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Spannungsfeld Schulleitung

Schulanekdote„Was tut ein Schulleiter eigentlich?“, hat mich heute ein 5er auf dem Schulhof gefragt. Ja, was tut man in der Schulleitung eigentlich?
Im gleichen Maß, wie sich das aktuelle Schuljahr dem Ende zuneigt, richtet sich mein Augenmerk Stück für Stück auf das kommende. An Gesamtschulen in NRW wählen die Kinder (bzw. ihre Eltern) zu Beginn des 7. Schuljahres ein viertes Hauptfach. Derzeit bieten wir an:

  • Spanisch
  • Informatik
  • Naturwissenschaft
  • Darstellen und Gestalten
  • Arbeitslehre Technik
  • Arbeitslehre Hauswirtschaft

In einem ersten Schritt haben die Klassenlehrkräfte die Jahrgangstufe beraten und wir haben eine Vorwahl durchgeführt, um die Stimmungslage zu eruieren.  Das geht schnell und ist mit online-Tools innerhalb von Minuten erledigt. Anschließend erneute Beratung und dann die endgültige Wahl. Die muss auf Zetteln erfolgen, weil wir für diese Wahl die Unterschrift der Eltern benötigen.

Heute habe ich mich mit dem Jahrgangsstufenteam zusammengesetzt, und wir haben die Wahlzettel ausgewertet. Ich mache das nicht gerne alleine, weil ich die Kinder im Zweifel nicht kenne und die Klassenlehrkräfte besser einschätzen können, zu welchen Leistungen sie fähig sind. Denn die Wahl ist gar nicht so einfach zu realisieren:

Problemfelder nach der Wahl

Spanisch sollte man nur wählen, wenn man in Englisch mindestens gute Leistungen erbringt. Doppelt so viele Vokabeln, doppelt so viele Vokabeltests, doppelte Grammatik. Jahr für Jahr habe ich den Ärger mit Kindern, die das Fach völlig unterschätzen, eine schlechte Note nach der anderen einfahren und wechseln wollen. „Wieso darf der Adam sein WP1-Fach wechseln und ich nicht?“ Ärger ist vorprogrammiert.

Die Erwartung an Informatik bei einigen ist, dass man spätestens nach anderthalb Jahren sein eigenes Fortnite programmieren kann. Entsprechend ist die Andrang groß. Informatiklehrkräfte, die das Fach als Hauptfach bis hinauf in die 10 unterrichten können, gibt es aber nur begrenzt. Sehr begrenzt.

Darstellen und Gestalten wird in manchen Jahren überlaufen, in anderen gar nicht angewählt. Ich kann aber weder mit 30 Leuten sinnvoll Theaterstücke einüben, noch vier Kinder über Jahre beschäftigen.

Sowohl die Werkstatt für Arbeitslehre Technik als auch unsere Küche für Arbeitslehre Hauswirtschaft bietet Platz für 15 Schüler*innen. Mehr geht nicht. Was, wenn 17 Kinder das Fach anwählen?

Systematische Verteilung

Mit den Klassenlehrkräften fülle ich die Fächer der Reihe nach und beginne mit den unbeliebtesten kleinsten Fächern: Zunächst wird Spanisch gefüllt und jeder, der das Fach mit Erst- oder Zweitwunsch angewählt hat kommt da rein. Jede*r? Nein! Ich hatte schon Fälle von Kindern, die nur gebrochen Deutsch und kaum Englisch sprachen, aus unerfindlichen Gründen aber trotzdem Spanisch gewählt hatten. Wenn ich perspektivisch weiß, dass das nichts wird, wird die Zweitwahl gezogen.

Nach und nach leeren sich die Stapel und zum Schluss wird geschoben. 17 Leute in Technik? Da müssen zwei raus. 35 in Informatik? Das geht nicht. Nur 5 in Naturwissenschaft? Dann müssen wir den Kurs canceln. Bei wem passt die Zweitwahl? Wo stimmen die Klassenlehrkräfte zu?

Ein kompliziertes Geschiebe, bei dem am Ende garantiert zahlreiche Rückfragen kommen: „Das hatte ich aber nicht gewählt.“ „Mein Freund ist aber in…“ „Kann ich mich noch umentscheiden?“

Unzufriedenheit wird es auch bei der ein oder anderen Lehrkraft geben: „Wieso hat ausgerechnet der denn Hauswirtschaft/Informatik/… gewählt? Der ist da letztes Jahr völlig untergegangen!“

Schulleitung heißt manchmal auch, der Puffer zu sein zwischen den verschiedenen Interessen und Wünschen. Ich merke, dass ich da „besser“ geworden bin, was vielleicht nur ein anderes Wort für „abgestumpfter“ ist. Es ist schlicht unmöglich, allen Wünschen gerecht zu werden. Weder bei der AG- oder WP1-Wahl, noch der Unterrichtsverteilung im Allgemeinen.

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