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Zerstörte Träume

Ich erziehe meine Töchter in dem Bewusstsein, dass sie alles erreiche können. Wir toben und kämpfen miteinander (Wer dem anderen zuerst die Socken auszieht, hat gewonnen!), diskutieren ellenlang über Themen und Wünsche („Warum wir keine Schafe halten wollen!“) und ich fordere sie heraus, ermuntere sie und – so glaube ich – statte sie mit dem nötigen Rüstzeug aus, sich zu behaupten.

HundMeine sechsjährige Tochter hat zuletzt auf Kinder-YouTube irgendeine Tier-Dokumentation gesehen, bei der einem Hund allerlei Tricks beigebracht wurden: Er konnte (scheinbar) rechnen, indem er so oft bellte, wie ihm Finger angezeigt wurden. Außerdem konnte er verstecken spielen und weil ich dazu nur selten Lust habe, schien ihr letzteres besonders verlockend.

Mit leuchtenden Augen stand sie vor uns, malte sich in bunten Farben eine strahlende Zukunft aus, in der sie und der Hund Abenteuer erlebten, er ihr bei den Hausaufgaben helfen und sie gemeinsam Verstecken spielen würden.

Nun sieht die Realität leider anders aus: Ein sechsjähriges Kind hat noch kein Gespür dafür, wann ein Hund müde ist oder keine Lust mehr auf Spielen hat. Und weder versteht sie die Hundesprache (angelegte Ohren, Schwanz eingeklemmt, Kopf abgesenkt) noch ist ihre eigene Sprache so klar und bestimmend, dass der Hund ihr wirklich aufs Wort gehorcht.

Kurz: Dieser Traum ist zum Scheitern verurteilt.

Also nahm ich mir meine Tochter zur Seite und erklärte ihr, dass daraus nichts werden würde.

Innerlich aber, tat mir das wirklich weh. Ich will, dass meine Mädchen alles schaffen können. Und vor allem, dass sie daran glauben, alles schaffen zu können. Und nun sitze ich hier als langweiliger Erwachsener und zerstöre lebhafte Mädchenträume.

Ätzend. Wirklich ätzend.

Zerstörte Träume 1

Noch Tage später, als dieses wunderbare Mädchen längst dem nächsten Projekt hinterherjagt und der Hund dankbar unter dem Babykörbchen schläft, beschäftigt mich das. Ich bin Lehrer geworden, weil ich aus Menschen das Beste zum Vorschein holen möchte. Förderung ist mir wichtig. Mädchenförderung ist mir besonders wichtig.

Aber wirklich gute Antworten finde ich nicht immer.

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