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Elternsprechtagsvorbereitungen

2013-11-29 07.45.27“Herr Klinge?”

Maria sitzt vor mir. Eigentlich sollte sie an der Lerntheke arbeiten. Aber ich ahne schon, dass das heute nichts wird. “Was gibt es denn?”
”Wenn meine Mama morgen zum Elternsprechtag kommt… sagen Sie dann schlimme Sachen?”

Ich schaue ernst. Ich glaube ja, dass viele Lehrer auch gute Schauspieler geworden wären. “Ich weiß nicht, Maria, was soll ich ihr denn sonst erzählen?”

Sie überlegt. Und noch bevor sie antworten kann, unterbreite ich ihr einen Vorschlag: “Wie wäre es, wenn du dir einen Zettel schnappst und mir genau aufschreibst, was ich deiner Mama sagen soll?”
Sie kichert vergnügt und will es nicht glauben. “Doch, doch, versprochen!”, bestätige ich. “Schreib alles auf.”

Maria gluckst. Sie ahnt, Teil eines Scherzes zu sein aber erblickt die Pointe noch nicht. Sie beginnt zu schreiben.

  • “Ich passe immer auf.”

Sie guckt hoch und gesteht: “Aber das stimmt ja eigentlich gar nicht.”

“Macht nichts”, erwidere ich, “schreib alles auf. Du kannst auch aufschreiben, was ich nicht sagen soll!”

  • Ich bin immer nett zu meinen Mitschülern
  • Ich sage keine Ausdrücke

Maria schreibt. Und schreibt. Und schreibt. Und bei jedem Punkt kichert sie, dass das ja eigentlich gar nicht stimmen würde. Schließlich gibt sie mir den Zettel, ein bisschen ungläubig.

“Herr Klinge, lernen Sie die Punkte auswendig, oder lesen Sie den Zettel vor?”, mischt sich Volker ein.

“Weiß nicht”, sage ich, “entweder werde ich sagen: “Hallo Frau Müller, ihre Tochter hat mir aufgetragen, Folgendes zu sagen…” – oder ich gebe deiner Mama den Zettel direkt.”

Maria ist empört. “Sie haben mich reingelegt! Das ist gemein!” Sie lacht, als sie das sagt.

Auch wenn ich es schon erwähnte: Lehrer zu sein, ist ein großartiger Beruf. Und zu merken, dass meine Schüler gerne in die Schule gehen… einfach fantastisch!

Auf den Elternsprechtag freue ich mich schon. Zwinkerndes Smiley

7 Gedanken zu „Elternsprechtagsvorbereitungen“

  1. Da muss einer mit großer Begeisterung Lehrer sein und „seine“ Kinder gern haben.
    Ich war selbst selbst einer, davon an die 35 Jahre an einer einklassigen Bergschule in Kärnten als „Dorfschulmeister“. Und dieses liebenswerte Örtchen ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich, als gebürtiger Städter, auch jetzt als Pensionist immer noch hier wohne.
    Liebe Grüße!

  2. Ich hatte gestern das Vergnügen, 27 Eltern in 3 Stunden durchschleusen zu dürfen (und das bei gerade mal 3 betroffenen Klassen). Mein Lieblingszitat kam von einer Mutter eines Siebtklässlers: „Joa… eigentlich wollte ich ja gar nicht zu Ihnen kommen, aber mein Junior hat darauf bestanden, weil er alle Hoffnung in Sie setzt, dass sie mir etwas positives über ihn berichten können und ja…. hier bin ich!“
    (Ich hatte tatsächlich nix zu meckern)

  3. Frau Henner frauhenner.blogspot.com

    Elternsprechtag ist eigentlich was Schönes – meist kommen ja die interessierten Eltern und konstruktive Gespräche sind möglich, da gehe ich dann am Abend gestärkt raus, denn meist sind die Eltern sehr nett. So wie die meisten Kinder einfach nur nett sind!
    Ich schätze mal, die Eltern haben oft ein wenig Bammel vor uns Lehrern – wenn die wüssten, dass auch die meisten Lehrer vor ihnen ein wenig Bammel haben! Und dann sind beide Seiten erleichtert. Die wirklich schwierigen „Fälle“ erscheinen selten zum Elternsprechtag, was auch in Ordnung ist, denn wie soll man in fünf Minuten etwas klären, was eine jahrelange Vorgeschichte hat? Dazu braucht man eh einen Extratermin.

    also viel Spaß!

    viele Grüße aus der Provinz von Frau Henner, die auch bald Elternsprechtag hat

  4. Meistens kommen die Eltern, die da nichts zu suchen haben.
    Anders gesagt; die Eltern, bei denen es dringend mal nötig wäre, mit denen ein paar Takte zu sprechen, kommen gar nicht und werden auch nicht erreicht.
    Ein Schule um die Ecke hat es so gelöst, dass die Zeugnisse bei einem Eltern-Schüler-Lehrer-Gespräch übergeben werden.
    Da bekommt man dann auch die „Problem-Eltern“ mal an den Tisch.

    1. Frau Henner frauhenner.blogspot.com

      Das ist eine interessante Idee – aber ob das rechtlich abgesichert ist?

      Und überhaupt: als Mutter möchte ich gerne wissen, wie der Lehrer mein Kind einschätzt, auch als Mutter/Vater eines guten Schülers habe ich das Recht dazu. Mir als Lehrerin macht es zudem auch Freude Eltern sagen zu können: Ihren Sohn/ Ihre Tochter, den/die haben sie gut hingekriegt!

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