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Work-Life-Balance und Leidenschaft.

Die Herbstferien sind zu Ende und rückblickend gehören die vergangenen 14 Tage sicher zu den besten Ferientagen, an die sich mein (subjektives) Gedächtnis zu erinnern vermag.
Seit jeher bemühe ich mich um eine gesunde Work-Life-Balance: Jedes ‚ja‘ zu einer Sache zieht auch ein ’nein‘ zu etwas anderem nach sich. Alles kostet Zeit, Energie, Aufmerksamkeit und weil ich neugierig bin und überall mal meine Nase hineinstecken will, bin ich umgekehrt recht rigoros darin, anderes abzusagen. Diese Haltung erzeugt in meinem Umfeld nicht nur Freude, ist für mich aber langfristig gesund.

Diese Woche habe ich einen Abend im Rathaus meiner Gemeinde verbracht und im Schulausschuss mit den Vertretern der Grundschulen und den anderen Fraktionen an der schulpolitischen Entwicklung unserer Region gearbeitet. Eine wunderbare, sinnstiftende Arbeit, die die ich zukünftig noch intensivieren will (und werde).
Außerdem ein wenig Zeit in den Aufbau meines Netzwerkes beim Twitter-Nachfolger BlueSky investiert: Rechne ich die Bots und Fake-Accounts heraus, umfasst das umgezogene Twitterlehrer-Lehrerzimmer mittlerweile sicher knapp 1000 miteinander vernetzte Lehrkräfte. Inzwischen sind auch offizielle Behörden und Politiker dort zu finden. Meinen Twitter-Account habe ich gelöscht und vermisse „die Bumsbude“ keine Sekunde. Wer noch auf der Suche nach einem Einladungscode ist – gerne nochmal in die Kommentare schreiben. Ich reiche sie weiter.

Work-Life-Balance und Leidenschaft. 1Abgesehen von einem Vortrag habe ich diese Herbstferien aber hauptsächlich für das Schreiben meines dritten Romans genutzt. Weil der Kindergarten für meine jüngste Tochter offen war (Hurra!) und meine mittlere Tochter in Rheinland-Pfalz weiter zur Schule ging (nochmal Hurra!), habe ich viel freie Zeit gehabt – und genutzt. Sechs bis sieben Stunden pro Tag konnte ich mich in mein Buch stürzen und schreiben, lektorieren, korrigieren und wieder schreiben.
Je tiefer man sich mit etwas beschäftigt (sei es eine Sportart oder das Erlernen eines Instruments) und je besser man wird, desto mehr Spaß empfindet man dabei. Je mehr ich schreibe, desto mehr macht es mir Spaß. Gäbe es auch nur den Hauch einer Chance, damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen – ich würde sofort hauptberuflicher Groschenroman-Schreiber werden.

Dabei hilft mir, dass ich parallel tolle Bücher lese bzw. höre. Und gute Bücher, also wirklich gute Bücher zu lesen erzeugt in mir große Bewunderung und die Lust, auch so Schreiben zu können. Handlungsfäden miteinander verweben, hier und da und dort Ideen und Bemerkungen einzuflechten, mittels Sprache und Gepflogenheiten Charaktere zum Leben zu erwecken – ein ganzes Universum aus Buchstaben zu erschaffen.
Erleichternd ist dabei der Gedanke, dass meine Kriterien für „gute Bücher“ nicht mit denen meiner Frau übereinstimmen und umgekehrt gilt: Jeder Autor findet seine Leserschaft.

Der erste Entwurf des Romans ist fertig geworden und noch einmal erheblich länger, als meine ersten beiden Bücher. In den nächsten Wochen suche ich mir wieder einige leidensfähige Testleser und schleife Kanten ab, füge hier und dort noch Substanz hinzu und runde das Ganze ab. Anfang Dezember wird das Werk veröffentlicht.

Die Leidenschaft des Schreibens teile ich mir mit meiner ältesten Tochter, die just ihren zweiten Roman veröffentlicht hat (klick). Sie ist in jener beneidenswerten Phase des Lebens, als man noch jede freie Minute mit Büchern füllen kann. Pro Woche liest sie zwei bis drei Bücher durch, weigert sich aber statthaft, auf einen E-Reader umzuschwenken. Noch ein oder zwei Jahre, und in ihrem Zimmer werden mehr Bücher zu Türmen aufgestapelt Staub ansammeln, als sich im Rest des Hauses befinden.

Es ist ganz wunderbar, eine so leidenschaftliche Kreativität bei den eigenen Kindern zu beobachten. Meine Frau und ich bemühen uns nach Kräften, unsere Töchter zu fördern, ihnen Lust zu machen auf Projekte und jedes Scheitern als Erkenntnis aufzunehmen. Während die Älteste ihre Leidenschaft im Schreiben gefunden (und im Gegenzug die Musik endgültig aufgegeben) hat, sucht unsere Mittlere, probiert sich mal hier, mal dort aus.

Es ist so wunderbar, weil Leidenschaft immer auch Kräfte freisetzt, Energien hervorbringt und einen am Ende vieler Tage zufrieden ins Bett fallen lässt.

31 Gedanken zu „Work-Life-Balance und Leidenschaft.“

  1. Das liest sich doch großartig. Das waren tolle Ferien!
    Habe deinen Blog über Feedly abonniert, würde aber gerne auch in Bluesky mitlesen. Langsam schwindet die Hoffnung, einen Code zu ergattern…

  2. Lieber Jan-Martin
    Danke für die Einblicke in dein Leben, lese ich immer gerne. Falls du dann nochmals einen Code bekommst, gerne auch Austausch im blauen Himmel.
    Liebi Grüess
    Stephan

  3. Schöne Worte zum Thema Leidenschaft! Gerade die Tatsache, dass man mehr Spaß hat, wenn man mal tiefer eingestiegen ist, ist ziemlich wahr wie ich grad wieder selbst erlebe.

  4. Danke für deinen Input und die leise Hoffnung, dass das Twitter-Lehrerzimmer wieder aufleben kann. Daher würde ich mich über einen Invite zu BlueSky sehr freuen.
    Viel Erfolg mit deinen Projekten. Abschließen möchte ich mit der Bitte, dass dein öffentliches Nachdenken über diesen Blog weiter anhält.
    Robert

  5. Das #TWLZ vermisse ich tatsächlich in der früher lebhafteren Form. Ganz weg ist es ja nicht, der Unterschied ist aber spürbar (gefühlt besteht es gerade überwiegend aus Werbung und Code-Anfragen).

    „Meine“ Schule ist für viele dort besprochene Ideen nicht technisiert genug (Smartboards ja, aber keine Tablets/Endgeräte für die SuS und nicht mal für alle LuL, moodle praktisch nur in der Oberstufe), aber von den eher analogen Dingen lasse ich mich gerne inspirieren und das geht mir zunehmend ab.

    Falls irgendwo ein Code übrig sein sollte, wäre ich entsprechend dankbar. 🙂

  6. Das sind schöne Gedanken und manchmal schaffe ich diese radikale me-Time auch, aber meine Jüngste ist noch etwas zu jung dazu. Folge dir auch auf Mastodon und würde dem twlz auch gerne wieder auf Bluesky beitreten.
    Einen guten Start nach den Herbstferien!
    Anna

  7. Ich bin bis jetzt standhaft geblieben und wollte eigentlich meine Screentime reduzieren, indem ich gerade nicht zu Bluesky wechsle, aber den Input von 1000 vernetzten Lehrern möchte ich mir dann doch nicht entgehen lassen und wäre für einen Invitecode sehr dankbar.

  8. Verfolge Deinen Blog schon länger und frage mich, wie Du Deine vielfältigen Interessen alle unter einen Hut bekommst, sehr beeindruckend. Macht immer wieder Freude ihn zu lesen. Für die „Problematik“ der vielen Interessen suche ich noch eine Lösung … und einen Zugang zu Blue Sky.

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