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Bildungsgipfel oder Bildungsforschungstagung?

Ein wirklich langer Fortbildungstag liegt hinter mir.
Nach einer Einführungsrede der Bundesministerin für Bildung Bettina Stark-Watzinger gab es einen sehr aufschlussreichen Impulsvortrag von Prof.Dr. Pant über Bildungsgerechtigkeit. Besonders im Gedächtnis ist mir geblieben, dass in der schulischen Praxis oft die soziale Bezugsnorm zur dominierenden Notengebungspraxis wird. Seine Einschätzung zu Bildungsgerechtigkeit war beeindruckend.
Im Anschluss zwei Diskussionsrunden mit Politikern, die – für mein Empfinden – Zeitverschwendung waren. Vertreter von Bund, Land und Kommunen, von Gewerkschaften und Eltern- und Schülerverbänden sind sich alle einig: Es muss was getan werden. Aber was.. Hm. Und wie? Hm. Ist halt schwierig und bleibt oft im Dunkeln.

Wäre dieser Bildungsgipfel eine schulische Projektwoche, würde ich im Nachklang diagnostizieren: Der Zweck ist nicht klar geworden, die Zielgruppe war nicht konkret benannt. Dadurch entsteht bei (einfach gestrickten) Teilnehmern (wie mir) eine kognitive Dissonanz: Ich weiß nicht, ob ich angesprochen bin, weiß nicht, ob die Vorträge sich überhaupt an mich richten. Also fühle ich mich unwohl. Muss jetzt irgendwas tun?

Das Gefühl setzt sich auch im Nachmittag, wenn aus dem „Bildungsgipfel“ die „Bildungsforschungstagung“ wird, in den wissenschaftlichen Vorträgen fort. Vor einem bildungsinteressierten (heterogenen) Publikum werden Forschungsbereiche angerissen und vorgestellt. Die Leute sind kompetent und begeistert von ihren Gebieten – aber wenig davon nehme ich mit. Nichts davon ist relevant für meinen Alltag. Die Diskussionsrunde im Anschluss ist interessant – aber in der Bedeutung vergleichbar mit einem Abend unter alten Bekannten: Man parliert ein wenig. Aber welchen Erkenntnisgewinn hat irgendwer der Teilnehmenden?
Aber muss ich überhaupt etwas mitnehmen? Oder reden hier eigentlich Bildungswissenschaftler zu Bildungswissenschaftlern und ich bin nur der Erstsemestler ohne Ahnung?

Durch die heterogene Zuhörerschaft wirkt die gesamte Tagung auf mich wie eine Alibiveranstaltung der Politik: Seht her, wir laden Leute ein und diskutieren. Aber wirklich diskutiert wird nicht. Und wirkliche Erkenntnisse werden auch nicht ausgetauscht.
Vielleicht ist mein Eindruck auch falsch (vermutlich) – aber dann hat diese Veranstaltung ein Kommunikationsproblem.

Vielleicht, denke ich, hat die gesamte Bildungspolitik ein Vermittlungsproblem. Die Sache ist so komplex, so vielschichtig, dass sie kaum jemand versteht. Es lässt sich auch niemandem erklären, warum eine Schule über städtische und nicht-städtische Mittel verfügt und das eine nur vom einen und das andere nur vom anderen Topf bezahlen kann. Es ist schlicht nicht zu vermitteln, warum sich die Länder untereinander und der Bund gegenseitig blockieren. Dem letzten, dem diese Form der Kommunikation wirklich gelang, war Robert Habeck, der in kurzen Videos u.a. aus Katar erzählte, warum er da sei und was er gerade täte. Der vorletzte war der Drosten-Podcast. Das hat mich abgeholt, mitgenommen. Mir Dinge erklärt.

Aber vielleicht sollte man meinen Eindruck auch nicht zu hoch hängen: Am Ende bin ich nur ein unbedeutender Lehrer aus einer kleinen Stadt. Was weiß ich schon.

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