Neulich ist meine Tochter allein in die Gemeinde gelaufen, weil sie unbedingt beim (Senioren-)-Tanzkreis mitmachen wollte. “Keine Sorge, Papa”, erklärte sie mir. “Ich gehe zu Fuß hin und zu Fuß wieder zurück. Du kannst also weiter mit deinem Handy spielen arbeiten.”
“Gut”, erklärte ich mich einverstanden und wies sie dann noch einmal auf die Gefahren der Straße etc. hin. “Sag der Mama, sie soll mir kurz schreiben, wenn du da bist!”
Sie versprach es. Und ging. Natürlich kam kein Anruf. Als ich bei meiner Frau nachfragte, erfuhr ich, dass sie gar nicht dort sei. Und während in meinem Kopf ein entsetzlicher Film ablief, klingelte das Telefon. “Papaaa”, keuchte Carolina, “ich habe ganz vergessen, anzurufen. Nicht dass du denkst, ich bin überfahren! Aber die Mama ist gar nicht da.”
Jahrelang habe ich meine Schwiegermutter grinsend verulkt, wenn sie um einen Anruf nach langer Autofahrt bat. Oder wenn ich einfach nur nicht ans Telefon gegangen bin und sie sich entsetzliche Schreckensszenarien ausmalte.
Und heute?
Natürlich habe auch ich sofort das Schlimmste befürchtet. Der Film im Kopf rattert einfach durch und ich merke, ich bin wie meine eigene Schwiegermutter geworden. Loslassen ist nicht so einfach.
Sorry, Mama!