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Bibel

#19 Musik

Vor einigen Tagen wurde meine Tochter beim Wocheneinkauf zur Umkehr aufgerufen, um nicht in der Hölle zu enden. Vor dem Supermarkt stand ein sehr überzeugter Herr auf einer kleinen Bühne und spielte mit Puppen die Jesus-Geschichte nach. Vor ihm saßen staunende Grundschulkinder auf einer flauschigen Decke und darum herum standen (mehr oder weniger) interessiert dreinblickende Erwachsene und lauschten. Begriffe wie “Sünde” und “Vergebung” und “Umkehr” und “unfehlbar” drangen dumpf in meinen Kopf.

Eine unsanfte Erinnerung daran, dass das Siegerland die NRW-Version des amerikanischen Bible Belts ist.

Ich gehöre zu den Menschen, die sich zusammennehmen müssen, wenn vor ihnen jemand eine BILD-Zeitung kauft. Oder kleine Kinder anpredigt.

#16: Hatten sie nur zuviel Wein?

Ich lasse mich leicht begeistern.

Von technischen Spielereien. Von wissenschaftlichen Fakten. Von Menschen. Von Berufen.
Einer der grandiosen Zufälle meines Lebens ist, dass ich mit einer Pastorin verheiratet bin. Wo ich Kirchen oder biblische Texte wie ein Trottel betrachte, weiß meine Frau oft die irrsten Zusammenhänge.

Darum beneide ich sie.

Aber es läßt mich immer wieder sprachlos zurück, wenn sie mir hier und da ein wenig von ihrer Welt eröffnet.
So wie heute.
Heute feiern wir Pfingsten, ein Fest, das sich von Pentacosta ableitet, das ist griechisch und bedeutet “fünfzig”. Pfingsten gilt als die Geburtststunde der Kirche. Kirche. Was immer einem in den Sinn kommt, wenn man an den Begriff Kirche denkt – hier ging es los.

#15: Annahmen und AA-Treffen

P1010031Einer meiner Lehrer erzählte mir mal, es gäbe drei Stufen der Mathematik: In der ersten Stufe würde man mit Zahlen rechnen; in der zweiten Stufe mit Buchstaben (x²+y²=z²) aber die eigentliche Mathematik sei in der dritten Stufe zu finden – dort würde man nur noch mit mathematischen Konstrukten und Gebilden um sich werfen.

Wenn man sich einen solches mathematisches Konstrukt ansieht, dann muss es bspw. über ganz bestimmte Elemente verfügen, damit es ein mathematischer „Körper“ ist.

Kluge Physiker haben irgendwann einmal verwundert bemerkt, dass sich die Bausteine der Atome in ganz bestimmte Strukturen einfügen – und diese Strukturen entsprechen haargenau solchen mathematischen Körpern. Und da man bei einem mathematischen Körper wusste, welche Elemente es alles gibt – folgerte man daraus, dass auch noch ein paar subatomare Bausteine an dieser oder jener Stelle zu finden sein müssten.

Nach dem Higgs-Boson, welches als Gottesteilchen zu zweifelhaftem Ruhm gelangte, wurde also nicht einfach so gesucht – sondern anhand mathematischer Konstrukte ahnte man, dass es an einer bestimmten Stelle zu finden sei.

Verblüffend.

Vor einigen Jahren hatten meine Frau und ich einen Kunstprofessor zu Besuch. Ich erwähnte in einem Nebensatz, wie wenig ich von Kunst verstünde und jener Professor erklärte beiläufig, welche tausend Details in einem klassischen Bild zu finden seien. Was die Farben und die Pinselführung aussagte. Welche Symbole und Andeutungen eingearbeitet seien. Es war atemberaubend. Er konnte Bilder lesen.

Ein alter Studienfreund von mir loggte sich einmal – hunderte Kilometer entfernt sitzend – in meinen Computer ein, erstellte im Hintergrund einen neuen Benutzer und das alles während wir gemütlich telefonierten und ich nebenher im Internet surfte und nichts davon wahrnahm. Ein Zauberer in meinen Augen.

Wenn ich solchen Leuten beim Denken, Reden, Arbeiten zusehe, dann komme ich ins Staunen. Wie ein Kind. Ich bin seit zehn Jahren mit einer Pastorin verheiratet – und immer wieder erhalte ich Einblicke und staune, staune, staune.

Ich schreibe das, weil ich – als Christ – in meinem Glauben mit der Bibel anfangen muss. Und die Bibel – wie wir alle wissen – ist die Urheberin zahlreicher Probleme.

Einige Menschen verachten sie – ohne wirklich zu wissen, was darin steht, andere betrachten sie als Hindernis auf dem Weg zu Entwicklung und Aufklärung und wieder andere haben seit Jahren die gleichen Verse auf den Lippen und fragen sich, warum ein jeder – inklusive sie selbst – so gelangweilt ist. Und manche tragen so viel Last und Gepäck mit sich herum, dass sie gar nicht wissen, wo sie anfangen sollen.

Mich fasziniert die Bibel sehr. Über die Jahre hat sie sich mir mehr und mehr erschlossen, habe ich mehr und mehr Zugang zu Texten gefunden weil ich mehr und mehr verstanden habe.

Wenn du also ausgebrannt oder genervt bist oder voller ätzender Erfahrungen steckst, wenn es um die Bibel geht – dann ist das heute ein Text für dich 🙂

#10: Die Macht eines Gedichts

Bis hierher haben wir uns ein paar Erzählungen aus der Bibel angesehen, den Kontext betrachtet und die Einbettung in die Geschichte und wie die Welt seinerzeit aussah und das viele dieser Geschichten nur oberflächlich betrachtet voneinander unabhängige Erzählungen sind.
Es gibt einen roten Faden.
Als nächstes dann wollen wir diesen roten Faden tiefer ergründen und schauen, wie er mit der menschlichen Entwicklung verwoben ist.

In einem Artikel erwähnte ich einmal, dass die Bibel mit einem Gedicht beginnen würde (der Artikel ist lang, aber lesenswert) (er ist wirklich sehr lang – aber auch wirklich lesenswert). Einige weitere Gedanken dazu.

#9: Adam & Eva

Adam und Eva

Im Physikunterricht spreche ich jedes Jahr aufs Neue über die Entstehung unseres Sonnensystems. Ich erzähle davon, dass die Sonne vor allem aus (den leichten und kleinen Atomen) Wasserstoff und Helium bestünde und dass alle schweren und großen Elemente um uns herum (wie Sauerstoff und Kohlenstoff und die Tafel vorne und die Kreide und meine Ohrläppchen und überhaupt alles) aus dem Inneren einer explodierten, alten Sonne entstammten. Eine Supernova sei so etwas wie ein Backofen für Elemente. Dort verbacken die leichten Elemente zu schweren.

Am Schluss solcher Stunden kommen zuweilen Schüler nach vorne, bedanken sich für die nette Geschichte und versichern mir, dass sie das nicht glauben würden. Es sei hübsch konstruiert und nett erzählt – aber doch ziemlich weit hergeholt.

Hm.

Aktuelle Umfragen aus den USA belegen, dass knapp die Hälfte der Bevölkerung davon ausgeht, dass die Erde nur wenige tausend Jahre alt ist. In Deutschland bezweifelt etwa ein Drittel die Evolutionstheorie.

Hmm.

Die Vorstellung, jemand nähme die Adam & Eva-Erzählung als Tatsachenbericht, schien mir lange Jahre völlig absurd. Bis jene Schüler vor mir standen und mir höflich mitteilten, dass ihr Physiklehrer gerade ihren Glauben mit Füßen trat.