Ich bin ein großer Freund spannender Abenteuergeschichten und Übertreibungen. Vielleicht habe ich zu oft die Zamonien-Romane von Walter Moers gelesen, aber ständig sind Zwergpiraten und Gruselmumen auf unserem Dachgeschoss, huschen Ginsterhexen und Fledertratten im Keller und knirschen Skelette und Werwölfe im Kleiderschrank meiner Tochter.
Immer wieder ernte ich besorgte Blicke von anderen Eltern. Ob Kinder in diesem Alter schon mit Ironie klarkämen. Oder mit solchen Horrorgeschichten. Nun… seit gestern bin ich sicher, sie können.
Carolina und ich waren einkaufen. Noch auf dem Parkplatz macht sie unentwegt Faxen, so dass ich sie lachend im Nacken greife und vor mir herschiebe. Carolina gluckst vor sich hin und versucht halbherzig, aus meinem Griff freizukommen. Plötzlich brüllt sie los: “HILFE, EIN RÄUBER!”.
Verblüfft lockere ich meinen Griff – und Carolina saust davon, durch die Glastüren in den Laden. “Hilfe, ein Räuber” ruft sie, während ich hinterherhetze und sie einfange. Die ersten Leute schauen mißtrauisch. Da ist die Mutter mit Kinderwagen wieder und schaut mich böse an. Lachend packe ich Lina und hebe sie hoch, halte ihr dabei den Mund zu. “Hmmpf eim Rmmber”, ächzt sie.
Mit einem strampelnden Kind auf den Armen eile ich durch das Geschäft in Richtung Spielzeugabteilung. Hinterher erkläre ich ihr, dass solche Scherze nicht von allen verstanden werden. Dass jemand die Polizei rufen könnte.
Carolina macht große Augen. “Werde ich dann verhaftet?” “Nein”, beruhige ich sie, um dann maßlos zu übertreiben. “Aber ich!”
Sie aber ist erleichtert. “Ach sooo…”
Ob das genetisch programmiert sein kann, Abstammungslinie väterlicherseits? Oder Training ab „dickem Bauch“? Jedenfalls knuffig! Suggested reading: Die Rote Zora. (Später dann die Arbeiterromane des Autors)