Wir sind zurück aus Frankreich, man könnte sagen, geflohen. Ich hoffe nicht, dass wir polizeilich gesucht werden – aber wundern täte es mich nicht.
Urlaub in Frankreich
Unser familiäres Lieblingsland ist Frankreich. Ich liebe die alten, französischen Dörfer. Die französische Küche ist schlicht magnifique und meine Sprachkenntnisse reichen soeben aus, um meine Frau zu beeindrucken und bei den Franzosen einen positiven Eindruck von „Was auch immer dieses Kauderwelch sein soll, dieser Tourist scheint sich zu bemühen…“ zu hinterlassen.
Nach einem wahnsinnig anstrengenden Schuljahr mussten wir einfach ein paar Tage raus aus allem. Weil ich dazu neige, die Ferien in der Nachbetrachtung als vergeudete Lebenszeit zu bewerten, habe ich über die Tage protokolliert, was ich so tue und es in die Kategorien sinnvoll/sinnlos produktiv/Entspannung eingeteilt.
Es hat rund anderthalb Wochen gebraucht, bis ich mich von dem Drang, produktiv arbeiten zu müssen, lösen konnte. Auch da tat die Abwesenheit von Schreibtisch, Internet & Co ihr Gutes.
Mein Smartphone habe ich über viele Tage – wenn auch nicht ausgeschaltet – in einem reduzierten Ferienmodus laufen lassen, bei dem nur bestimmte Apps (Kindle, Audible, Kamera) erlaubt waren, die meisten anderen (Outlook, Teams, SPIEGEL Online) abgeschaltet blieben. Auch das tat richtig gut. Leider mussten meine Frau und ich die Kinder mitnehmen. Ich schreibe leider, denn Dank ihnen werden wir uns zukünftig wohl ein anderes Urlaubsziel suchen müssen.
Die Babysitterin
Eigentlich sind meine Töchter wunderbar und wir kommen prima miteinander aus. Unser Verhältnis ist sogar so entspannt, dass ich meine älteste Tochter in einem Vertretungsfall sogar für einige Monate als NW-Lehrer unterrichtet habe, ohne, dass es irgendwem überhaupt aufgefallen ist.
Als Babysitterin genießt sie, ihre kleinen Schwestern herumkommendieren zu können – entlastet uns Eltern aber oft genug. „Oh, das ist aber ein süßes Baby“ kommentiert ein Spaziergänger auf französisch mit Blick auf den Kinderwagen, den meine Älteste schiebt. „Merci“ erwidert sie und fügt kühl lächelnd hinzu, „c’est le bébé de mon professeur!“
Na herzlichen Dank! Falls jemand Fragen hat.
Vermisste Touristengruppe
Donnerstag wollten wir eine berühmte Höhle, die Grotte des Demoiselles, besuchen, voller Tropfsteine und einer langen Führung, bei der ich auch ohne Maske des Guides kaum ein Wort verstanden hätte.
Leider fand unsere jüngste die Tour nur mäßig spannend. Und während unser Bergführer von dem Höhlenbären erzählte, dessen Knochen man neulich gefunden habe und einigen singenden Stalakniten, die man nicht berühren dürfe, wurde das Baby unleidig. Und – natürlich – genau auf der Hälfte der Tour, als wir gerade den tiefsten Punkt der Grotte erreicht haben sogar so unleidig, dass wir die Gruppe verließen und, den Notausgangsschildern folgend, zum Ausgang schlichen.
Ich war so auf das Baby fixiert, dass ich erst viel später an die Lehrerrolle dachte. Wie würde es mir wohl gehen, wenn ich mit einer Gruppe von 20 Leuten eine Bergtour mache, begeistert von diesem und jenem berichte und am Ende die fünf Kinder, die mich sowieso kaum verstehen, verschwunden sind??
Ich habe am nächsten Morgen das Internet aufmerksam nach „Touristengruppe in Berg verschwunden“-Meldungen durchforstet, aber nichts gefunden. Wäre ich der Guide, würde ich meine Führung noch um jene mysteriöse Familie erweitern, die urplötzlich verschwunden ist. Und wenn man den schwingenden, singenden Steinsäulen genau zuhören würde, könnte man noch die verzweifelten Rufe der Kinder hören, die – womöglich – bis zum heutigen Tage durch die Spalten und Höhlen kriechen. Immer noch auf der Suche nach einem Ausgang.
Inzwischen sind wir zurück. Und ich freue mich auch ein wenig darauf, mich wieder in die Arbeit zu stürzen.
Hoffentlich werde ich nicht vorher verhaftet.