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Gar kein Bock auf Arbeit.

Das Bildungsministerium von BaWü hat mit einer umstrittenen Plakataktion versucht, Menschen für den Lehrberuf zu gewinnen. Unter dem Spruch: „Gar keinen Bock auf Arbeit morgen?“ wurde empfohlen, stattdessen einfach Lehrer zu werden. Unnötig zu erwähnen, dass die Nummer ziemlich in die Hose ging, auch wenn das Ministerium (etwas bemüht) von Erfolg durch Aufmerksamkeit spricht.

Der Lehrer (und Bildungsinfluencer und mein Freund) Bob Blume ärgert sich auf seinem Blog über die Kampagne und prangert an, mit solchen Sprüchen würde man am Ende jene vergraulen, die noch treu und engagiert ihren Dienst tun.

Gar kein Bock auf Arbeit. 1In meinem Umfeld (Vorsicht: anekdotische Evidenz) hat der Spott gegenüber dem Lehrberuf deutlich abgenommen – die Schwierigkeiten und Herausforderungen erscheinen schon ziemlich präsent. Fast so sehr, dass ich mir manchmal selbst sagen muss, wie wunderbar dieser Beruf doch ist. Denn trotz aller Anstrengung genieße ich an meinem Beruf, dass er so vielfältig ist:
Ich bin ein bisschen Lehrer für verschiedene Fächer – manchmal auch für welche, die ich gar nicht studiert habe und in die ich mich erst hineinarbeiten muss. Ich bin ein bisschen Forscher – wenn meine Schüler*innen mich mit Fragen bombardieren, auf die ich keine Antwort habe und wenn wir Projekte starten, deren Ausgang mir ungewiss ist. Ich bin ein bisschen Schulleiter und darf Schule gestalten, Kolleg*innen unterstützen und beraten und systemisches Denken erlernen und erleben.
In den nächsten Monaten bin ich außerdem als eine Art wandernder Gelehrter oft unterwegs:

  • Im September bin ich zu Gast an der Universität Siegen auf den Fachtagen „Digitalisierung, und jetzt…?!“ darf ein bisschen über den natuwissenschaftlichen Unterricht bei uns erzählen.
  • Ende des Monats in Paderborn, wo ich für das Schulamt vor vielen Schulleitungen der Region über die Schulentwicklung durch Digitalisierung referieren darf.
  • Während der Herbstferien reise ich nach Alzey und berichte über Ideen und Möglichkeiten von Projektunterricht.
  • Ende Oktober (da bin ich wirklich nervös) für die Pädagogische Hochschule Steiermark in Österreich eine mehrstündige Vorlesung vor Physikdozenten, -studenten und -lehrern über die „Physik von Hollywood“.
  • Und im November bin ich in Detmold für das Regionale Bildungsnetzwerk zum Thema chatGPT & KI.

Diese Dinge nehmen viel Zeit in Anspruch. Jedes „Ja“ zu einer Sache bedeutet immer auch ein „Nein“ zu einer anderen. Auch ein Grund, warum es hier gerade etwas stiller als sonst ist.

Aber gar keinen Bock auf Arbeit?

Puh. Ich hoffe sehr, dass mich, trotz aller Anstrengung, stets die Lust auf Neues stärker antreibt, als die Lustlosigkeit des Gegenwärtigen.

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