Meine CO2-Bilanz ist verheerend.
Selbst, wenn ich mir den wohlgesonnensten, ungenauesten Klima-Rechner des Internets nehme und alle meine Daten beschönige, ist mein Lebensstil für diesen Planeten eine Katastrophe. Da gibt es auch nichts zu beschönigen. Punkt.
Wie wunderbar ist da, dass meine älteste Tochter nun jenen Lebensabschnitt erreicht hat, indem man die eigene Position in der Welt zu finden versucht. Und die eigene Verantwortung. Seit zwei Jahren ist sie Vegetarierin. Seit Wochen erklärt sie uns detailliert, wieso wir keine Nestlé-Produkte mehr kaufen dürfen oder Lebensmittel, die Palmöl enthalten. Akribisch forscht sie, welche Firmen wegen Kinderarbeit in die Kritik geraten und welche Lebensmittelhersteller Tochterfirmen anderer Hersteller sind.
„Mama“, sagt sie dann, „in Zukunft darf in dieser Familie kein Nutella mehr gegessen werden!“
Im GL-Unterricht ihrer Klasse schwingt sie sich regelmäßig zu jener unbequemen Diskussionspartnerin auf, die den anderen erklärt, warum sie weniger Fleisch essen, weniger Autofahren sollten.
Ich liebe das. Ich liebe, dass sie unbequem ist und uns ärgert.
An meinen guten Tagen ermuntere ich sie, Greta Thunberg in den Schulstreik zu folgen. An den meisten aber interessiert mich nur, ob sie für die Englischarbeit gelernt hat.
Damit ist sie jetzt schon ein Vorbild für die Kleine. Die pflanzt mit der Oma Blumen extra für die Bienen, gießt sie jeden Tag und erklärt uns in einfachen Worten, warum die Bienen wichtig sind. Ein Teil des Gartens darf bewusst verwildern, um Insekten und Mäusen und Igeln die Möglichkeit zu geben, sich heimisch zu fühlen.
Wir arbeiten daran. Ich arbeite daran.