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Kommunikations-Management in der Schule #3

Dieser Text ist Teil einer Serie, die sich mit Kommunikationsmanagement in der Schule auseinandersetzt. In ihr soll das Thema von verschiedenen Stellen aus beleuchtet werden. Dazu zähle ich im weitesten Sinne Gesprächsanalysen, Argumentationsstrukturen und Deeskalationsstrategien aber auch Körperhaltung, Stimmlage und Präsenz. Die einzelnen Artikel konzentrieren sich auf verschiedene Aspekte von Kommunikationsmanagement und sollen langfristig zu einem schulinternen Fortbildungsseminar zusammengefügt werden.

So sehr ich Fortbildungen zu Konfliktprävention, Gesprächsanalyse oder Kommunikationsmanagement genieße – sie sind oft nicht besonders nachhaltig. Ich vergesse vieles sehr, sehr schnell. Erst recht, wenn ich es im Alltag nicht beständig übe. Deutlich merke ich das beim Erste-Hilfe-Kurs, den ich eigentlich jährlich durchführen müsste. Ich bräuchte einen „Personal Coach“ wie im Fitnessbereich: Einen Trainer, der mir Woche für Woche aufs Neue sagt, wo meine Schwachstellen sind und wie ich dagegen angehe.

Der Gedanke an einen Trainer macht denn auch klar: Wenn ich mich im Bereich Kommunikationsmanagement fortbilden möchte, dann kann ich mir alleine zwar viel Theorie anlesen, aber echte Expertise gelingt im Team besser, als alleine.

Im Idealfall hätte jede Schule sowohl ein ausgebautes, schulinternes Fortbildungsangebot als auch einen professionellen Kommunikationstrainer.

Nun, zumindest ersteres können wir bieten!

Das Kurskiosk

Dem Kurskiosk liegt folgende Annahme zugrunde: Wir haben im Kollegium eine Vielzahl an wirklich klugen Köpfen mit großartigen Ideen. Dies kann sowohl auf der methodischen Ebene liegen („Herr Müller hat das Gruppenpuzzle perfektioniert“), als auch auf der technischen („Frau Meyer hat Erfahrungen im Einsatz von Padlets“) oder beliebigen alternativen Bereichen.
Das Blöde ist oft, dass diese Expertisen nur einem kleinen Kreis bekannt sind und einem noch kleineren zugänglich gemacht werden. Das ist eigentlich schade – denn womöglich würden noch mehr Leute Padlets einsetzen, wenn sie nur wüssten, wie das geht.
Unser Kollegium teilt sich ein gemeinsames OneNote Notizbuch, in dem jeder Lehrer nun eine kleine Fortbildung für „ihr“ Spezialgebiet anbieten können. Alle interessierten Kollegen können sich nun problemlos als Interessenten eintragen und sobald sich drei Leute versammelt haben, findet diese kleine, schulinterne Fortbildung statt.

Kommunikations-Management in der Schule #3 1

Durch das Notizbuch haben alle Lehrerinnen und Lehrer zu jeder Zeit Zugriff und können sich anmelden. Außerdem haben wir noch eine zweite Seite implementiert, die sich „Ich wünsche mir…“ nennt. Dort können wir uns Fortbildungen zu bestimmten Bereichen/Methoden/Apps etc. transparent wünschen. Andere Lehrer können sich anhängen und evtl. findet sich auch jemand, der uns das beibringen kann.
Diese Form der Kooperation erzeugt ein Gefühl der gegenseitigen Wertschätzung und Achtung im Kollegium und erzeugt im gleichen Maße eine immer höhere Expertise: Wir werden immer besser in dem, was wir tun und wir nehmen uns gegenseitig mit. Die Kommunikation via OneNote erleichtert die Organisation des Systems, da die Angebote nicht in einem Ordner im Lehrerzimmer, sondern allen immer vor Augen stehen.

Das Kurskiosk ist die systemische Antwort auf die Frage, wie man eine Expertise im Kollegium verteilt.

Wie aber erhält mein Kommunikationsmanagement-Team die nötige Expertise?

Nachdem ich im Kollegium meine Idee vorgebracht habe, fanden sich recht schnell einige Kolleg*Innen, die sich in das Thema einarbeiten wollten. Viele bringen Expertise oder gar Ausbildung in dem Bereich mit.
Unterstützt werden wir durch eine lange Liste an Literatur und Fortbildungsangeboten. Der entscheidende Punkt: Die Teilnahme an dieser Fortbildung dient nun nicht mehr primär der eigenen Weiterbildung, sondern alles gewonnene Wissen soll in unser Team gebracht und dort aufbereitet werden.

Das Ziel ist: Zum neuen Schuljahr soll jeder Teilnehmer dieses Teams über die notwendige Expertise und ein ausgearbeitetes Konzept verfügen, um selbstständig schulinterne Fortbildungen durchführen zu können und Antworten zu haben auf Fragen wie:

  • „Ich bekomme in der 8e keinen Fuß auf den Boden. Wie kann ich das ändern?“
  • „Ich komme immer wieder in Konfliktsituationen mit Schülern. Wie kann ich da professioneller reagieren?“
  • „Es gibt Elterngespräche, die machen mich fuchsteufelswild – wie bekomme ich da mehr Ruhe rein?“

Der Aufbau dieses Teams ist das, was ich mir für die nächsten Monate vorgenommen habe und dessen Entwicklung ich hier skizzenhaft begleiten möchte.

3 Gedanken zu „Kommunikations-Management in der Schule #3“

  1. Hallo, sehr gute Idee. Trotzdem ist es nicht mal eben gemacht, das gerade in einer FB gelernte an die Kolleg_innen weiterzugeben. Meistens auch noch verdichtet. Die kürzesten Fbs sind die anspruchsvollsten, weil die Erwartungen hoch und der Handwerkskoffer groß sein muss, um die besonderen Wünsche und Nachfragen zu bedienen. Ich spreche aus 25jähriger Erfahrung mit Lehrerfortbildungen. Das ganze heisst in Unternehmen Personalentwicklung. Insofern begrüsse ich das Dranbleiben an den Themen durch einen Kommunikationscoach und das Teilen von Wissen. Nur beim Multiplizieren melde ich Zweifel an.

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