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Langweiliger Unterricht

„Herr Klinge, alles in Ordnung?“
„Ehrlicherweise: Nein!“

Langweiliger Unterricht 1Ich unterrichte in diesem Halbjahr einen Technikkurs, der zu Beginn des Kurses einer „typischen siebten Klasse“ entsprach: Es war laut und wild und desinteressiert. Im ersten Halbjahr durften die Schüler*innen im Hauswirtschaftskurs selbstständig kochen (und gemeinsam essen) und mussten bei mir jetzt Werkzeugkunde pauken, sägen und feilen lernen und allerhand langweiliges Zeug.

Wie immer frage ich neue Kurse ab, was ihre Erwartungen an mich und den Unterricht seien und erkläre dann auch, was meine Zielvorstellung ist.

Jetzt, vier Monate später, entspricht der Technikkurs ziemlich genau dem, was ich unter idealen Voraussetzungen verstehe: Ich bin nämlich ziemlich überflüssig.
Wir bauen aktuelle Werkzeugträger aus Holz. Die müssen gesägt, geschliffen und geleimt werden, anschließend recherchieren wir nach Möglichkeiten des Holzschutzes. Und was habe ich dabei zu tun?

Ich schließe den Raum auf.

Die Kinder wissen, wo das Werkzeug ist und gehen damit sachgemäß um. Sie helfen einander, wenn jemand zurückhängt. Hin und wieder stellt mir jemand eine Frage oder bittet um Hilfe, wenn der Bohrkopf in die Ständerbohrmaschine eingespannt werden muss.

Und sonst?

In keinem Unterricht schaue ich so oft auf die Uhr. Kein Kurs langweilt mich so sehr, wie dieser Technikkurs. Denn ich habe absolut nichts zu tun.

Auch den Kindern fällt das auf. Die ersten schlagen vor, sich richtig ätzend zu benehmen, damit ich was zu tun habe. Hier und da spotten die Kinder und stellen mir völlig stumpfsinnige Fragen („Herr Klinge, mit welchem Ende der Säge sägt man?“) und bringen mich zum Lachen.

In jedem einzelnen Kurs ist es mein ausdrückliches Ziel, mich selbst überflüssig zu machen. Die Kinder zu verhelfen, „mündige“ Menschen zu werden.

Aber wenn ich es dann mal erreicht habe, ist auch nicht recht.

2 Gedanken zu „Langweiliger Unterricht“

  1. Ach, komm. 🙂 So ein Päuschen machen zu können während des Unterrichts, also mir wäre es sehr recht, und das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, ist doch auch schön. Ich habe das aber nur einmal selber erlebt bisher, glaube ich.

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