Heute hatte ich die Gelegenheit, am Wilhelm-Raabe-Gymnasium in Lüneburg einen Vortrag zum Thema „differenziertes Lehren und Lernen“ zu halten. Ich mag das total gern: Das Schauen über den Tellerrand, andere Schulen besichtigen, lernen, mit Kollegen austauschen, neugierig sein. Solche Events in meinen Alltag zu inkludieren ist nicht immer ganz einfach – aber hinter jedem umtriebigen Mann steht eine Frau, die mit den Augen rollt. Und so habe ich, wann immer ich in den letzten Jahren solchen Einladungen gefolgt bin, diese stets mit einer touristischen Städtereise mit meiner Frau verbunden. Auch diesmal haben wir uns die Stadt angesehen und die vielen Klinkerhäuschen und Gässchen bewundert – ehrlicherweise liegt uns diese Architektur mehr, als die Siegerländer Schindelhäuser. Das triste grau und grau ist speziell im Herbst manchmal schwer zu ertragen.
In der Schule habe ich mich vom ersten Augenblick an ganz wie zu Hause gefühlt. Architektonisch erinnert sie mit den hohen Gängen und den geschwungenen Trägern nicht nur an Hogwarts, sondern auch an mein eigenes Gymnasium aus der Schulzeit. Es war vom ersten Moment an ganz zauberhaft.
Weil ich schon so viele furchtbar schlechte Lehrerfortbildungen mitgemacht habe, ist mir ein maßgeblicher Punkt, dass ich die Lebenszeit meiner Zuhörer nicht vergeuden will. In dem Moment, wo ich das Gefühl hätte, ein Teil der Leute langweilt sich und wäre lieber überall anders, würde ich es lassen.
Umso spannender: Die Fortbildung heute fand von 15:30 bis 17:30 Uhr und damit sowohl zu einem undankbaren Zeitpunkt (nämlich nach dem Unterricht) statt und war darüber hinaus auch freiwillig. Innerlich rechnete ich mich zwei Zuhörern (darunter meine Frau). Tatsächlich aber war die Veranstaltung eine Kooperation zwischen verschiedenen Grundschulen und dem Gymnasium und zu später Stunde hatten sich zwischen vierzig und fünfzig Leute eingefunden.
Sich als Referent selbst zu beurteilen ist immer schräg – aber es wurde intensiv zugehört (gut), viel gelacht (besser) und bis zum Schluss diskutiert und nachgefragt (am besten).
Abends sind meine Frau und ich einer bewährten Ehetradition gefolgt: In welchem Restaurant auch immer wir gemeinsam essen gehen, der Abend wird eine einzige Enttäuschung. Mit traumwandlerischer Sicherheit wählen wir uns die absoluten Vollkatastrophen aus: Wir haben in Rom (!) ein entsetzliches italienisches Restaurant gefunden, haben in Mainz in einem veganen Restaurant viel Geld ausgegeben und das Essen hinterher in den Müll geworfen, weil es so schrecklich war und so weiter und so fort. Die Liste ist endlos.
Auch Lüneburg macht da keine In Lüneburg haben wir dagegen einen wunderbaren Abend gehabt. Das Essen war traumhaft. Die Bedienung zauberhaft. Der Abend fantastisch. Während wir auf uns, sechzehn Jahre Ehe und unser Leben anstoßen, meldet sich das Handy: „Wundert euch morgen nicht: Schlafen heute in eurem Bett!“
Dazu ein Selfie: Die große Tochter neben der kleinen – frech grinsend. Noch ein Grund, anzustoßen.
Und es gibt noch einen weiteren Grund zum Feiern: Mit Samuel Cordena, einem Physikkollegen aus Puerto Rico, habe ich in den letzten sechs Monaten intensiv an einem gemeinsamen Projekt gearbeitet. Gestern haben wir es abgeschlossen, aber davon erzähle ich morgen.