Wir besitzen einen Australian Shepherd.
Das sind amerikanische Schäferhunde, die in der Größe zwischen Schäferhund und Dackel angesiedelt sind. Obwohl ich großes Vertrauen in den Hund habe, behalte ich stets im Hinterkopf, dass er letztlich genau das ist: Ein Hund.
Vor einigen Jahren las ich in der Zeitung den Artikel eines Mannes, der vom Hund seiner neuen Freundin gebissen worden war. Um seine Stellung im Rudel zu festigen, tat der Mann so, als wolle er aus dem Napf des Hundes fressen – was diesem überhaupt nicht gefiel.
Hundeerziehung läuft ähnlich erfolgreich oder –los ab, wie Erziehung in der Schule. Bitte ich als Lehrer immer wieder folgenlos um Ruhe, werden die Schüler mich irgendwann völlig ignorieren. Gleichsam, wenn ich einem Hund ständig Befehle zurufe, deren Einhaltung aber nicht erzwinge. Das ist mit Kindern im Haushalt schwieriger. “Komm, Bailey, komm! Jetzt komm aber. Komm! Bailey? Komm! Komm jetzt!”
Irgendwann hört der Hund gar nicht mehr zu.
Das Problem mit schlecht hörenden Hunden ist, dass irgendwann die Rangfolge des Rudels unscharf wird. Aus schlecht hörenden Hunden werden schlecht erzogene Hunde.
Mit Carolina habe ich deswegen einige Spiele eingeübt, die sie gelegentlich mit unserem Hund spielt. Zum Beispiel legt sie ihm zuweilen etwas Wurst vor die Pfoten, lässt ihn das aber (“Aus!”) nicht fressen. Erst nach einer Weile. Zwischendurch treibt sie das auf die Spitze, legt die Wurst Bailey auf die Pfoten oder sogar auf die Nase.
Das mag gemein anmuten, hat aber zur Folge, dass sich der Hund seines Ranges vollkommen klar ist: Erst, wenn die Chefin sagt, dass ich darf, darf ich auch.
Meine Jüngste wird noch eine Weile brauchen, bis sie das versteht. Bis dahin heißt es “Komm! wauwau! komm!”
Hallo Herr Klinge,
ja das denke ich dann auch immer, wenn so kratzbürstige Riesenkinder, die gerade Abitur machen in Gesprächen sich absolut allem was ich sage unterordnen und einem fast noch die Tasche ins Lehrerzimmer tragen:
Die haben eben kapiert, dass es um die Wurst geht!
LG
Coreli – auch bekannt als die Chefin vom Klassenzimmer
Hi Jan,
man darf dabei nicht vergessen, dass der Hund das Kind erst ab einem bestimmten Alter bzw. einer bestimmten Reife als „Chef“ ansehen wird. Es wäre völlig hirnrissig dem Hund verklickern zu wollen, eine Zweijährige sei sein Chef.
Es muss dem Hund klar sein, dass du der Boss bist. Dann ist auch klar, dass er deinem Kind nichts tun wird. Denn er ist das Kind seines „Rudels“.
Liebe Grüße
Isa
völlig klar 🙂