Ich bin in Island angekommen.
Aus einer beiläufigen Bemerkung ist ein konkreter Urlaub mit meinen Geschwistern geworden. Sind wir vier zusammen, ist das für Außenstehende nur schwer zu ertragen. Sprüche werden hin und hergeworfen, hinter denen sich stets eine längere Geschichte verbirgt und wir verhalten uns wieder wie 12jährige auf einem Kindergeburtstag. (Meine Pastorinnen-Ehefrau erträgt Weihnachten nur mit viel Kontemplation und Gebet – für meine Kinder ist der Besuch der verrückten Onkels und Tanten dagegen ein Highlight!)
Als wir nach endlosem Flug mitten in der Nacht in Island ankommen, warten wir ungeduldig auf die Koffer. Unwillkürlich muss ich an Loriots Flughafen-Sketch denken. Geschäftsleute mit dem gleichen Koffermodell sind sich uneins, wem welches Gepäckstück gehört und so beginnen sie, die Inhalte miteinander auszutauschen: “Ach, das ist meine Socke! Aber dieses Hemd hier?!”
Es fährt zwar schon seit einer halben Stunde ein Koffer auf dem Gepäckband im Kreis, der meiner sein könnnnte, aber die Größe stimmt nicht. Da bin ich mir ganz sicher. Ziemlich sicher zumindest. Aber mit jeder Runde, die niemand anders diesen Koffer an sich nimmt, werden meine Zweifel größer. Der scheint so winzig. Oder nicht? Nach einer halben Stunde haben alle Passagiere ihre Gepäckstücke erhalten, nur wir stehen noch da. Als einzige. Kein weiterer Koffer kommt. Und während meine Geschwister schon längst im Bilde sind, brauche ich noch zwei weitere Runden, in denen der rote Koffer seine Bahnen zieht, bis ich es dann doch wage. “Upsi! Das ist ja doch… Äh.. der scheint so klein auf einmal…”
Meine Geschwister johlen vergnügt. Eine Baseball-Metapher wird herangezogen: “dieses war dein erster Strike.”
Uh – noch nicht mal den Flughafen verlassen und schon das erste Mal negativ aufgefallen! Das kann ja heiter werden.