In den vergangenen Monaten habe ich an verschiedenen Stellen unterschiedliche Artikel gelesen, die sich in meinem Kopf festgesetzt haben.
Zunächst begegnete mir ein Bericht über einen 13jährigen Schüler, der eine intelligente Türklingel mit Mobilfunkanbindung erfand und mit dieser Entwicklung in kürzester Zeit knapp 300.000 Euro verdient hat. Auf die Idee kam der Junge, weil seine Mutter ständig zur Poststelle musste, weil sie bei der Lieferung der Pakete nicht zuhause war.
Clever. Und simpel.
Als Kickstarter (oder Crowdfunding) bezeichnete man in der Prä-Internet-Ära eine Art Kurbel, mit der man Motorräder startete. In der Welt 2.0 ist Kickstarter eine brilliante Möglichkeit, Projekte anzustossen. Auf einer Webseite werden zahlreiche Projekte vorgestellt, die tolle Ideen oder ausgefallene Designs oder Filme oder Musikalben beinhalten. Ein Beispiel ist der sich selbst aufpumpende Fahrradreifen. Benjamin Krempel hat mit einer Gruppe Freunden einen Reifen erfunden, der sich durch ein geschicktes System von Kanälen und einem Spiel mit dem erfahrenen Druck, selbst aufpumpt. Einen funktionierenden Prototyp kann er präsentieren. Um solche Erfindungen aber für die breite Masse zu produzieren, braucht es eine Anfangshilfe, einen “Kickstarter”. Auf der Webseite kann man sich nun eintragen und solche oder ähnliche Projekte unterstützen. Ist genug Geld zusammengekommen, wird so ein Projekt realisiert. Über 10.000 solcher Projekte sind schon realisiert worden.
Der dritte beachtenswerte Artikel findet sich in der ZEIT. Dort geht es um den (alten) Traum eines Weltraumlifts. Statt mit Raketen sollen Menschen, Satelliten und Sonden eines Tages an ein paar Seilen emporsteigen. Rechnet man das Gewicht des Seiles gegen die Fliehkräfte der Erde auf (Satelliten fallen ja auch nicht einfach vom Himmel) dann kann man ausrechnen, wo ein solches Seil enden müsste. Das Problem ist das fehlende Material: Stahl ist zu schwer und nicht reißfest genug. Eine Möglichkeit wären vielleicht künstlich erzeugte Spinnenfäden, andere forschen in Richtung Nanodrähte. 2 Millionen Doller gibt es als Preis für die Klasse denjenigen, der ein funktionierendes System präsentiert.
Was hat das nun alles mit Schule zu tun?
An dem 13jährigen Lawrence Rook kann man beispielhaft erkennen, dass mit ganz einfachen Ideen immer noch erfolgreiche Projekte anzustoßen sind. Eine Türklingel mit dem Handy verbinden. Ein Reifen, der sich selbst aufpumpt. Ein Lift in den Weltraum.
Das sind alles Ideen, die jeder versteht. Das ist keine Raketentechnik. Weiteres Beispiel? Die Solar-Flaschen-Lampen in den Slums von Manila.
Als Physik- und Techniklehrer kann ich meinen Schülern eine perfekte Umgebung zum forschen, experimentieren und basteln bieten. Werkzeuge, Material und Sachverstand. Schulen sind die perfekten Orte, um solche Projekte zu starten, oder nicht?
Vielleicht muss ich mich zukünftig etwas vom Lehrplan lösen und kreativer Freiheit mehr Raum geben.
Schade, die Idee mit dem Reifen wurde wieder herausgenommen bei kickstarter.
Deinen Gedanken, im Unterricht freier zu arbeiten, kann ich gut verstehen. Wenigstens zum Teil. Unsere Schule war lange Zeit Mitglied bei den INSTI Erfinderclubs. Inzwischen findet man sie unter dieser Adresse: http://www.signo-deutschland.de/ . Leider musste ich die Leitung unserer Schulerfinderclubs abbrechen, da auch meine Schule unter Lehrermangel leidet und ich Mathe unterrichten musste.
Das Problem in unserem Club war dabei immer, dass es hauptsächlich von 5-7 Klässlern besucht wurde. Diese hatten zwar tolle Idee, aber überhaupt keinen technischen Background die Idee umzusetzen. Manche hatten auch keine Idee und warteten immer darauf, dass ich eine Idee liefere.
Aber manchmal kamen richtig gute, aber einfache Idee raus. Wie zum Beispiel das „nicht verrutschbare“ Geodreieck.
Vielleicht hast du ja die Möglichkeit so etwas in der Art anzubieten.
Sobald ich nach meinem Examen wieder klar denken kann, werde ich mich damit auseinandersetzen 😀