Carolina kann lesen.
Und zwar richtig gut. Deutlich besser, als ich es selbst bis zu meiner Immatrikulation konnte. Ein bisschen stolz bin ich darauf, wie sie es gelernt hat – denn das war vor allem spielerisch. In der Küche an unserem kleinen Frühstückstisch hängt eine kleine Tafel, auf der ich früher Buchstaben, später kurze Worte und mittlerweile erste Sätze aufschreibe. Wenn wir morgens frühstücken ist es zu einem spielerischen Ritual geworden, lesen zu lernen. Ohne Druck oder (väterlichen) Ehrgeiz.
Ich erfreue mich insbesondere deshalb daran, weil ich mich mit Grausen daran erinnere, unter wie viel Tränen und Angst und Ärger ich Schwimmen gelernt habe. Das war.. gelinde gesagt.. keine richtig gute Erfahrung.
Als Elternteil Vater neigt man dazu, die Fehler der eigenen Eltern entweder ins abstruse zu verkehren oder gleich zu wiederholen. Insofern bin ich soweit ganz glücklich. Und noch etwas erstaunt mich: Der Antrieb, lesen zu lernen ist bei Carolina nicht übermächtig groß. Sie ist nicht “ganz wild darauf”, das endlich zu können und gehört auch nicht zu den gefühlt 82% hochbegabten Kindern an den Grundschulen. Und trotzdem hat sie es gelernt.
Und das sagt mir etwas darüber, wie auch meine Schüler lernen könnten.
Spielerisch. Beiläufig. Im Ritual. Und mit viel Zeit.
Lernt man das irgendwann? Relaxter zu sein? Spielerischer? Die Mathematik irgendwie im Alltag zu verstecken? Muss ich mal weiter drüber nachdenken.
(Im Seminar haben wir ein ähnliches Ritual. Jede Sitzung beginnt mit einer hypothetischen “Kolloquiumsfrage des Tages”. Auf diese Weise haben wir in den letzten Monaten spielerisch, beiläufig und ritualisiert eine ganze Menge Wissen gespeichert. Und eigentlich sollte mir das auch etwas darüber sagen können, wie ich besser lernen könnte. Aber diesen Aspekt ignoriere ich einfach. )
Übrigens auch auf dem Tisch: Meine Keith Haring-Tasse und eine (annähernd) weiße Rose.
Carolina und ich haben versucht, sie mit Tintenwasser blau zu färben. Ein Unterfangen, das kläglich gescheitert ist. Vielleicht “trinken” Rosen nicht? Eventuell hat der ein oder andere mitlesende Biologie- oder Grundschul-Lehrer einen hilfreichen Tipp. Sehr entgegen kommt dieser Fehlschlag meiner Frau, die sich ihre spöttischen Kommentare nicht nehmen lässt.
Alexander Flemming, der in seinem Leben sicher hunderte Fehlschläge erlebte, bis er eines Tages das Penicillin entdeckte, war ganz sicher nicht verheiratet.
so als mitlesende Bio-Lehrerin. Es funktioniert am besten wenn ihr,
1. den Stiel total kürzt (ca. 10 cm)
2. mehr Tinte nehmt (normale Patronentinte funktioniert aber)
3. den Stiel schräg anschneidet.
Ich habs mit so ziemlich allen weißen Blumen aus unserem Garten ausprobiert (Gänseblümchen, Schafgarbe, Nelken, Giersch …)
Erwartet nicht, dass sich das komplette Blatt tiefblau färbt. Nach einigen Stunden (so ca. 3-4) könnt ihr aber einen blauen Rand an den Blütenblätter entdecken, der wird immer dunkler je länger die Blume im Wasser steht (nur eben nicht komplett flächig).
Hypothese warum es bei euch nicht funktinoiert hat:
Hmm vielleicht ist der Rosa-Farbstoff einfach zu dominant (so von wg. Lichasorbtion), oder die Blütenblätter sind zu dick, nein das ist Blödsinn. Habt ihr schon probiert den Stängel der Länge nach aufzuschneiden und zu sehen, ob die Tinte „gewandert“ ist (dann kann man die Leitbündel gut erkennen). Es kann ja sein, dass das gefärbte Wasser durch den Transpirationssog einfach noch nicht weit genug nach oben gewandert ist.
Tipp: Schaut mal bei Wissen macht Ah vorbei Stichwort Blumen färben
Solltet ihr dabei darüber stolpern wie man spielerisch, beiläufig und im Ritual Grammatik unterrichtet sagt Bescheid (Das Grammatikproblem der Woch zählt nicht, dass mach ich schon :))
Danke. Ich werde das mal probieren und berichten 🙂
Die Rose steht falsch rum in der Flasche. Einfach umdrehen (Rose, nicht Flasche) und wieder in die Flasche stellen, dann wird das wunderschön blau. Sofort.
@leon du meinst kopfüber? aber wo bleibt denn da der Lerneffekt 🙂
tja, das ist Zielorientierung (was natürlich eher old school ist). 😉
Hmmm Flemming hat meines Wissens nach das Penicillin entdeckt, weil er total schlampig war und der Schimmel bei ihm wucherte 😉
Übrigens, herrlich, dein Blog! Und die Anekdoten deiner Tochter sind so herzerwärmend.
Danke. 🙂