Nach dem Abschied von Meister Snorri erwartet uns isländisches Regenwetter Sturmwetter. Es gießt in Strömen, was unserer guten Laune aber keinen Abbruch tut.
Die erste Station ist Þingvellir, ein Nationalpark im Südwesten von Island. Hier kann man sehen, wie die eurasische und nordamerikanische Kontinentalplatte auseinanderdriftet. Ein absurder Gedanke eigentlich. Die Landschaft ist atemberaubend, aber der Sturm ist so stark, dass wir schon nach drei Minuten völlig durchnässt sind. Als alte Pfennigfüchse haben wir weiter auswärts geparkt um den teuren Parkplatz zu umgehen. Eine Spitzenidee, wie uns ziemlich schnell klar wird.
Zurück im Auto entledigen wir uns unserer nassen Klamotten und sitzen nur in langärmiger Thermounterwäsche da. Es sieht aus, als wären wir eine Gruppe perverser Taucher in Neoprenanzügen mit runtergelassenen Hosen. “Entschuldigung, Officer, aber wir sind alle Geschwister!” Das kann nur gut werden.
Mittags dann beim Kerið (wieder in den nassen Sachen), einem gewaltigen Vulkankrater. Die Vorstellung, welche Kräfte hier am Werk sind, ist fantastisch. Der Sturm ist mittlerweile so stark, dass wir beinahe vom Kraterrand in den Schlot geweht werden. Das nötigt Respekt ab und wir werden in unserer Abenteuerlust deutlich vorsichtiger.
Vorletzter Stopp ist der Strokkur Geysir, eine kochende Wassersäule, die direkt vor unseren Augen zwanzig Meter in die Höhe schießt. Die Geschwindigkeit, mit der das geschieht, ist erschreckend. Habe ich stets die naive Vorstellung, man könne vor einem Ausbruch davon laufen, schießt der Dampf so schnell in die Höhe, dass ich kaum hinterherkomme. Die Aussicht übertrifft alles, was ich je gesehen habe (was zugegebenermaßen nicht so besonders viel ist).
Letzter Punkt heute sind die Gullfoss Falls, ein Wasserfall ungeheuren Ausmaßes. Ein Schild behauptet, er sei in Größe und Wucht einzigartig und würde sogar die Niagarafälle in den Schatten stellen, aber das darf bezweifelt werden. Gute Laune ist immer noch vorhanden.
Unsere letzte Unterkunft ist in der Nähe von Reykjavík. Der Besitzer schreibt uns eine Mail, dass er leider nicht zu Hause sei und darum den Schlüssel von außen an der Tür stecken ließe. Abgedreht. In dieser Jahreszeit kann man in Reykjavík an klaren Nächten in 10 von 10 Fällen Polarlichter sehen1. Wir sind gespannt, aber erschöpft.
1: Reykjavik hat durchschnittlich 364 wolkenbedeckte Nächte im Jahr. Gerade herrscht so dichter Nebel, dass man keine zehn Meter weit sehen kann.