Gestern war die Einschulung unserer neuen 5er.
Bis so ein Tag steht muss jede Menge vorbereitet werden: Stühle gestellt, Klassenräume vorbereitet, das Forum geschmückt und Getränke besorgt werden. Die Lehrerband hat gespielt und zwei 6er haben ihre Jonglierkünste vorgestellt. Ich habe im Beisein der 5er eine fröhliche erste Begrüßungsrede gehalten und – nachdem die mit ihren Klassenlehrkräften in ihre Klassen verschwunden sind – eine ernste zweite in Richtung Eltern: Schule kann nur gemeinsam gelingen.
Aus ökologischen Gründen haben wir das traditionelle Luftballonfest (Luftballons mit Postkarten steigen zum Himmel, fliegen davon und werden dann von Vögeln gefressen, die daran sterben) durch eine Alternative mit Bällen ersetzt. In den Klassenräumen haben die Kinder farbige Bälle mit Zielen beschriftet („neue Freunde finden“ „gute Noten“) und in ein Planschbecken geworfen (aka „ins Ziel gebracht“).
Die ersten Tage im neuen Schuljahr sind extrem fordernd und machen nur wenig Spaß. Die Schulleitung ist Ansprechpartner für Unklarheiten mit dem Stundenplan, Raumfragen, neue Kolleg*innen die dieses oder jenes noch nicht wissen. Schüler wollen ihre Werkstätten umwählen und haben ihre Passworte vergessen. Dazu jede Menge Anfragen der neuen Eltern zu Mensa, Tablets, Betreuung, Unterricht und Klassenzusammensetzung. Dazu Anfragen von der Stadt über Kinder, die (aus unterschiedlichsten Gründen) noch gar keine Schule haben und dringend einen Platz suchen.
In den zwei Tagen habe ich gerade 25 Minuten Zeit gehabt, mit meiner Klasse so etwas wie Unterricht zu gestalten – die restliche Zeit hat mir meine Co abgenommen (die als Schulleitungsmitglied im Grunde nicht minder belastet ist), während ich im Büro saß und abgearbeitet habe.
Diese Phase macht nur wenig Spaß, denn jede Anfrage entspringt im Grunde einem negativen Auslöser: Ein Problem, eine Unklarheit, ein Bedürfnis, eine Unzufriedenheit. Und in einem großen Schulsystem mit 80 Mitarbeiter*innen und 700 Schüler*innen gibt es jede Menge Fragen und Unklarheiten.
Ich begegne also stundenlang Ärger und versuche, den zu lösen – die kurze Phase des Unterrichts war echte Entspannung.
Nicht falsch verstehen: Ich habe mir den Job ja ausgesucht und an den meisten Tagen macht es mir auch großen Spaß. Aber der Schulbeginn bedeutet auch wahnsinnig viel Stress – da gibt es auch nur wenig zu beschönigen. Mitlesende Schulleiter wissen, wovon ich schreibe.
Der Zustand wird noch ein bis zwei Wochen anhalten, bevor es besser wird und die Freude wieder in den Vordergrund rückt.