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Von Vätern und Töchtern

„Papa“, spricht mich meine fünfjährige Tochter mit kritischem Blick an, „kann es sein, dass du mich gar nicht lustig findest?“

Sie ist scharfsinnig. Wie alle fünfjährigen plappert meine Tochter von morgens bis Abends. Über die Abenteuer im Kindergarten, die neueste Folge Paw Patrol oder „Pi Tschei Mäsks“ oder sie denkt sich Lieder aus oder, oder, oder. Ich falle dabei in einen Automatikmodus: Nicke, lächle, stimme zu oder empöre mich mimisch über den Jakob aus dem Kindergarten, der der Lea einfach die Mütze…  Naja.

Treffsicher hat sie diesen Automatismus erkannt.

Von Vätern und Töchtern 1Die ganze Woche über ist meine Frau außer Haus. Ein Erholungsurlaub mit einer Freundin. Ich selbst kann weder Urlaube noch Reisen besonders leiden und gönne ihr die Tage von Herzen. Das bedeutet aber auch, ich verbringe noch mehr Zeit mit den Kindern, pendle morgens, mittags, nachmittags zwischen Kindergarten, Schule und Musikschule hin und her und nicke, lächle, stimme zu und empöre mich auf beide Töchter möglichst gleichverteilt. Abends schaue ich mir dann erschöpft die empfangenen Strandbilder an. Gönne meiner Frau die Erholung und mir selbst die intensive Zeit mit meinen wunderbaren Mädchen.

Mir kommt eine Unterhaltung mit einem Vater vor einiger Zeit in den Sinn. Im Beisein seiner zwei Töchter lobte er die jüngere überschwänglich, sprach in höchsten Tönen von ihr und prognostizierte ihr eine erfolgreiche Zukunft – und vergaß nicht zu erwähnen, dass die ältere leider nicht so klug sei. Die würde es nicht weit bringen, aber die jüngere! Hach! Auch mein Insistieren wurde abgewunken. Das sei zwar nett gemeint, aber er würde seine Töchter ja kennen.
Den Blick der älteren Tochter werde ich nicht vergessen. So gedemütigt zu werden. Vom eigenen Vater, zu dem man wohl immer irgendwie hochblickt.

Als Elternteil habe ich genau eine einzige Aufgabe: Meinen Kindern zu vermitteln, dass sie die wunderbarsten, klügsten, schönsten und wertvollsten Menschen in meinem Leben sind. Und die lustigsten!

„Schatz“, sage ich meiner jüngsten Lieblingstochter, „du bist der lustigste kleine Mensch, den ich kenne!“

Ich feiere, genieße und atme jeden Tag, den ich mit meinen Kindern verbringen darf und betrachte keinen als selbstverständlich.

„Aber denkt daran“, füge ich noch hinzu, „wenn eure Mutter euch und mich wirklich lieben würde, hätte sie euch mitgenommen!“

2 Gedanken zu „Von Vätern und Töchtern“

  1. Ich verstehe diesen letzten Satz so überhaupt nicht? Mache ich einen Denkfehler? Bevor ich noch mehr grüble, frage ich also: Was bedeutet dieser letzte Satz:

    „Aber denkt daran“, füge ich noch hinzu, „wenn eure Mutter euch und mich wirklich lieben würde, hätte sie euch mitgenommen!“

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