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Sprachförderung im Unterricht

Ich weiß, dass sich Vergleiche verbieten und auch in höchstem Maße subjektiv sind – aber meine aktuelle Klasse bereitet mir so viel Freude, wie ich mich auf jede einzelne Begegnung mit den Kindern freue.

Zum Teil liegt das sicher auch an meiner Erfahrung: Im Laufe der Zeit lernt man, an welchen Tagen man die Zügel anzieht und wann man auch mal losläßt. Letztes Jahr habe ich das ein oder andere Mal in erschöpfte oder völlig aufgedrehte Gesichter geblickt und auf die Frage „sollen wir es heute lassen?“ verständnisvolles Nicken geerbt.

Auch das gehört dazu – den Lehrplan manchmal Lehrplan sein lassen und den Menschen sehen.

Nun sind wir in der siebten Klasse – Beginn des Aufruhrs und der Pubertät. Viele Puzzleteile kommen nun zusammen: Die kreisförmige Sitzordnung ist nach wie vor mein absoluter Favorit. Es zahlt sich aus, dass meine Co und ich in den letzten zwei Jahren sehr viel Wert auf gemeinschaftliches Miteinander gelegt haben. Gruppen- und Teamspiele wurden so oft gespielt, dass mir zum einen die Übungen ausgegangen sind und zum anderen die Kinder den Dreh raus haben: Es wird sofort gemeinschaftlich nach einer Lösung gesucht.

Das führt dazu, dass man im Unterricht sehr schnell und sehr zielstrebig vorwärts kommt.

Glückliche Umstände bedingen, dass ich Freitags in der letzten Stunde meine eigene Klasse habe – „Beratung“, wie es bei uns heißt. Eine Stunde, die wir Lehrkräfte einigermaßen frei gestalten können.

„Wie wollen wir die Stunde gestalten?“, habe ich gestern gefragt. Quatsch wie „mit dem Handy spielen“ oder „chillen“ steht und stand nie zur Diskussion. Zwei Kinder melden sich: Sie würden gerne die Hälfte der Zeit für ihre Leistungsaufgaben nutzen (andere zum Vokabellernen) und dann könnten wir die letzte halbe Stunde spielen.

Ich mag es, wenn die Schülerinnen und Schüler in zunehmendem Maße Verantwortung für ihre Zeit übernehmen. Mitgebracht habe ich „Activity“ – ein Spiel, bei dem man Begriffe erklären, malen oder pantomimisch darstellen muss. Von den Kindern selbst kam der Vorschlag, die Gruppen durch abzählen zu bestimmen, damit niemand am Ende übrig bliebe.

Dann ging es los. Den Gewinnern versprach ich eine Pizza, dem zweiten Platz auch und der dritte Platz würde auch Pizza bekommen. Wie schon bei den Sportturnieren der Schule ist mir wichtiger, dass wir gemeinsam spielen, als dass sich einzelne mit Ellbogen und giftigen Kommentaren durchsetzen. Das kommt früh genug im Leben.

45 Sekunden hatten die Kinder, ihrer Gruppe jeweils dengesuchten Begriff nahezubringen.

Wie bei jedem Spieleabend mit gut gelaunten Spielern war auch hier das Spektakel groß: Es wurde gelacht, gejohlt, geschrien, gefrotzelt.

Und mir fällt auf, wie eingeschränkt der Sprachwortschatz der Kinder ist. Das bezieht sich nicht nur darauf, dass sie Begriffe wie „Semmel“ oder „Doppeldecker“ nicht kennen. Es ist vor allem an der Schwierigkeit zu bemerken, Begriffe zu eklären.

Mit dieser Perspektive ist die Beratungsstunde dann weder „Spielstunde“ noch vergeudete Zeit – sondern Sprachförderung. Als es schließlich klingelt und meine Kinder ins wohlverdiente Wochenende ströhmen, tun sie das gut gelaunt und glücklich.

Ich sagte es: Ich liebe die Zeit mit meiner Klasse.

Ein Gedanke zu „Sprachförderung im Unterricht“

  1. Oh ja, Activity kenne ich auch, setze ich auch hin und wieder mal im Physikunterricht ein:

    Ein Schüler soll den Begriff „Pluspol“ erklären. Er malt einen Magnet und deutet auf ein Ende. Aus seiner Gruppe ruft jemand „Pluspol“. Begriff korrekt erraten… weiter geht’s…

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