Ich lese einige von Jans Artikeln mit einer Mischung aus Ver- bzw. Bewunderung, Widerwillen und Neid. Schreibtisch ohne Papier! Unterricht mit Lerntheken! Unterrichtsvorbereitung oder Notenverwaltung mit Onenote…1Note…OneNote oder so. Was weiß ich.
Ich bin nicht nur anders als Jan, vielleicht bin ich als Lehrperson so ungefähr das Gegenteil. Er unterrichtet Mathe, Technik und Physik, ich Deutsch und Geschichte, er in der Sekundarstufe 1, ich in der Oberstufe, er ist Mann, ich bin Frau, er arbeitet mit Lerntheken, ich mit allem Möglichem, aber sehr selten mit Lerntheken (und seit wann heißt die Stationenarbeit „Lerntheke“ oder hab ich hier was nicht mitbekommen???) und so weiter.
Während Jan mit seiner Plastikkiste durch die Schule läuft, in der sich Karteikarten (oder Butterbrote?) befinden, trage ich meinen schweren Rucksack. Darin ist alles. Ich meine ALLES: Kreide, Pflaster, Kopfschmerztabletten, Tempos, Schere und Kleber, Geschichts- und/ oder Deutschbücher, meine Kursmappen, mein Ordner mit Kalender, Stundenplan, Klassenlisten, Lehrplänen, meine Unterrichtsvorbereitungen, Kopfhörer für das Handy und OBs (in der Größe Mini – ist ja nicht für mich). Und ich brauchte in meinem Untericht wirklich alles schon – wenn auch nicht alles gleichzeitig.
Wenn ich meinen Unterricht plane, kann ich meine Vorbereitungen von früher niemals 1:1 übernehmen. Ich lege zwar alle guten Arbeitsblätter als Datei am Rechner ab, aber irgendwie ist der Stoff anders, die Schüler zielen in eine etwas andere Richtung oder ich und die Welt sind anders geworden.
Was erschwerend hinzu kommt sind die Vorgaben im Zentralabitur. Ich muss in Geschichte in der Oberstufe nach einem neuen Lehrplan unterrichten. Ja, im Prinzip habe ich den Stoff zwischen 1789 und 1991 drauf, aber ich muss neue Schwerpunkte setzen und andere Problemfelder skizzieren. In Deutsch unterrichte ich zum ersten Mal Kafkas „Der Prozess“. Also: Lesen, recherchieren, Zeitraster setzen, Themen festlegen, Reihe planen. Also brauche ich jede Menge Bücher und Papier. Gerne auch buntes.
Wenn Jan und ich nebeneinander durch die Schule gehen, Jan mit Kiste, ich mit Rucksack, freuen wir uns, dass wir den besten Beruf der Welt haben. Und dann sind wir wieder völlig gleich.
Sehr sympathische Beschreibung Ihrer Arbeit. Mir geht es ähnlich.
Da menschelt es noch mehr, und die Kids aller Altersstufen brauchen das.