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Von Uni bis Berufsmesse: Mehr als Schule und über den Tellerrand.

Diese Woche stand im Zeichen außerschulischen Engagements: Ein Vortrag an der Uni und eine hauseigene Berufsmesse lassen in mir den Wunsch aufkommen, öfter in andere Berufe zu schnuppern.

Von Uni bis Berufsmesse: Mehr als Schule und über den Tellerrand. 1

Dienstag durfte ich am Fachtag der Universität Siegen einen Vortrag/Workshop halten zum Thema „Digitalisierung, und dann…?!“
Das hat mir sehr viel Freude bereitet, war aber vermutlich nicht für jeden etwas: Einige der Teilnehmer hätten sich gewünscht, dass konkrete Apps für den Unterricht vorgestellt würden. Dies ist ein Wunsch, dem ich (auch zukünftig) nicht entsprechen werde: Für die einen liefere ich nichts neues, für die anderen ist es irrelevant, weil sie keine Geräte haben und die nächsten haben iPads oder ChromeBooks oder Surface Geräte und für die ist die App XY eh nichts.

Im Grunde ist es aber traurig, dass an vielen Ecken und Enden immer noch der Wunsch nach „der einen App“ vorherrscht, die man noch nicht kennt und die den Unterricht vielleicht hoffentlich endlich nach vorne bringt.

Statt dessen sprach ich über, naja… „Digitalisierung, und dann…!?“ und wie eine 100%ige Tabletausstattung uns als Schule massiv verändert hat. Individualisierung und Förderung und das maximale Ausschöpfen von Potenzialen. Das rief großes Interesse hervor.

Ein bisschen knatschig bin ich dennoch: Bei aller Bescheidenheit sind wir die einzige Schule im weiten Umkreis die seit Jahren wirklich digital arbeitet und ihr Schulkonzept mit Lernbüros, Werkstätten, Projektunterricht etc. darauf basierend verändert hat. 30 Kinder mit 30 verschiedenen Stundenplänen – ich erwähnte es bereits.

In der öffentlichen Wahrnehmung spielt das aber keine Rolle – da sind wir unsichtbar. „Ach ja, die Gesamtschule gibts ja auch noch.“ Das ist mühsam – aber so ist wohl Politik. Der Weg nach oben ist hart und mühsam. Und oft ungerecht.

Berufsmesse an der Schule

Von Uni bis Berufsmesse: Mehr als Schule und über den Tellerrand. 2

Heute hatten wir an der Schule eine eigene Berufsmesse. Weil die große Messe der Stadt auf viele Schülerinnen und Schüler erschlagend wirkt, haben wir eine eigene ins Leben gerufen. Dahinter steckt ein unfassbarer, unsichtbarer Berg Arbeit. 23 unterschiedliche Betriebe und Firmen hatten sich angemeldet und Workshops vorbereitet. Unser Anspruch war dabei: „Bitte keine 60minütige PowerPoint über den eigenen Betrieb, sondern es muss einen interaktiven, handlungsorientierten Teil geben, in dem die Jugendlichen etwas tun können.“
Dieser Anspruch ist uns wichtig gewesen, weil wir die auch Betriebe in Verantwortung sehen: Mit 60 Minuten PowerPoint kann ich potenzielle Azubis auch abschrecken. Also musste Praxis geboten werden – was aber dazu führte, dass der ein oder andere Betrieb absagte: „Das können wir nicht liefern.“
Ja, nun.

Die Schüler*innen durchliefen im Vorfeld eine Umfrage, die sie auf Neigungen und Interessen abklopft und wurden dann verschiedenen Betrieben zugeordnet. Jeder konnte so in zwei Workshops hineinschnuppern. „Drei von euch kenne ich“, wurden die Jungen und Mädchen in einem begrüßt, „ihr wart ja schon beim Tagespraktikum bei uns.“

Von Uni bis Berufsmesse: Mehr als Schule und über den Tellerrand. 3

Perfekt. So werden Kontakte geknüpft, Interessen gelenkt. Eine Zukunft geschaffen. Den ganzen Vormittag liefen die Schülerinnen und Schüler umher und fragten und lernten und planten.

Ein bisschen umherreisen, Berufmessen oder Projekttage. Ich mag den Lebensort „Schule“ ganz besonders, wenn mir außergewöhnliches begegnet und neue Erfahrungen macht.
Nach fünfzehn Minuten in einem der Vorträge, die den Bereich Industriekaufmann und Fachinformatik streiften, habe ich amüsiert gemerkt, wie sehr ich doch Lust hätte, diese Ausbildung zu durchlaufen.
Ich bin so lange schon so tief drin in diesem Schulbetrieb, dass man vergisst, wie viele andere, spannende Berufe es auf der Welt gibt.

In Liechtenstein, wo wir letztes Jahr zu Gast waren, haben alle Lehrkräfte selbst ein Praktikum in einem Betrieb machen müssen. Ehrlich gesagt, würde mir das auch gefallen: Einen Tag im Jahr (oder auch zwei) sind nicht nur die Schülerinnen und Schüler im Praktikum, sondern auch wir Lehrkräfte.

Was gäbe das für Einblicke!?

 

 

Ein Gedanke zu „Von Uni bis Berufsmesse: Mehr als Schule und über den Tellerrand.“

  1. > Ehrlich gesagt, würde mir das auch gefallen: Einen Tag im Jahr (oder auch zwei) sind nicht nur die Schülerinnen und Schüler im Praktikum, sondern auch wir Lehrkräfte.

    Genau das! Oder alle 3 Jahre am BOGY teilnehmen und 1-2 Wochen Praktikum machen. Verpflichtend für alle!

    Hach… man darf ja mal noch träumen!
    (Und ich bin fest davon überzeugt, dass es ALLEN was bringen würde: Den Lehrern mal ein Blick auf außerhalb der Schule, viele kommen von der Schule an die Uni und kehren direkt zurück an die Schule. Den Schülern, weil ihre Lehrer auch mal was anderes als Schule gesehen haben. Und vielleicht sogar den Arbeitgebern, weil Schüler besser vorbereitet werden können?!)

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