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Stress im Unterricht

Mit meinen 7ern macht der Unterricht wirklich Spaß. In den vergangenen Wochen haben wir sehr intensiv und fleißig gearbeitet. Viele der Aufgaben aus der Lerntheke werden innerhalb von Minuten runtergeschrieben – ein sicheres Zeichen dafür, dass der Stoff sitzt.

Unterricht macht mir dann besonders Freude, wenn Inhalt und Richtung nicht von mir, sondern der Klasse bestimmt wird. Regelmäßig stelle ich Optionen für den weiteren Fortgang vor und lasse Für und Wider diskutieren. Die Schüler hatten sich gewünscht, die Lerntheke zunächst in einer Intensivphase zu besprechen. Es geht um Winkelarten, Winkelbeziehungen und sowas.
Ich frage die Details ab und wenn die Antwort nicht sofort kommt, erhöhe ich den Stress. Frage nochmal und nochmal. Ich schwebe durchs Klassenzimmer, nehme mal hier mal dort jemanden dran. Immer unerwartet. Klopfe ungeduldig auf den Tisch. Erhöhe den Stresspegel.

Spannende Beobachtung: Die Schülerinnen und Schüler lachen viel und wenn jemand etwas nicht weiß, ärgert er sich über sich selbst. Wer zu laut lacht, wird direkt dran genommen. Obwohl ich im Stakkato frage („Jeremy, überstumpfer Winkel? Jeremy? Jeremy!“) und die Kinder sehr unter Druck setze, ist die Atmosphäre durchgehend positiv. Nicht nur die Schüler lachen, auch ich mache Witze und frotzle. Nach zehn Minuten Tortur kurze Pause und Reflexion.

„Wisst ihr, warum ich das gemacht habe?“

„Sie wollen sehen, ob wir es wirklich verstanden haben, oder?“

Ich bin ein Beziehungs-Lehrer. Entscheidend für den Lernerfolg ist, dass meine Schülerinnen und Schüler sich wohl fühlen. Dass sie mir vertrauen. Eine Kultur des Fehler-machen-dürfens. In der mein Schimpfen und Meckern sachbezogen verstanden wird. Die Stunde heute war auch deswegen so gut, weil die Schüler selbst unter enormem Stress Freude ausgestrahlt haben. Freude, in der Schule zu sein. Freude, in meinem Unterricht zu sein. Mehr braucht es erstmal nicht.

Nächste Woche, so haben sich die Schüler gewünscht, werden von ihnen in Kleingruppen Ideen für Klassenarbeiten inklusive Lösungen erstellt und anschließend geschrieben werden. Zu sehen, wie dieser Kurs eine echte Lust auf Mathematik entwickelt, ist mit das Schönste an diesem Beruf.

Ein Gedanke zu „Stress im Unterricht“

  1. Donnerstag sehr ähnlich in HWSU agiert.
    Vorbereitung auf die nächste Lernzielkontrolle.
    Gefühlt sind viele Jungs und Mädels noch zu unvorbereitet.
    Ein wenig Strenge in einer Doppelstunde, eine Prise für jeden davon …eh voila,alle haben sich noch einmal auf den Hosenboden gesetzt.
    Und nach der „pädagogischen Peitsche“ kommt das Zuckerbrot.
    Alle schaffen ihre Lernzielkontrolle gut. Und belohnen sich und die Klasse
    Weiß genau,was du meinst. Ohne jeden anzupicksen wäre das Ergebnis anders aufgefallen. So wollte sich niemand blamieren.
    Schule lebt von Beziehung. Ich bin da ganz bei dir!

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