Einigermaßen aufmerksam verfolge ich das weltpolitische Geschehen. Rede ich mir zumindest ein.
Denn natürlich erfahre ich alles nur durch den Filter des Journalisten. Und immer, wenn mir das bewusst wird, ärgere ich mich. Dass ich nicht kritischer lese. Dass ich Dinge einfach so übernehme.
Neulich war wieder so ein Beispiel.
“Lady Geräuschlos” titelt der SPIEGEL über die neue EU-Außenministerin. “Die Enttäuschung […] ist groß”, “zwei Unbekannte”, “gelten als blass” wollen dies aber durch “selbstbewusstes Auftreten kaschieren”.
Kritisch setzt sich der SPIEGEL mit ihr auseinander. Am Ende habe ich den Eindruck, da ist eine absolute Pfeife zur Außenministerin gewählt worden.
Einen Tag später überfliege ich einen Artikel aus dem STERN: “Europas neue starke Frau” der Titel.
Nanu? Haben wir jetzt zwei Außenministerinnen?
“Als Handelskommissarin brachte sie die EU-Wirtschaft spürbar voran, nun wird Baroness Catherine Ashton Europa in der Welt vertreten. Kann sie das? Bisher meisterte sie alle neuen Aufgaben mit Bravour.”
Am Ende habe ich den Eindruck, eine Könnerin, eine, der Handeln wichtiger ist als Reden, ist zur Außenministerin gewählt worden.
Zwei völlig unterschiedliche Berichte über die gleiche Frau.
Ich bleibe ratlos zurück. Wer ist sie denn jetzt? Pfeife oder Superfrau?
Und vor allem ärgere ich mich über mich selbst. Wie oft lese ich Artikel ohne mich kritisch damit auseinanderzusetzen? Um mir ein vernünftiges Urteil zu bilden, müsste ich viel mehr lesen, viel mehr wissen und viel weniger reden.
Da halte ich es dann mit Hiob.
“Ich lege meine Hand auf meinen Mund. Einmal habe ich geredet und dann noch einmal – aber ich will es nicht wieder tun; ich habe schon zu viel gesagt!”
Tja, und in unserem kleinen Leben ist das nicht anders. Ständig werden Menschen „festgelegt“. Toll, wenn man das mit Freiheit und Mündig werden lassen, durchbrechen kann. Da lob ich mir mal wieder Bildung und hoffe, dass wir sie nutzen. 😉
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.