Bisher brauchte man in Deutschland das Abitur als Zugang zur Universität. Einzig Meister, Techniker und Fachwirte hatten noch ein eingeschränktes Hochschulzugangsrecht.
Von Humboldts ursprünglicher Version (Prüfung in Latein, Griechisch, Französisch, Deutsch, Latein & Naturlehre) sind wir heute weit entfernt.
Zum Glück. Denn eine besondere Begabung für Sprachen kann ich nicht aufweisen.
Die Süddeutsche Zeitung berichtete vergangene Woche über eine Änderung des Zulassungsrechts in Niedersachsen; dort dürfen zukünftig auch Elektriker und Krankenschwestern studieren.
Konkret: Wer eine Berufsausbildung hat und danach drei Jahre Berufspraxis vorweisen kann, der darf auch ohne Abitur fachbezogen studieren.
Einerseits halte ich eine gewisse humanistische Grundbildung für wichtig. Nicht zum Angeben oder für Günther Jauch, sondern für sich selbst.
Andererseits ist das Abitur auf dem Papier mehr wert, als in der Realität. Wenn wir ehrlich sind – das meiste haben wir nicht nur längst wieder vergessen, wir haben es auch in der Schule nicht wirklich gewusst. Ich befürworte eine erhöhte Durchlässigkeit unseres Bildungssystems – und zwar nach oben.
Wir dürfen in einer Zeit und in einem Land leben, in dem sich jeder von ganz unten nach ganz oben arbeiten kann. Und wenn sich bspw. ein KFZ-Mechatroniker nach vier Jahren zu einem Maschinenbaustudium entschließt, dann sollte man ihm meines Erachtens jede denkbare Unterstützung zukommen lassen.
Auf jeden Fall!
Ich fand es schon immer schrecklich, dass man sich für ein Studium qualifizieren muss.
Natürlich braucht man gewisse Kenntnisse und Qualifikationen.
Aber wenn jemand wirklich eine Leidenschaft hat für ein Fach, ein Thema, eine Wissenschaft sich aber nicht durchs Abitur kämpfen konnte, sollte man ihm dann wirklich das Studium verwehren?
Ich will zwar nicht zu weit zu zurückgreifen, aber einer der größten Denker unserer Geschichte, ein Revolutionär hatte weder einen Schulabschluss, noch sprach er Latein (das war um 15OO pflicht für einen Wissenschaftler).
Leonardo da Vinci. Er lebte für die Leidenschaft an der Natur und der Wissenschaft.
Und übrigens hatte der Begründer der Relativitätstheorie auch kein Abitur 😀
Wie viele Schlaue Köpfe sind uns schon durch unser leistungsbestimmtes System durch die Lappen gegangen.
Vieleicht arbeitet der nächste Albert Einstein gerade im REWE, weil er sein Abitur nicht gepackt hat….
Traurig!
Laut Wikipedia hat Albert Einstein in der Schweiz die allgemeine Hochschulreife erworben, die dort allergings Matura und nicht Abitur genannt wird:
http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Einstein#M.C3.BCnchen_und_Schulausbildung_1880.E2.80.931896
Ich entschuldige mich.
Till! Du hast recht.
Vor allem möchte ich mich bei Einstein entschuldigen.
Es tut mir Leid.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es Genies gibt, deren Talente, dank unseres Systems, unentdeckt bleiben.
Oder? 🙂
Klar, dafür bin ich der lebende Beweis! 😉
Aber im Ernst, man bekommt ja eh nicht mit, wenn Genies unentdeckt bleiben, somit lässt sich das schlecht beurteilen. Aber ich sehe auch weniger Probleme, die sich generell durch ein anderes System lösen ließen. Aber ich kenne jetzt auch keine anderen unentdeckten Genies. Mir hat die Schule / das Abitur viel gebracht, vor allem da ich meine Wunsch LKs hatte und dort auch noch die guten Wunschlehrer. Mit anderen Lehrern hätte das auch direkt viel übler aussehen können. Im Studium ging es dann halt genauso weiter, es gab gute Professoren und schlechte. Ebenfalls fördertern und fördern meine Familie auch meine Ausbildung. Insgesamt würde ich also aus eigener Erfahrung darauf schließen, dass die Menschen, mit denen man zu tun hat, den größeren Einfluß haben, als die systematische Gliederung der Ausbildung.
Es wird bestimmt toll, wenn die ersten Professoren unterrichten, die auf diese Weise zum Studium zugelassen wurden. Dann wird das Studium ja deutlich praxisnäher sein. Aber andersherum wird das bestimmt auch ein großes Problem sein, sich mit jeder Menge praxisferner Theorie beschäftigen zu müssen, wenn man die Praxis schon kennt. Da ist die Enttäuschung, dass einem das Studium wenig auf den Betriebsaltag vorbereitet hat wohl leichter durchgestanden. 😉