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Angst vor der Mathematik [SiS]

Ich befürchte Schlimmes.

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[Schule im Schaubild]

6 Gedanken zu „Angst vor der Mathematik [SiS]“

  1. Zusammen mit der leider häufig verbreiteten Aussage von Eltern „Ich konnte ja auch kein Mathe“ könnte das eine gute Erklärung sein… Leider kein Scherz – Viele Eltern blockieren mit solchen Aussagen Ihre Kinder beim Beseitigen von Matheproblemen

  2. Zwar sagen viele Eltern so etwas, aber es ist eine Entschuldigung, weil sie sonst verzweifeln würden, denn sie wissen nicht, wie sie ihrem Kind helfen können.

    Ich selbst war ganz gut in Mathe und verstehe deshalb vielleicht nicht, warum mein Kind das nicht blickt. Da aber der Mathelehrer auch keine Idee hat, wie man das Problem angehen könnte, sucht man irgendwann etwas Tröstendes. Vielleicht: Man kann auch ohne Mathe im Leben glücklich werden?

    1. Von dem, was ich bisher gelesen habe, glaube ich nicht, dass Lucy ein hoffnungsloser Fall ist. Das sage ich auf Grund meiner eigenen Erfahrungen (gestartet am Gymnasium im Dreierbereich in Mathematik, dann und wann auch eine Vier, am Ende dann im Einserbereich).

      Es gibt so ein paar Grundeinstellungen/-vorgehensweisen in der Mathematik, die man kennen muss, die aber von vielen Lehrern selten explizit oder nicht mit dem nötigen Nachdruck vermittelt werden.

      Was Lucy und die Prozentrechnung betrifft, da fallen mir zwei Dinge ein, die wichtig sein könnten:

      – Zu meiner Zeit wurden viele Sachen „definiert“ (meine Schulzeit: 92-05). Ich vermute, dass ist auch heute noch so. Für mich war das sehr lange Zeit immer so etwas „zur Kenntnisnahme“. Nur das reicht nicht. Definitionen muss man auswendig lernen wie Vokabeln (später kann und sollte man sich fragen, warum man eine Definition so und nicht anders gewählt wurde). Bei mir hat es bis zum Studium an einer amerikanischen Spitzenuniversität gedauert, bis ein Dozent mal auf die Idee kam, Definitionen in einer Prüfung direkt abzufragen. Derselbe Professor hat uns auch klar gemacht, warum es nicht reicht die Definition „so ungefähr“ zu kennen. Er erzählte von einem Grundschullehrer der seine Schüler gefragt hat, ob zwei eine gerade Zahl sei (was die Schüler bejahten), ob drei eine gerade Zahl sei (was die Schüler verneinten), und schließlich, ob sechs eine gerade Zahl sei: ein Schüler meldete sich und antwortet, ja, sie sei durch zwei teilbar, und zwei sei gerade. Daraufhin meldete sich ein anderer Schüler, der antwortete, dass sechs auch durch drei teilbar sei, und somit müsse es eine ungerade Zahl sein. Daraufhin brach eine Diskussion unter den Schülern aus und man einigte sich am Ende darauf, dass sechs gerade und ungerade sei. Fazit: Nur wer die Definition kennt, kann die Frage beantworten. Durch „logische Überlegungen“ lässt sich eine Definition nicht erschließen, sie ist ja immer irgendwo willkürlich (was nicht heißen soll, dass es nicht gute Gründe gibt, gerade Zahlen als solche zu bestimmen, die durch zwei teilbar sind). Wenn man Definitionen aber nur implizit abfrägt („ist sechs eine gerade Zahl“), dann kann man richtige Antworten aus den falschen Gründen bekommen (und man merkt als Lehrer nicht, dass es da ein fundamentales Problem gibt).

      – Der Sprachgebrauch/implizite Definitionen: Es gibt in der Mathematik einen Sprachgebrauch, der durch mathematische Ausdrücke codierbar ist. Wie die Definitionen muss man auch den erlernen. Zum Beispiel wenn es heißt „70% Rabatt“. Ich erinnere mich noch, dass ich mir als Schüler nicht sicher war, ob man damit meint

      Neuer Preis = Alter Preis * 70%

      oder

      Neuer Preis = Alter Preis – Alter Preis * 70% = Alter Preis * 30%

      Letztlich ist das eine implizite Definition, man „meint halt“ das Letztere.

  3. Lieber Streicher,

    das ist ja einer der intelligentesten und besten Kommentare, die ich seit einiger Zeit gelesen habe (und das im Internet!) 😀

    Gerne mehr davon 😉

    Ich selbst habe auch erst im Studium bemerkt, wie wichtig es ist, dass man die Definitionen in- und auswendig kennt, ebenso wie die Voraussetzungen der mathematischen Sätze. Andernfalls stochert man nur so im Nebel herum, aber kommt auf keinen grünen Zweig! Zu verdanken habe auch ich es einem Professor, der bis ins kleinste Detail auch Definitionen wissen wollte.

    Das hast du wirklich sehr schön beschrieben und ich versuche den Schülern eben das zu vermitteln: Alle büffeln ihre Vokabeln in Englisch/Spanisch/Französisch, doch die paar Formeln der Physik oder Definitionen der Mathematik mag man nicht lernen… Vielmehr stochert man so bisschen rum, schreibt was hin und denkt dann, man könne es eh nicht. Falsch! Mit ein bisschen Anstrengung und Lernen kann man es auf einmal. Und der Erfolg wird beflügeln. Ich hoffe, dass ich dies vermitteln kann.

    Würde mich freuen hier noch mehr von dir zu lesen.

    1. Lieber asriel,

      vielen Dank für die freundlichen Worte – die gibt es im Internet auch nicht so oft 🙂

      Ein paar Gedanken spuken mir schon noch im Kopf herum; wenn ich mal eine ruhige Minute finde, und es einen passenden Beitrag, werde ich sie hoffentlich teilen können. Es würde mich schon interessieren, ob andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

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