Die Zeugnisse stehen vor der Tür und somit muss darf ich als junger Lehrer eigenverantwortlich in einer Note zusammenfassen, wie ich die Leistung meiner Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Monaten bewerte.
Anhand der Klassenarbeiten komme ich nur bei wenigen Schülern auf rechnerisch klare Noten – der Großteil steht zwischen zweien. Am schwierigsten erscheint mir die Unterscheidung zwischen der Note ‘gut’ und der Note ‘sehr gut’. Wenn ich im Schulgesetz nachlese, dann finde ich dort (§48, 3):
Die Note ’gut’ soll erteilt werden, wenn die Leistung den Anforderungen voll entspricht.”
Die Note ‘sehr gut’ soll erteilt werden, wenn die Leistung den Anforderungen im besonderen Maße entspricht.
Hmm.
Was ist denn “in besonderem Maße”? Intuitiv würde ich hier herauslesen, dass die Note ‘sehr gut’ nur in absoluten Ausnahmefällen vergeben werden sollte. Ansonsten ist ‘gut’ das Maß aller Dinge.
Eine Umfrage unter Kollegen ergibt ein geteiltes Bild: Einige unterstützen diese Ansicht mit der Begründung, dass für eine ‘1’ schon alles stimmen müsse. Alle Klassenarbeiten 1, durchweg sehr gute sonstige Mitarbeit. Eine Note, die immer nur Wenigen vorbehalten sein wird.
Andere sind da großzügiger: Ein Schüler der sich anstrengt, gute Klassenarbeiten schreibt und in der sonstigen Mitarbeit eine der tragenden Säulen des Unterrichts ist – warum soll der nicht mit einer “1” am Ende auf dem Zeugnis belohnt werden?
Wie haltet ihr das?
keine ahnung, ob das hilft (habe ja aber auch seit 17 Jahren nichts mehr mit schule zu tun ;-)… mein chef hat kuerzlich erzaehlt, dass er beim rating fuer einen hohen job im bewerbungsverfahren mitgemischt hat. sie sollten die bewerber von 0-100 raten… ein geeigneter kandidat hatte bei ihm 65%… alle anderen haben ihn mit ueber 80 geratet…
er resummierte, dass er an diesem tag gelernt hat immer bei 100 anzufangen und nach unten zu gehen und nicht bei 0 anzufangen und hoch zu gehen…
fand ich interessant… muss ich erst ueberzeugt werden oder gebe ich erstmal kredit aus?
Tatsächlich ein spannender Ansatz…
Ich habe mich jetzt für die schüler-freundliche Variante entschieden. Aber ich bin auch jemand, der gerne durch positive Signale motiviert.
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Einer meiner Fachleiter hat uns Schulnoten, ausgehend davon, dass man im Wirtshaus ein Viertele bestellt, so erklärt:
– Ist das Viertele (0,25l) bis zum Strich gefüllt, entspricht es voll den Anforderungen, also „gut“.
– Ist das Viertele (0,25l) über den Strich gefüllt ist das „sehr gut“. Also mehr als man erwartet hat.
– Bekommt man ein „Bscheißerviertele“ (0,2l) und ist dieses gut gefüllt ist das „befriedigend“.
– Bekommt man ein „Bscheißerviertele“ (0,2l) und ist dieses bis zum Strich gefüllt ist das „ausreichend“.
– Ein nicht ganz gefüllte Bscheißerviertele ist „mangelhaft“.
– Ein kaputtes Glas oder ein nicht erhaltenes Viertele (trotzdem auf der Rechnung) ist „ungenügend“.