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Mein Handy bimmelt und ich erhalte via Whatsapp eine Nachricht.
„Hallo Herr Klinge, ich hoffe, es geht Ihnen gut! Haben Sie Zeit und Lust für einen Kaffee?“

Es ist Bernd, einer meiner ehemaligen Schüler.
Ich kann ohne schlechtes Gewissen von mir behaupten, alle meine Schüler wirklich gern zu haben. Aber der ein oder andere ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Und Bernd ist einer von ihnen.
Meine letzte Schule wurde im Laufe der Jahre so groß, dass man irgendwann keinen Überblick mehr hatte, wer alles Praxissemester-Student war, wer Referendar und wer Sonderpädagoge. Es waren einfach zu viele Gesichter. Und Bernd machte sich das zu nutze – denn eines Mittags traf ich ihn mit einer Tasse in der Hand im Lehrerzimmer an. „Was tust du hier?“, fragte ich irritiert. Der grinste unschuldig, strich sich über seinen frisch sprießenden Bart und deutete auf den Kaffeeautomaten.
„Bitte?“
„Na, ich gehe ins Sekretariat und bitte höflich um eine Tasse die man mir auch jedesmal gibt. Und dann hole ich mir hier einen Kaffee.“ Er schweigt einen Moment. „Bisher hat mich niemand angesprochen. Ich glaube, alle halten mich für einen Praktikanten.“
„Seit wann…?“
Er macht eine vage Handbemerkung die alles von „heute zum ersten Mal“ bis „seit Monaten“ bedeuten kann.
Erbost schüttle ich den Kopf. „Raus hier, Kerl!“

Ich sensibilisiere Kollegen und Sekretariat und natürlich wird er später erneut mit voller Tasse erwischt. Diese Frechheit treibt mir noch heute ein Grinsen ins Gesicht, als ich per Whatsapp antworte:
„Kaffee? Unbedingt! Im Lehrerzimmer?“

Ein Gedanke zu „Kaffee?!“

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