Vielleicht liegt es am täglichen Sport, vielleicht am Führen meines Bullet Journals – gerade macht vieles wirklich Spaß. Auch in die Schule gehe ich wahnsinnig gerne – obwohl wir von vielen Grippe/Corona-Ausfällen geplagt sind und die Kinder die typischen Anzeichen der „Ferienreife“ anzeigen.
In meiner Klasse steht einer jener typischen Schokoladen-Adventskalender. „Zwei Versuche möchte ich mit euch durchführen“, erklärte ich, als ich den Kalender in die Klasse stellte: „Erstens will ich sehen, ob der Kalender bis Weihnachten ganz bleibt, auch wenn er hier ungeschützt im Klassenraum steht.“
Kindlich-naive Blicke. Wer sollte es wagen, diesen Kalender zu zerpflücken?
Mein zweiter Gedanke hatte es in sich: Anstatt einer typischen „wir gehen von A-Z durch“-Liste oder einer „es ist dran, wer als nächstes Geburtstag hat“, wollte ich einen anderen Ansatz probieren: „Ich möchte nicht vorgeben, wer wann dran ist – sondern ihr sollt euch jeden Morgen einigen. Ich verspreche nur, jeder kommt irgendwann dran.“
Ich möchte meine Klasse zu immer größerer Verantwortlichkeit und Mündigkeit hinführen. Und klar, von oben gesteuert ist eine Telefonliste das einfachste. Aber das will ich nicht. Ich will, dass sie streiten lernen. Verzichten lernen. An andere denken lernen.
Heute morgen entschied die Klasse, dass Heiko dran war: Denn der war ein paar Tage krank und heute wieder da. Zehn Sekunden. Länger hat das nicht gedauert.
Es sind auch diese Dinge, die mir unheimlich Freude bereiten. Meine Klasse hat Lust aufs miteinander, steckt keine Energie in Cliquenbildung und Zankereien. Wirklich wunderbar.
Wie gut es mir geht merke ich daran, dass meine Lust auf kreatives Arbeiten zurückkommt. Mir schwebt immer noch ein Seminar vor, in dem es um Kommunikationsmanagement geht, um deeskalative Gesprächsstrategien, Körpersprache und Theaterpädagogik und all das, was eine (gute) Lehrkraft bewusst oder unbewusst ausmacht. Ich habe bei der hiesigen Uni zuletzt angeklopft und meine Lust ausgedrückt, dort solch ein Seminar zu gestalten. Nebenher und zwischendurch denke ich das an, bilde mich selbst fort und habe Lust, Lust, Lust ein wenig in die Erwachsenenbildung zu gehen.
An meiner Schule selbst plant meine Klasse kleine Weihnachtstheaterstücke und forscht im Physikunterricht an selbstgewählten Forschungsprojekten. Auch darauf freue ich mich.
Und zu guter Letzt: Ich schreibe wieder.
Gerade passend, weil morgen (wuhuuu) mein neuer Roman erscheint, bin ich nach einigen Wochen der Pause wieder tief eingetaucht ins kreative Schreiben. Wie bei einem Puzzle sichte ich rote Fäden und schreibe, lösche, verändere zu einem immer stimmigeren Gesamtbild. All das passt.
Gerade ist gut. Richtig gut.
Da kann man nur sage: Herzlichen Glückwunsch! Weiter so.