Wie an vielen anderen Schulen auch, haben wir Schwierigkeiten mit der Arbeitshaltung vieler Schüler. Es gibt Klassen, da herrscht beinahe eine einmütige Verweigerungshaltung gegenüber Hausaufgaben. Bücher werden vergessen oder passen nicht in die Handtäschchen.
Die Kollegen versuchen, jeder auf seine Art, dem zu begegnen. Bei mir wird mit der zweiten vergessenen Hausaufgabe Freitags nachgearbeitet. Andere sind da toleranter. Bei dem einen darf nachgereicht werden, bei dem anderen nicht. Die eine schreibt beim dritten Mal einen Elternbrief, dem nächsten sind Hausaufgaben völlig egal.
Das Tragische dabei ist aber, dass sich meines Erachtens neunzig Prozent aller “Fünfen” ausschließlich auf die Arbeitshaltung zurückführen lassen. Ich denke, die wenigsten Katastrophen-Arbeiten hängen mit mangelndem Intellekt oder damit verbundener Überforderung zusammen. Es geht fast immer um die Arbeitshaltung.
Seit heute nun gilt in unserer Schule eine gemeinsame, neue Zero-Tolerance-Politik gegenüber nicht gemachten Hausaufgaben: Wer seine Hausaufgaben vergisst, muss den versäumten Stoff am nächsten Tag in der 7. Stunde nacharbeiten.
Ich erfahre gemischtes Echo auf diese Maßnahme. Oft sind Kollegen von anderen Schulen eher erstaunt. Empfinden die Maßnahme als zu streng oder fragwürdigen Mehraufwand.
Ich muss zugeben, dass ich diese Zweifel nicht teile. Ich glaube, ganz im Gegenteil, wir sind an unseren Schulen nicht streng genug. Wenn die Schüler von der fünften Klasse an das Nacharbeiten als logische Konsequenz vergessener Hausaufgaben kennenlernen, dann wird dies hoffentlich zu einer veränderten Arbeitshaltung führen. Wenn ein Kollegium geschlossen ein bestimmtes System verfolgt und nicht mehr jeder “an seiner eigenen Front kämpft”, wird dies die Arbeitsatmosphäre bessern. Langfristig erhoffe ich mir davon, dass ich weniger Zeit mit Hausaufgabenkontrolle, Elternbriefen etc. verbringen muss.
Und am Ende werden die Schüler wieder zum strengsten Lehrer sagen: “Bei Ihnen, da habe ich was gelernt. Das war eigentlich gar nicht so schlecht…”
Ahoi!
Einen Konsens was die Handhabe dieses Problems angeht muss es im Kollegium auf alle Fälle geben! Ich gebe relativ wenig auf (nur wenn es grad passt), achte dann aber auch sehr auf eine ordentliche Arbeit.
An meiner Einsatzschule gibts eine „globale“ Hausaufgabenliste im Klassentagebuch, in die jeder Lehrer einträgt. Der Klassleiter verhängt dann die in 5er Schritten festgelegten Sanktionen (Hinweis, Nacharbeit, Elterngespräch, Verweis, etc.).
Die automatische Nacharbeit am nächsten Tag ist schon hart 🙂
Wie kriegt ihr das denn organisatorisch in puncto Aufsichten und „mein Sohn kriegt da aber seine Zahnspange“ hin?
In Sachen Organisation ist das (im Moment) schon hart. Für die Schüler sicher auch – die ersten haben schon „kein Bock mehr auf das ätzende Nachsitzen“ und bemühen sich sichtlich um eine bessere Arbeitshaltung.
Musikschule, Turnverein und Geburtstagsparty haben Pech gehabt – außer in absolut medizinischen Notfällen sollten die Schüler halt besser Hausaufgaben machen.
Letzten Endes profitieren ja alle davon 🙂
Hi,
Bei uns ist das wie an Lippis Schule. Nach 3x vergessen Hausaufgaben, gibt es einene Elternbrief, nach 7 mal 1 Stunde nachsitzen, usw.
Ist viel Arbeit für den Klassenlehrer, aber es ziehen alle an einem Strang (zumindest meistens). Das ist gut.
Bei uns gibt es bei 5x nicht gemachten HA einen Eintrag. Eintrag heißt bei uns: Elternbrief + 2h nachsitzen.
In Mathe 9 mache ich das ein wenig anders. Da hab ich Wochenhausaufgaben. Die Schüler müssen sich selbst anzeigen und haben dann die Chance die HA nachzumachen. Wenn die nicht rechtzeitig abgegeben wird gibts ne 6 wegen Leistungsverweigerung. Bei zwei 6en Eintrag etc. Zudem sammel ich jede Woche Stichproben ein und bewerte diese. Nachgereichte HA bewerte ich dann auch. Es ist also theoretisch möglich in einer super nachgemachten HA ne 1 zu bekommen anstatt ne 6. Ne gute nachgemachte HA ist aber leider eher selten. Abgeschrieben wird zwar, aber das sieht man ganz gut. Und besser sauber abgeschrieben als gar nichts gemacht. Natürlich entdeckt man bei dieser Methode auch nur die Spitze des Eisbergs.