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Wie kann ich meinen Buchtitel gendern?

Das Gendern bereitet mir Kopfzerbrechen – für unser neues Buch suchen meine Co-Autorin und ich den passenden Buchtitel: Es muss passend und leicht zu finden sein, aber sollte auch sprachliche Stolperfallen überwinden. Konkret: Ich freue mich auf deinen Vorschlag!

Wie kann ich meinen Buchtitel gendern? 1Neben dem „Bilden“ liegt ein wesentlicher Bestandteil meines Berufs im „Erziehen“ und „Fördern“ von Jungen und Mädchen zu mündigen Bürgern. Um das zu erreichen, nutzen meine Co-Klassenlehrerin und ich die die wöchentliche Abschlussstunde in unserer Klasse, um sozial- und erlebnispädagogische Teamspiele durchzuführen. Regelmäßigen Lesern dieses Blogs habe ich immer wieder von diesen Übungen erzählt.

Nun, da die Schulen wochenlang geschlossen waren und selbst ich als Physiklehrer diesen Drang nach sozialen Kontakten in mit spüre, sind mit Bedacht angewandte Spiele von unschätzbarer Bedeutung und können helfen, einen gemeinsamen Team-Spirit neu zu entfachen oder schlicht, gegenseitigen Respekt und Miteinander zu sortieren.

Nicht nur zahlreiche Übungen, auch unsere gemeinsame Ausbildung zu Anti-Aggressions-Coaches sind nun in ein gemeinsames Buchprojekt geflossen, auf das wir uns sehr freuen.

Teil 1: Starke Lehrer:innen

Um Teams erfolgreich leiten zu können, muss die eigene Rolle klar sein. Im ersten Teil des Buches geht es um die Stärkung der Lehrer:innenrolle, um Hoch- und Tiefstatus und ein paar Übungen, um die eigene Körpersprache und das Verhalten unter Stress kennenzulernen und zu kontrollieren.

Teil 2: Starke Schüler:innen

Erst danach geht es um die Übungen und Spiele. Zu jedem einzelnen haben wir eine kurze didaktische und methodische Hinführung geschrieben. Klar, alte Hasen brauchen das nicht – aber die Übungen stehen nicht um ihrer selbst willen im Raum, sondern verfolgen immer ein Ziel: Frusttoleranz erhöhen, Kommunikation stärken, Grenzen ziehen. Außerdem haben wir bei vielen Spielen Vorschläge für Reflexionsfragen eingefügt, um mit den Schüler:innen sinnvoll in eine Auswertung zu gehen.

Titel gendern?

Die Arbeit an dem Buch ist weit fortgeschritten und nähert sich mit über 200 Seiten Dicke dem Ende – wir hoffen innerhalb der nächsten 10 Tage veröffentlichen zu können.

Eine einzige Baustelle bleibt uns noch: der Titel.

Die Anforderungen an einen Buchtitel sind nicht ohne: Er muss den Inhalt verständlich erklären können und außerdem leicht zu finden sein. Das ist das A und O. Darüber hinaus möchte ich aber gender-ignorante Sprache vermeiden.

Buchtitel gendernDer Arbeitstitel des Buches lautet aktuell: „Starke Lehrer, starke Schüler.“ Hinzukommt ein Untertitel à la „63 Teamspiele für ein gelungenes Miteinander in der Schule“ oder so.

Das trifft. Kurz, prägnant. Darum geht es. Aber eine Gender-Falle.

Darum haben wir in den letzten Wochen zahlreiche Alternativen gesammelt:

  • „Starke Lehrer:innen, starke Schüler:innen“
  • „Starke Schule, starke Schüler“
  • Starke Schüler, starke Schule – Oder wie ich Teamspiele richtig einsetze
  • Starke Schule, starke Schüler – Oder wie ich durch Spiele vieles verbessern kann
  • Starke Schüler, starke Schule – Warum Teamspiele so viel wert sind
  • Stark lehren für starkes lernen – 63 Teamspiele für die Schule
  • Starke Lehrkräfte, starke Klasse – 63…
  • Starke Persönlichkeiten – Tipps für Lehrkräfte und 63…
  • Klassen leiten und Bindungen stärken
  • Lehrer:innenrolle und Sozialgefüge stärken
  • Starke Schule – Tipps für Lehrkräfte und 63…
  • Statusverhalten in der Schule – Hinweise für Lehrer:innen und 63…
  • Starke Lehrkräfte – und 63 pädagogische Spiele für die Stärkung der Klasse

Bei vielen der Titel missfällt mir, dass sie nicht wirklich den Inhalt widergeben – aber ich bin da womöglich betriebsblind. Eine Umfrage zum gendern kann arg in die Hose gehen – erst recht, wenn viele begründete Vorschläge eingebracht, aber am Ende doch nicht ausgewählt werden. Aber im Unterschied zur „letzten Instanz“ des WDR möchte ich zumindest Gelegenheit geben, mich auf blinde Flecken aufmerksam zu machen, bevor das Buch in den Druck geht.

Über Vorschläge und Ideen freuen wir uns sehr – als Kommentar hier im Blog oder via Twitter oder Facebook. Unter allen Vorschlägen verlosen wir 3 Exemplare des Buches! Handsigniert, desinfiziert und mit besten Wünschen versehen!

33 Gedanken zu „Wie kann ich meinen Buchtitel gendern?“

  1. Spannendes und so wichtiges Thema! Ich hoffe, es kommt bei vielen an und wird auch praktisch umgesetzt. Und besonders super finde ich, dass ihr auf eine gendergerechte Sprache so viel Wert legt, danke!
    Zum Titel – ich überlege schon eine Weile hin und her…
    Starkes Lehren – starkes Lernen. Der Wert von Teamspielen für stabile Beziehungen in der Schule.
    Irgendwie so?

    Viel Erfolg und viele Grüße

  2. Das Buch würde mich auch als Nicht-Lehrer reizen.

    Zu den Vorschlägen: Meiner war „Starke Lehrkörper, starke Kinder“, wobei mir die anderen fast besser gefallen.

    ABER: Ich hänge am Begriff „starke“ -> ich weiß nicht, wie sehr der (zu Unrecht?) mit Männlichkeit assoziert wird.

    Und so lande ich (nach dem Blick ins Synonymlexikon) bei „Befähigte Lehrkörper, befähigte Kinder“.

    Lieben Gruß

    1. Den Gedanken kann ich nachvollziehen – schaue ich dagegen auf die Suchreichweite von Google dann taucht der Begriff „befähigt“ kaum auf, „stark“ dagegen zwischen zehn und hunderttausend Mal pro Monat. :-/

      1. Das kann sein, ich weiß nicht, ob Google auf „gendern“ Wert legt. Ich hatte tatsächlich auch noch andere Begriffe im Lexikon gefunden, die ich aber aus Gründen nicht vorgeschlagen hatte („belastbar“ wäre so eins, das fände ich als Buchtitel über Kinder eher merkwürdig).
        Eine Möglichkeit wäre auch das aktuelle Buzz-Word „resilient“ 😉

    2. Wow. „Starke Lehrkörper, starke Kinder“. Wahrhaft ein prägnanter Titel, der sofort neugierig auf das Buch macht. Nicht.

      Aber er kann als schönes Beispiel dienen, wie sehr der Feminisus zur Verhunzung der Sprache beiträgt.

      Mein Vorschlag (und das meine ich ernst) ist: Starke Lehrer, starke Schüler.
      Alles im generischen Maskulinum, der ja nicht das natürliche Geschlecht widerspiegelt. Das lernt meine Tochter übrigens gerade in der 5. Klasse.

  3. Ich – queer, 43 – fühle mich von der „maskulinen“ grammatikalischen Form mitangesprochen. Gendern in dieser Form macht nichts besser – weder lesbarer noch wird im Mindset der „Leser:innen“ irgendetwas verändert, zumal ich in dieser Form des Genderns sogar eine Binarität erkennen könnte (:-), der ich mich nicht zugehörig fühle.
    Gutes Bemühen, aber investiert Eure Kreativität und Euer Zeit lieber noch in die Inhalte.

  4. Meine Idee wäre:
    „Für ein gelungenes Miteinander in der Schule“
    63 Teamspiele für starke Lehrer:innen und starke Schüler:innen“
    So ist gegendert, das Ziel steht aber im Vordergrund.

  5. Mein Vorschlag: Schule macht stark – Tipps und Teamspiele für Lehrende und Lernende. Die 63 müsste dem Klang geopfert werden. Ob diese -ende-Formen noch den Normen der Genderei entsprechen, weiß ich nicht, bin da nicht auf dem Laufenden.

    1. Gelungene Schule – 63 Tipps und Teamspiele für Lehrende und Lernende

      Mit dem Anfang bin ich nicht so richtig zufrieden. Ich finde den Vorschlag mit lehrende und Lernende aber sehr toll. Zumal es aus auch ausdrückt, dass Lehren und lernen nicht aufhört. Den Gender-Doppelpunkt in einem Buchtitel Finde ich nicht so gut.

      Ansonsten möchte ich anmerken, dass es mir sehr gut tut, wenn ich nicht nur „mitgemeint“ fühlen muss. Den gesprochenen Doppelpunkt, wenden meine Kinder bereits relativ selbstverständlich an, ich mache das noch nicht oft. Ich denke es wird normaler werden.

  6. Vergesst das Gendern einfach. Selbst in Eurer Zielgruppe der Pädagogen gibt es nur eine Minderheit, der das wichtig ist. Das sage ich als ehemaliger Lehrer. „Starke Lehrer – starke Schüler“ ist als Titel so eingängig, dass ihr kaum eine ähnlich starke Formulierung mit Wörtern wie Lehrkräfte, Schule etc. finden werdet. Nutzt Eure Energie für Besseres.

  7. Gar nicht. Wenn es darum geht, jeden Menschen gleich zu behandeln, ohne dass sein Geschlecht eine Rolle spielt, ist das Gendern das genaue Gegenteil. Es zerrt das Geschlecht in den Mittelpunkt der Diskussion. Das ist kontraproduktiv, Vergeudung von Ressourcen und führt zur Unleserlichkeit. Und in drei Jahren ist die gewählte Form des Genderns wieder obsolet weil hinterwäldlerisch (neue Forschungen haben ergeben, dass …).

  8. Ich würde gar nicht gendern. „Starke Lehrer – starke Schüler“ ist sehr prägnant und eingängig. Ein gegenderter Titel würde mich darauf hinweisen, dass in dem Werk die Erfüllung formaler Regeln zweifelhafter Qualität und eben nicht der Inhalt im Vordergrund steht. Lesen wäre also Zeitverschwendung. Und die Endung „er“ bedeutet nach meinem Sprachgefühl in erster Linie, dass von der damit bezeichneten Sache oder Person die mit dem vorangehenden Stamm bezeichnete Tätigkeit ausgeht. Während eine Endung mit der man bei Bedarf betonen kann, dass eine bezeichnete Person weiblich ist -eben die Endung „in“, fehlt eine solche Endung, um die Männlichkeit zu betonen.
    Aber weshalb hier Geschlechter oder Gender betonen? Tut doch nichts zur Sache. Wenn es eine solche Endung zur Betonung der Männlichkeit gäbe, würde man hier ganz sicher „Starke Lehrer – starke Schüler“ wählen.

  9. Wenn ich das richtig sehe, wird als Grund für das Gendern angegeben, damit würden Frauen sichtbar gemacht. Nun gibt es kaum einen gesellschaftlichen Bereich, der stärker feminisiert ist als Kinderbetreuung und Schule. Leider gibt es weder in Kigas noch in Schulen bislang einen hörbaren Wunsch nach Quoten für Männer.
    Wäre es da nicht ein schönes, inklusives und nach Gleichberechtigung ausgerichtetes Signal, das Buch „Starke Lehrer, starke Schüler“ zu nennen? Damit würden Männer im Bildungsbereich sichtbar gemacht.

  10. Persönlichkeit stärken – 63 Teamspiele für die Schule
    Oder:
    Die Lehrerrolle bewusst annehmen – Kinder spielerisch stärken

    Ich möchte meinen Vorredner*innen widersprechen – oh, ich habe eben nachgesehen, es waren nur Vorredner (so der Name dies erkennen lässt): ich fühle mich als Lehrerin NICHT mit angesprochen vom Titel „Lehrer“, auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass vor allem in der Pluralform „Lehrer“ die weibliche Form mitgemeint ist.
    Kurz: mich persönlich würde der Titel „Starke Lehrer – starke Schüler“ nicht ansprechen und vielleicht sogar ein bisschen ärgern. 😉

    1. Hi,

      Das ist seltsam, daß Du mit dieser Begründung dennoch „Die Lehrerrolle“ vorschlägst. Der Ausdruck würde – zumindest Deiner Meinung nach, nicht im der Realität – Frauen ausgrenzen.

  11. Mir ist anhand der Alternative „Klassen leiten und Bindungen stärken“ folgendes Wortspiel eingefallen:

    Klasse(n) leiten und Bindungen stärken

    Das Buch ist aber unabhängig vom Titel eine super Idee!

    LG Melli

  12. Mich spricht ehrlich gesagt keiner der Titel an, aber ich bin auch kein Lehrer und auch kein Schüler.
    Als ehemaliger Buchhändler kann ich nur sagen, ein guter Titel ist auf jeden Fall das wichtigste an einem Buch.
    Mich stört das Wort „stark“ da denkt man an „kräftig“ gemeint ist aber:
    autark autonom eigenständig eigenverantwortlich in eigenregie selbständig selbstbestimmt selbstständig unabhängig
    wirklich sehr sehr schwierig, und zum gendern, muss das wirklich sein?
    Vielleicht mal die Schüler fragen?
    Ich habe da keine wirklich gute Idee.

    1. Teamspiele in der Schule helfen allen
      Teamspiele für eine starke Schule
      Spiele in der Schule – im Team Stärkung erfahren

      Ich finde gendern wichtig und zeitgemäß. Der angebliche Beweis-Kommentar blendet in seiner Argumentation die Schüler:innen einfach mal aus. Gendern soll nicht Frauen sichtbar machen, sondern einfach alle Menschen einbeziehen.

      1. Je mehr sie sichtbar machen wollen, um so mehr werden unsichtbar. Es ist wie vom Hölzchen aufs Stöckchen zu kommen. Und Sie können zwar auch zu jedem Schwarzen/POC/BPOC, Du bist schwarz/POC/BPOC, Du bist besonders willkommen, sagen. Schwarze, egal wie sie heutzutage aus Gründen der politischen Korrektheit genannt werden sollen, wollen jedoch einfach als Mensch gesehen werden. Das funktioniert aber nicht, je mehr korrekte Bezeichnungen, abgestuft nach Farbton/Herkunftsland/vermeintlichem Herkunftsland in die Welt gesetzt werden.

        Da ist dieses generische Maskulinum einfach sinnvoller, lässt es doch einfach offen, welches Geschlecht eine Person hat. Es ist egal nämlich egal, ob ich als Schüler von einem männlichen/weiblichen/schwulen/lesbischen/binären/queeren was auch immer Lehrer gemobbt/in die Ecke gestellt wurde. Ein Arschloch war dieser Lehrer trotzdem.

  13. Ich gehöre ja der Generation an, die sich bei Schüler und Lehrer auch als Frau angesprochen fühlt.
    Meine Meinung: Lehrkräfte klingt als ob man verbissen den Begriff Lehrer vermeiden möchte. Würde ich deshalb fallen lassen. Alles andere finde ich in Ordnung. Auch so etwas wie: Sich gegenseitig stärken (oder stark machen) – 63 Spiele…
    Viele Grüße

  14. Starke Lehrende, starke Lernende oder:
    Gemeinsam stark!

    So oder so klingt es nach einem sehr ansprechenden Buchprojekt! Respekt, dass ihr sowas in diesen Zeiten „nebenbei“ auf die Beine gestellt habt!

  15. Von den bisherigen Vorschlägen gefällt mir „Starke Schule – starke Menschen“ am besten. Das klingt natürlich und nicht so, als wolle man mit aller Macht das generische Maskulinum vermeiden.

    (aber ich kenne natürlich den Inhalt nicht und weiß daher nicht, ob der Titel genau so gut passt wie das Original)

  16. Das Thema Gendern ist prinzipiell sehr polarisierend. Das sollte man umgehen. Auch die Fokussierung auf „stark“ finde ich unpassend. Wenn man sich deine anderen Buchtitel anschaut, findet man sofort den inhaltlichen Schwerpunkt im Titel. Warum diesmal Lehrer / Schüler / Schule / Klasse?

    Mein Vorschlag:
    „Pädagogische Spiele für den Unterricht – 63 Ideen für ein gelungenes Miteinander in der Schule“

  17. Pingback: Klasse(n) stärken - 86 Team-Spiele für die Schule - Halbtagsblog

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