit empfinde ich gleichermaßen als brillant und herausfordernd – da bei uns Physik nur in 7 und 10 unterrichtet wird, ist es aber schwer, die Schüler richtig zu packen. Bei ihm würde ich gerne hospitieren.
Christian Spannagel
Spannagel war mein Professor in Ludwigsburg, mittlerweile lehrt er in Heidelberg. Bei ihm ist mir der flipped classroom zum ersten Mal begegnet: Seine Vorlesung kann soll man sich auf Youtube ansehen – in der Uni selbst werden dann Fragen besprochen und Gelerntes angewandt. Eine Umsetzung an Schulen findet hier und da statt. Auch meine Schüler erzählen mir, dass sie sich dieses und jenes in Youtube-Videos noch einmal erklären haben lassen. Finde ich grundsätzlich spannend – aber meinen eigenen Unterricht in Youtube zu stellen, kann ich mir aus verschiedenen Gründen nicht vorstellen. Trotzdem ist der Gedanke, Lernen auszulagern, prinzipiell aufregend.
Außerdem denke ich an meine eigene Lerntheke Filme im Physikunterricht – das war schon ziemlich cool. Allerdings sind diese Beispiele nur nützlich, wenn man die Gesetze schon kennt. Zum verstehen (warum ist Kraft das Produkt aus Masse und Beschleunigung?) taugt sie nichts. Spannend war überdies jener Physikkurs, der ein rein digitales Heft führen sollte. Auch diesen Schülern hat das durchaus Spaß gemacht.
Auf SPIEGEL Online ist heute ein weiterer Artikel von mir erschienen – dieser Beitrag bezieht sich darauf. Der Artikel steht hier: Klick. Konkret geht es…
Nach wie vor bin ich ein großer Verfechter von offenen Unterrichtsformen, insbesondere Lerntheken. Meine Erfahrungen damit sind durchweg positiv und auch die Schüler nehmen diese Form des Arbeitens gerne an.
Während ich in Mathematik 90% meines Unterrichts mit dieser Methode gestalte, ist das im Fach Physik nicht so leicht zu realisieren: Dort wird praktisch jede Woche ein neuer Themenbereich aufgegriffen, neue Formeln erarbeitet und neue Begriffe gelernt. Während ich in der Mathematik sechs Wochen lang ‘Bruchrechnen’ üben kann, muss ich in der Physik in der gleichen Zeit die Kinematik, die Massenträgheit, den Begriff der Kraft, dann den Impuls und anschließend die Hebelgesetze lernen.
Glücklicherweise muss ich mich in meinem Oberstufenkurs keinen Abitursvorgaben unterwerfen, so dass ich mir nun – nach einem Quartal des Arbeitens – ein wenig Zeit nehmen kann, das Gelernte zu wiederholen. Im letzten Jahr tat ich dies mit einer Lerntheke zur Filmphysik und für dieses Jahr habe ich mir etwas neues ausgedacht. Mehr aus Spaß und Neugierde habe ich die aktuelle Lerntheke im Steampunk-Design entworfen, das ist ein Kunstgenre, welches (sozusagen) die moderne Technik mit dem Design des viktorianischen Zeitalters verknüpft.
Ich habe da diesen unglaublichen Oberstufenphysikkurs. Mitlesende Lehrer werden solche Kurse kennen und vielleicht erinnert sich der ein oder andere an sein eigenes Schulleben: Es gibt so Kurse, da passt die Chemie einfach. Dieses Jahr sehen wir uns Donnerstagnachmittags in der 9. Stunde – und stets ist der Kurs vollzählig, immer gut gelaunt. Eigentlich fehlen nur noch eine Tasse heißer Kaffee und ein Stückchen Kuchen, um es noch heimeliger zu machen. Ich. liebe. diesen. Kurs.
Er ist ein Highlight.
Physik ist ein – wie ich finde – sehr, sehr anspruchsvolles Fach: Anhand einfacher Beobachtungen werden merkwürdige Begriffe erfunden und abstrakte Größen eingeführt. Auch jener Kurs kämpft zuweilen mit dem Verständnis.
Ich selbst bin nicht so besonders klug: Zeit meines Lebens habe ich mich mit Physik sehr, sehr schwer getan. Was genau ist eine Kraft? Wieso ‘weiß’ der Magnet, dass da ein zweiter Magnet in der Nähe ist? Was ist Strom? Was ist Licht? Wieso braucht Licht kein Medium, um sich auszubreiten?
Ich muss die Dinge
herunter-
brechen.
Am schönsten ist Physik für mich dann, wenn man sich ganz einfachen Problemen widmet. Betrachtet einmal die folgende Zeichnung: