“Wenn ihr zum nächsten Mal alle die Hausaufgaben gemacht habt, dann rechnen wir diese Test-Klassenarbeit schon am Montag, sonst erst am Dienstag!”
Mit diesen Worten schloss ich die Mathematikstunde meiner sechsten Klasse.
Toll, dachte ich in meinem naiven Eifer, so werden sich alle anstrengen und die Hausaufgaben übers Wochenende machen.
Der geneigte Leser mag mir meinen jugendlichen Optimismus, meine naive Herangehensweise an den Beruf ankreiden und ich kann nichts zu meiner Verteidigung sagen als: "Ja, es war eine dumme Idee.”
Nächste Stunde.
Drei Leute haben die Hausaufgabe vergessen. Und der Zorn der Klasse wallt augenblicklich auf. Richtet sich gegen die Übeltäter. “Nur wegen euch”, schimpft es aus allen Ecken. Die ersten schlagen vor, doch einfach allen außer ihnen die Übung zu geben. Die drei rutschen immer tiefer.
Oh weh, schießt es mir durch den Kopf, denn mir wird die ganze Bandbreite meines Übels klar. Was also tun? Ich muss konsequent sein und aufgestellte Regeln auch einhalten. Aber ich will die Klasse auch nicht gegen die drei Faulenzer aufhetzen.
“Ich habe eine Idee”, rufe ich. Die Klasse wird ruhig.
“Was rede ich da?”, denke ich und fange an zu schwitzen. “Was für eine Idee?”
“Nun”, plappere ich, “wie wäre es, wenn die drei für die nächste Vertretungsstunde am Donnerstag ein Referat vorbereiten würden? Nur kurz. Aber das wäre doch eine Gegenleistung. Oder?”
Alle nicken erleichtert. Situation gerettet.
Donnerstag. Vertretungsstunde.
Die drei treten vor und halten ihre Referate. Über Thales. Über Adam Ries. Über Kim Peek.
Und alle sind zufrieden.
Gerade nochmal gut gegangen 🙂