Bei Bob Blume bin ich über einen wenig beachteten Erlass der KMK gestolpert, demzufolge für alle Lehrer verbindliche Präsenztage während der Ferien unterrichtsfreien Zeit eingeführt werden sollen.
Das “pädagogische Personal solle […] mindestens 5 Tage in der Schule präsent” sein und – soweit ich das Beamtendeutsch verstanden habe – gelten für alle Besoldungsgruppen oberhalb des Studienrats sogar 7 Tage Anwesenheitspflicht. Interessant ist hierbei, dass sich die Tage auf das Kalenderjahr beziehen und das “…auf die persönliche Lebenssituation der Lehrerinnen und Lehrer Rücksicht zu nehmen [sei]”.
Ich halte es grundsätzlich für richtig, dass Lehrer, die mehr verdienen, auch mehr leisten müssen, befürchte aber, dass hierdurch Zwietracht in den Kollegien gesät wird (aber das schreibe ich als jemand von der Gesamtschule mit einem bunt gemischten Kollegium!) Soll da ein einzelner Studiendirektor zwei Tage allein im Lehrerzimmer hocken? Und wie weit darf man seine Tage im Sommer streuen? Aufgrund der unscharfen Formulierung sehe ich außerdem noch weitere ungelöste Fragen auf uns zukommen: Mit Beendigung des Referendariats treten zahlreiche Kollegen ihren Dienst erst im Oktober an – dem zeitlichen Anteil entsprechend müssten sie nun “bis zum Ende des Kalenderjahres” ein Viertel der vorgegebenen Präsenzzeit (= 10 Stunden) abarbeiten. Letztlich würde das bedeuten, sie müssten zwischen den Jahren in der Schule sein. Wer soll das überprüfen? Muss der Hausmeister ihnen morgens aufschließen? Und was, wenn die “persönliche Lebenssituation” der einzelnen Kollegen vorgibt, dass sie alle an unterschiedlichen Tagen ihre Präsenzzeit absolvieren wollen? Ob man in der Schule kreativer und besser arbeitet, als zu Hause? Hm-hm.
Anders als Blume sehe ich aber auch das Potential für Einsparungen: In der ADO kann man in §28 (2) nachlesen, das auch “in den Schulferien […] die Dienstgeschäfte der Schulleitung ausreichend wahrgenommen werden [müsse].” Hier bietet sich doch an, diese Aufgaben den jeweils anwesenden Kollegen zu übertragen. Konsequenz wäre letztlich eine entlastete Schulleitung, die allerortens in dieser Zeit sicher genug zu tun hat.
Ich könnte mir vorstellen, dass es bei der ganzen Aktion aber vor allem darum geht, politisch ein Statement abzugeben: “Seht her, die Lehrer haben 12 Wochen im Jahr Ferien – das gehen wir jetzt an!”
Für mich persönlich ändert dieser Erlass jedoch wenig: Wie Blume schon schrieb, bestehen auch meine Ferien zum Teil aus Korrekturen – entsprechend werde ich wohl beantragen, zwei Tage im Herbst, einen nach Neujahr und zwei an Ostern zu absolvieren und mir die Zeit mit Korrekturen (und evtl. “Dienstgeschäften der Schulleitung) um die Ohren schlagen (mal sehen, was meine angeheiratete Lebenssituation dazu sagt).
An dieser Stelle interessiert mich eure Meinung: Fändet ihr Präsenztage für Lehrer in der Schule gut? (Und schreibt ihr das als Lehrer oder schulferner Mensch?)
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Hallo,
wir haben 30 Tage Urlaub, die wir Ende des Vorjahres einreichen müssen. Diese Tage MÜSSEN in den Ferien liegen. Ansonsten kann es gut und gerne sein, dass wir „Leitungsdienst“ schieben müssen oder als Bereitschaft (Telefonumleitung) eingesetzt sind. Die letzte Sommerferienwoche ist sowieso Präsenz angesagt. Sicherlich ist auch zwischen den Jahren niemand in der Schule, aber von wegen Lehrer haben 12 Wochen Ferien… So gesehen, haben wir es noch schlechter erwischt, als andere… ;o)
LG Katja
Was machst du denn beruflich?
Ich vermute mal, sie ist Lehrerin in Sachsen.
100 Punkte an die Mathefee… Grundschullehrerin.
Hier ebenso.
Eine andere Grundschullehrerin aus Sachsen
Wenn es denn nötig ist, eine Schule während der Ferien zu besetzen – da hätte ich gerne Gründe genannt – fände ich es nicht schlimm. Die großen Ferien würde ich mal auslassen, weil KollegInnen mit schulpflichtigen Kindern die Zeit für die Familie brauchen. Da können sich auch mal die Chefs reinsetzen.
In den kleinen (kurzen) Ferien sähe ich kein Problem. In der Schule kamm man/frau ungestört und gut arbeiten, korrigieren, vorbereiten, Literatur studieren usw.
Als Elter muss ich sagen: totaler Quark.
Mein Sohn ist in der Grundschule, der Ferienort im gleichen Gebäude. Und ich kenne niemanden, der da die Lehrer vermisst. Und wenn man doch einen Termin braucht kann man ja drüber reden.
Wichtiger ist es, für flexible Zeiten am Nachmittag / Abend zu sorgen: wenn Gesprächsbedarf besteht dann zeitnah zu einem Ereignis. Wenn Lehrer jetzt mehr Zeit in den Ferien absitzen müssen dann gibt es weniger Zeit für andere Gespräche…
Diese KMK-Idee landet recht schnell in der Mülltonne, wenn man berücksichtigt, dass die Kommunen als Eigner des Schulgebäudes entgegengesetzte Interessen haben – geschlossene Schulen sparen Energie und Personalkosten.
Genau: In den Ferien werden bei uns die Heizungen heruntergefahren – wenn ich kommen muss, dann komme ich und korrigiere halt dort, selbst wenn es zuhause wesentlich bequemer (weil größerer Schreibtisch) ist, aber bitte im Warmen!
Soweit ich informiert bin, kann die KMK nur Beschlüsse fassen, die das Schulministerium dann umsetzen kann.
Da ich einen Beschluss / einen Erlass dieser Art auf Anhieb nirgends im Netz gefunden habe, kann ich nur spekulieren, ABER wenn es auch um „unterrichtsfreie Tage“ per se geht, dann ist der Erlass in NRW doch längst umgesetzt? Laut ADO „Anwesenheit in der letzten Woche der Sommerferien“ – Schulleitungen könnten darauf bestehen, machen es in der Regel aber nicht im ganzen Umfang. Bei uns sind es seit der Neuordnung der Ferienregelung der Mo und Di, also zwei Tage. Dann gibt es das mündliche Abitur (wer nicht prüft, hat Aufsicht), den Tag der offenen Tür (alle haben mitzumachen), 1 – 2 pädagogische Tage (die Schüler haben frei), Elternsprechtag am Nachmittag (bei uns 2) müssten eigentlich auch gezählt werden, da sind die 5 Tage schon erreicht… Als Chemie-Fachschaft könnten wir so einen Tag dann aber auch mal offiziell zum Sammlung aufräumen einreichen, Korrekturtage sind meineserachtens nur sinnvoll, wenn dann auch die Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.
Die Schulleitervertretung übernehmen die oberen Beförderungsämter – da sind dann aber auch schnell mal ein paar Tage mehr beisammen…
Links, die zum Originaltext des Beschlusses führen, fände ich interessant – die drei Blogs sind ja nur untereinander verlinkt, aber keiner gibt den Links zum Beschluss an.
Hallo
Ich finde es wichtig, dass die Schulen Lehrer haben, die motiviert sind. Ob die Lehrer in der Schule oder daheim (de) motiviert sind, ist letztlich egal. Wenn sich ein Mensch gezwungen fühlt, kann er nicht mit Kreativität und Elan arbeiten. Ich sehe keinen Nutzen darin, Lehrern Präsenztage aufzuerlegen.
Mit freundlichen Grüßen
TS
Lehrer, die bereits jetzt etwas in den Ferien leisten wollen, oder müssen, machen das bereits.
Lehrer, die nichts in den Ferien machen wollen oder müssen, werden an einem anderen Ort wohl kaum zu Fleiß aufblühen.
Ich könnte der Idee lediglich etwas abgewinnen, wenn eine Schule zu einer vollständigen Ganztagsschule, also auch für Lehrer, umgerüstet wird. Das bedeutet z.B. auch eigene Büros bzw. Arbeitsplätze für jeden Lehrer. Dann könnte man auf diese Termine Lehrerkonferenzen, Elternsprechtage usw. legen. Eben all diese Dinge, die aus einem 9 Stunden Tag mal eben einen zwölfstündigen machen können.
Also du schreibst, dass du bei Blume darüber gestolpert bist. Blume schreibt, er sei bei dir und Rieken darüber gestolpert. Und Rieken schreibt, er sei ebenfalls bei dir darüber gestoplert. Wer ist denn jetzt die Henne und wer das Ei?
Hoppla, da haben wir wohl unsauber recherchiert 😀
Als Mutter ist es mir total schnuppe, wo die Lehrer arbeiten. Hauptsache, sie können sich konzentrieren und reden ab und zu miteinander über’s Fachliche. Schön fände ich vor Ende der Sommerferien Tage, wo die Lehrer ansprechbar sind, wenn’s noch schnell was zu klären gibt (oder man dem kleinen Autisten zeigen möchte, wer ihn nächstes Jahr in Englisch unterrichtet und wie der Klassenraum aussieht). Aber wie man das vor dem Ausufern bewahren sollte, ist mir nicht klar.
Bei solchen Erlassen kann man nur zur Gelassenheit raten. Wie hier bereits erwähnt wurde, sind ja bereits viele Kolleginnen und Kollegen in den Ferien an unterschiedlichen Orten sehr fleißig. Ich würde mir allerdings schon wünschen, dass die Ferienzeiten mehr für Teamarbeit und Unterrichtsentwicklung (Fortbildungen!) genutzt werden würden, um die Arbeitsverdichtung zwischen den Ferien zu entzerren. Mich interessiert allerdings schon lange die Frage, ob wir nicht auch einen kleinen Teil unserer 30 Urlaubstage frei wählbar nehmen könnten, um z.B. in Zeiten großer (auch privater) Belastung einmal Erholungsurlaub zu nehmen, anstatt sich krank zu melden. Was passiert eigentlich, wenn wir in den Ferien krank sind? Wann sollen wir die „verlorenen“ Urlaubstage nachholen? Die offiziellen Antworten auf diese Fragen kenne ich, aber vielleicht muss man auch da Schule mal anders denken….
Ich verstehe nicht, warum es immer noch dargestellt wird, als wäre der Lehrberuf ein Halbtagsjob! Das ist keinesfalles so! Die Frage ist allerdings ob eine Besetzung in den Ferien wirklich Sinn macht und notwendig ist. das denke ich persönlich eher weniger.
Wer so einen Vorschlag bringt, versucht auf Teufel komm raus Lehrer mehr wie den durchschnittlichen Arbeitnehmer zu behandeln. Aber das ist Murks, denn Lehrer sind keine durchschnittlichen Arbeitnehmer. Jeder, der Kollegien von Innen kennt, weiß, dass zu Anwesenheit verpflichtete Kollegen, die nichts zu tun haben, nichts anstellen sondern Sekt trinken (oder ähnliches).
Anstatt über sinnfreie Präsenztage zu diskutieren, sollte man sich lieber folgende 2 Sachen unabhängig (!) voneinander überlegen:
1. Passt die derzeitige Gesamtarbeitsbelastung eines Lehrers unter Berücksichtigung von Verdienst, Verantwortung, Psychohygiene, Arbeitszeit, …?
2. Was können Kollegien bzw. Fachschaften außerhalb von Schulzeiten SINNVOLL tun, um die Schule bzw. den Unterricht zu verbessern?
Und erst wenn die Antwort auf 1. „Die Belastung ist zu gering.“ und auf 2. „Folgende viele Dinge könnten die Lehrer sinnvoll tun.“ lautet, erst dann kann man sich überlegen, ob und wie man die Lehrer außerhalb der Schulzeit in die Schule beordert.
Persönlich würde ich eine Entlastung der Lehrer von Sekretärstätigkeiten und eine Belastung der Lehrer mit Konzeptionierung, kreativ-pädagogischer Gestaltung und Weiterbildung sehr wohl sehen.