Vor zwei Monaten erzählte ich, wie sehr mich das Hörbuch von Arnold Schwarzenegger beeindruckte: Sein Buch „Be Useful“ folgt keiner Chronologie sondern springt häufig zwischen Zeiten und Anekdoten, der rote Faden sind hier „Grundsätze für ein erfolgreiches Leben“ (Amazon-Affiliate-Link). Obwohl mir das Buch keine sensationellen, neuen Weisheiten verkündete, war die Art des Erzählens packend, der Mensch „Arnold Schwarzenegger“ beeindruckend.
„Eine Stunde eines jeden Tages“, fordert er mich heraus, „kannst du abseits deines Berufs und deiner täglichen Verpflichtungen in die Vision deines Lebens stecken.“
Das treibt mich immer noch an.
Aktuell höre ich „Making it so“ von Captain Picard Patrick Stewart (Amazon-Affiliate-Link). Im Unterschied zum erstgenannten Buch will mir Stewart nichts verkaufen, sondern erzählt aus seinem Leben. Im Original-Audiobook tut er das sogar selbst – leider wird das deutschsprachige Hörbuch nicht Ernst Meincke, „seiner“ Synchronstimme gesprochen. Da geht viel verloren.
„Making it so“ gefällt mir zunächst sehr gut: Zu hören, wie Stewart bettelarm aufwächst, erinnerte mich an den (sensationellen) Podcast der Zeit mit Armin Maiwald (Link): Wie Maiwald von der Armut nach dem Krieg erzählt, alte Munitionskisten zum Kartoffelkochen, Kleidung mit alter Zeitung ausgekleidet um nicht zu erfrieren – das hat mich bewegt. Auch seine Anfänge als Schauspieler und erste Rollen bei der Royal Shakespeare Company hörte ich zunächst gerne.
Mit der Zeit befremdete mich seine Erzählung jedoch zunehmend und ich habe einige Zeit des Grübelns gebraucht, um zu verstehen, weshalb:
Arnold Schwarzenegger habe ich in unterschiedlichen Rollen und Filmen über viele Jahre hinweg sehen dürfen: Mal als Soldat gegen ein Alion, mal als Roboter aus der Zukunft, mal als Ice-Schurke und mal als Comedian. Oft genug hat er sich dabei selbst auf die Schippe genommen.
Patrick Stewart dagegen hat mich während gesamten Kindheit und Jugend in nur einer einzigen Rolle begleitet: Er war Captain Picard. Er war derjenige, der Moral und Anstand hochhielt, der Shakespeare zitierte und die Kunst Diplomatie hochhielt.
Doch mit jeder Romanze und jeder Affäre, die der Darsteller Patrick Stewart aus seinem realen Leben erzählt, demontierte er für mich das (imaginäre) Konstrukt des Jean-Luc Picard.
Ich will gar nicht wissen, dass er hinter den Kulissen eine Affäre mit der Darstellerin der ‚Wash‘ begonnen hat. Ich will nicht hören, dass er – mein „Fernseh-Dad“ – im wirklichen Leben ein schlechter, über Monate hinweg abwesender Vater gewesen ist.
Im Grunde wollte (und will) ich nicht wahrhaben, dass Star Trek keine Vision (m)einer Zukunft ist, sondern nur eine ordinäre Fernsehserie mit ordinären Darstellern. Stewarts Erzählung nimmt mir (m)einen Traum weg.
Was genau habe ich jetzt in 20 Stunden gelernt? Was nehme ich mit?
Witzigerweise folge ich seit Jahren auf Twitter BlueSky einem virtuellen Captain Picard, der, basiererend auf der Serie, jeden Tag eine (mehr oder weniger) sinnvolle Managementweisheit von sich gibt.
Vieles davon passt auch im Schulkontext überraschend gut. Aber in Stewarts Biographie?
Ich weiß jetzt mehr über seine zahlreichen Liebschaften, Schwärmereien und Ehen, als mich angeht oder interessiert. Was eine Zeitverschwendung.
Selten hat mich ein Buch so enttäuscht, wie dieses.