Als Vater wird man von den eigenen Kindern immer wieder schonungslos mit dem eigenem Erziehungsstil konfrontiert.
So wie ich mit meiner Tochter spreche, so spricht sie mit mir. Neulich erst gab es so eine Szene.
Wir haben in unserer Familie bestimmte “Regeln”.
“Ich bin der HERR, dein Vater, der dich aus dem Krankenhaus deiner Geburt heraus geführt hat. Du sollst von allem, was du isst, und wenn du es noch so wenig leiden kannst, wenigstens EINMAL probieren.”
Das ist eine gute Regel. Und sie funktioniert.
Wenn sie etwas nicht essen möchte, muss ich nur fragen “Wie lautet unsere Regel?” . Sie antwortet dann “Einmal probieren!” und tut selbiges. Oft schmeckt es ihr wirklich nicht und das ist voll okay. Ich bedanke mich dann bei ihr, sage ihr, wie toll ich es finde, dass sie das probiert hat und zwinge sie dann auch nicht, weiter zu essen. Entscheidend ist, dass sie es probiert hat.
Ich glaube, als Erziehender ist es unendlich wichtig, seine Wertschätzung gegenüber Kindern auszudrücken. Und manchmal, da schmeckt es ihr dann doch und sie ist froh, dass sie sich an “die Regel” gehalten hat.
Vor einigen Wochen nun, nach meinem bestandenen Examen, habe ich von lieben Menschen aus meiner Gemeinde Gratulationen und Glückwünsche und die ein oder andere Flasche Wein erhalten. Insbesondere letzteres ist eine sehr nette Geste – obwohl ich gar keinen Alkohol trinke.
Carolina deutet auf die schwarze Flasche auf dem Esstisch:
“Papa, was ist da drin?”
Ich verziehe das Gesicht.
“Da ist Wein drin, das schmeckt.. bäähh.”
Ernster Blick von Carolina.
“Papa, wie heißt unsere Regel?”
Ich lache verlegen und wiegle ab.
“Naja, aber das schmeckt wirklich nicht.”
Ich blicke auf meine Dreijährige.
Sie lacht nicht.
Sondern schaut mich gerunzelter Stirn ernst an.
“Wie heißt unsere Regel?”
Ich gerate ins Schwitzen. Meine Grundüberzeugung in meiner Erziehung ist, dass für Erwachsene die gleichen Regeln gelten müssen, wie für Kinder! Man quengelt nicht. Manchmal muss man sein Zimmer aufräumen. Und… nunja: Einmal probieren ist unsere Regel.
Erwartungsvoll sieht sie mich an.
“Nun?”
“Ich.. erm… Wie siehts aus, willst du im Fernsehen Schneewittchen gucken?”
“Jaaaaaaaaaaaa.”
Gerade noch gerettet.
Das kennen wir doch! Und die doofe Antwort, man sei erwachsen, deshalb würden andere Regeln gelten, zieht einfach nicht…
🙂
Noch zieht Schneewittchen 🙂
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