Mein zweiter Fortbildungstag beginnt gruselig. Unser Hotelzimmer hat eine Doppeltür zum Nachbarzimmer und mitten in der Nacht ist unser freundlicher Nachbar auf die Idee gekommen, seine Türe zu öffnen und an unserer zu rütteln. “Die ist abgeschlossen”, knarrt eine Stimme wie ein Reibeisen und, als wäre das nicht gruselig genug, “das gefällt mir nicht.”
Mit klopfendem Herzen liege ich in meinem Benjamin-Blümchen-Schlafanzug im Bett und traue mich nicht, auch nur einen Mucks zu machen. Das Hotel verströmte vom ersten Augenblick an den Charme einer renovierte psychiatrischen Klinik. Unser Nachbar dreht am Türknauf und kratzt (nagt?) an der Tür. Bah, ist das furchtbar.
Leider entschädigt auch die Dusche nicht – ich bin einfach zu groß für diese Welt (oder diese Preisklasse). Und zu allem Überfluss haben meine Frau und ich einen anderen Weg nach draußen gesucht. Kennt ihr diese Untersuchungen, die besagen, man solle sich immer wieder neue Wege suchen um sein Gehirn fit zu halten? Jedenfalls haben wir uns verirrt, sind in einen Fahrstuhl gestiegen der sich dann nicht mehr öffnen lies und steckten fest. Über den Panik-Knopf wurde uns mitgeteilt (Ist das die gleiche Stimme?), wir seien im Bediensteten-Aufzug, der ließe sich nur mit Schlüssel öffnen. Oh. Man. Danke für die Gehirn-Tipps.
Vormittags (irgendwann bin ich entkommen) habe ich mich nochmal mit Tim Horn, dem Leiter der Sternwarte unterhalten, der sehr leidenschaftlich für Bildung und den Schutz des Planeten wirbt. Er lebt seine Berufung und so etwas finde ich immer beeindruckend.
Anschließend ein Seminar zu dem HP Sprout, einem speziellen Computer, den die Firma HP mit aller Macht in das Bildungssystem drücken möchte. Zufällig bekomme ich in den nächsten Tagen einen solchen geliehen und darf ihn dann mal länger prüfen. Der Workshop war als Einstieg ganz okay.
Richtig gut war der Vortrag von Hans Ruthman, dem Schulleiter der Werner-von-Siemens-Gesamtschule aus Unna. Dort wird seit vielen Jahren mit Laptops im Unterricht gearbeitet (1 Laptop pro Schüler). Er erzählte von dem organisatorischen Weg dahin und schmückte seinen Vortrag mit amüsanten Anekdoten aus. Beeindruckend war der Vortrag auch deshalb, weil Ruthman authentisch aus der Praxis berichtete: Wie stattet man seine Schule mit digitalen Endgeräten aus? Wie nimmt man Schüler, Eltern, Lehrer mit? Im kurzen Nachgespräch wurde ich zur Hospitation an seine Schule eingeladen – womöglich wird das eines Tages nochmal relevant.
Mittags entspannt mit meiner Frau gespeist und nachmittags dann nette Gespräche mit anderen Teilnehmern geführt, einen wirklich guten Vortrag zum ‚digitalen Schulbuch‘ gehört (es gibt Hoffnung!) und meinen eigenen Workshop in einem Kinosaal unter den wachsamen Augen von Kollegin Toller gehalten.
Abends dann mit meiner Frau in einer Kneipe den heroischen Sieg der Dortmunder gegen die fiesen Münchener bejubelt und den Tag anschließend im romantischen Berliner “Christmas Garden” ausklingen lassen. Morgen dann fünf Stunden Heimfahrt und Unterricht für Montag vorbereiten.
Aber erstmal die Nacht überleben. Drüben läuft jemand auf und ab. (Ich würde auf und ab laufen, wenn ich darüber grübeln würde, wie ich in das andere Zimmer käme. Ein beunruhigender Gedanke.)
Fies sind die Münchner nicht, aber eingebildet und überbezahlt.