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Fortbildung (1)

Alle paar Jahre muss ich als Physiklehrer eine Fortbildung über radioaktive Stoffe machen und dabei bleibt wenig mehr hängen, als dass ich mich mich dabei ziemlich dumm fühle, weil ich mich nicht mehr erinnere, wie man bspw. eine Schulröntgenmaschine benutzt. Ich habe einmal eine Fortbildung zum Thema Amoklauf in der Schule gemacht. Aber ich kann mich auch da an nichts erinnern. Und eine Fortbildung, bei der die Dozentin mit so starkem Akzent sprach, dass mein Hirn mir zwischendurch vorgaukelte, die gute Frau spräche gar kein Deutsch. Es dauerte stets drei, vier Sätze und ein bekanntes Wort, damit ich ihr wieder zuhören konnte.

Zwei Erfahrungen bleiben hängen: Ich erinnere mich kaum noch an all die Fortbildungen, an denen ich teilgenommen habe. Und wenn ich mich erinnere, dann vor allem an die Schlechten.

Da trifft es sich gut, dass ich aktuell wieder auf einer bin und ich will zukünftig mehr aufschreiben, damit ich mich erinnere. Ich besuche eine “Orientierungsfortbildung” für Lehrerinnen und Lehrer, die womöglich (!) irgendwann in die Schulleitung wechseln wollen.

Bei dieser Fortbildung ist nicht nur der Inhalt spannend, sondern auch der Rahmen: Im Unterschied zum Strahlenschutzschein, den jeder Physiker alle fünf Jahre machen muss, ist diese Fortbildung freiwillig. Welche Lehrertypen melden sich dazu an? Karrieristen? Lehrer oder Manager? Würde ich als einfacher Dorflehrer sofort (r)ausfallen? Und wird das womöglich eine Wiederholung meiner Erfahrung mit dem Kompetenzteam? (Damals habe ich nach kurzer Zeit festgestellt, dass das gar nicht meinem Wesen entspricht und bin wieder raus.)

Erste Überraschung: eine wunderbare Kollegin aus meiner Referendariatszeit ist gleichsam angemeldet. Noch besser: Sie übertrifft mich in Sachen Freude und Unsinn am und im Beruf. (Ich habe wohl immer wieder das Glück, auf Leute zu treffen, die einfach großartig sind!)

Zweite Überraschung: Alle 25 Teilnehmer der Gruppe sind völlig normale Lehrerinnen und Lehrer die zu weiten Teilen meine Perspektive teilen: Es ist etwas Routine in den Job gekommen und sie wollen schauen, ob und in welche Richtung es weitergehen könnte. Je mehr Zeit vergeht, desto amüsanter und lustiger werden die Aufgaben bearbeitet. Ich stelle für mich fest: Ebenso wichtig wie der Inhalt ist vielleicht, dass ich hier haufenweise KollegInnen aus unterschiedlichen Schulen kennenlerne. Abends hat jemand auf Youtube entdeckt, dass ich die binomischen Formeln singe. Aber nichtmal danach muss ich an den Kindertisch.

Dritte Überraschung: Auch das Seminar ist mega. Wer mich ein wenig länger liest, weiß, wie empfindlich ich auf verschwendete Lebenszeit reagiere. Aber der erste Tag zählt definitiv zu den besten Fortbildungen, die mir im Gedächtnis geblieben sind (das sind – zugegeben – nicht viele). Von den Moderatoren werden wir über unser Bild von Schulleitung befragt und im Laufe des Tages sanft in einen Perspektivwechsel geführt.

Ich lerne, wie wenig ich weiß.

Und das ist sehr aufregend.

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