Wenn Frauen Aufgaben delegieren, tun sie dies überwiegend mit offenen Gesten. Sie zeigen bspw. mit der offenen Hand auf einen Stapel Blätter und sagen zu einem Kollegen: „Sieh dir das bitte mal durch.“ Männer unterstützen diese Aufforderung meist mit einer geschlossenen Hand.
Die erste Geste wird von uns unbewusst als Aufforderung interpretiert, die zweite als Befehl. Und, klar, ein Befehl wird eher befolgt.
In den vergangenen zwei Tagen habe ich zum zweiten mal an meiner Schulleitungs-Orientierungsfortbildung teilnehmen dürfen. Diesmal ging es um Kommunikation.
Neben theoretischen Grundlagen, Kommunikationsabläufen, neben Schulz von Thuns vier Ohren (Appellohr, Sachohr, Beziehungsohr, Selbstoffenbarungsohr) und Watzlawicks „man kann nicht nicht kommunizieren“ haben wir uns mit konkreten schulpraktischen Kommunikationsanlässen auseinandergesetzt. In der Schule (bezogen auf die Schulleitung) unterscheidet man verschiedene Gesprächstypen:
- Allgemeines Beratungsgespräch
- Entwicklungsgespräch und Lernberatung
- Kritikgespräch
- Informationsgespräch
- Konflikt- und Vermittlungsgespräch
- Elterngespräche
- Kollegiale Fallberatung
Je nach Gesprächsanlass gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen die – mehr oder weniger – intelligent eingesetzt werden können. Überaus spannend sind die immer wieder eingebundenen Rollenspiele gewesen. Es macht eben einen Unterschied, einen Dialog zu lesen oder Theorien und Tipps aufzuschreiben, oder eine konkrete Situation zu erleben. Natürlich sind vernünftig geführte Kritikgespräche relativ „langweilig“: Der Kollege hört sich die Kritik an, konzentriert sich im Idealfall auf sein Sachohr und am Ende gehen alle Parteien friedlich auseinander.
Aber ähnlich wie im Unterricht: Herausfordernd sind ja nicht die Schüler, die emsig und fleißig im Unterricht sitzen.
Spannend sind die Gespräche mit uneinsichtigen Kollegen – und das klang nach einer Chance!
Weil ich (nicht wenig!) Freude daran hatte, habe ich vor dem gesamten Plenum in einem Rollenspiel einen solchen Kollegen gemimt. Es ging darum, dass (mein fiktives) Ich den Werkraum völlig chaotisch hinterlassen hätte und das auch nicht zum ersten Mal. Während mein Gegenüber versuchte, mir seine Verärgerung klarzumachen, polterte ich los „er klänge ja schon wie meine Frau“ und „für mich sei das aufgeräumt, was er denn habe“ und „was kann ich dafür, wenn der Ordnungsdienst nichts tut?“ bis hin zu dem sehr unangenehmen „was er sich den einbilden würde, so mit mir zu reden!?“ Mit großer Freude steigerte ich mich in meiner Empörung, klopfte meinem Gegenüber gönnerhaft auf die Schulter und machte bereitwillige winzige (aber völlig nutzlose) Zugeständnisse.
Natürlich ist das Gespräch eskaliert und endete für meinen Spielpartner völlig frustrierend – und das war dann im Plenum überaus lustig und spannend zu analysieren: Wie geht man in solche Gespräche? Was kann man tun? Wie kann man sie intelligent führen?
(Ich musste danach erstmal unter Beweis stellen, dass ich nicht wirklich so furchtbar bin und war den Rest des Seminars überaus zurückhaltend und habe mich auch mehr als einmal bei meinem Partner für mein ekelhaftes Verhalten entschuldigt!)
Die Beschäftigung mit unbewusster Kommunikation finde ich enorm spannend – Thorsten Havener hat mehrere Bücher darüber geschrieben die ausnahmslos kurzweilig sind. In „Was andere über dich denken„ beschreibt er unter anderem subtile Verhaltensweisen – und Gegenaktionen:
Er schildert die Situation einer Führungskraft, die einen Mitarbeiter zum Gespräch bittet. Jener Mitarbeiter hat die Angewohnheit, eigene Gegenstände auf dem Schreibtisch des Chefs bzw. der Chefin abzulegen, zum Beispiel sein Handy. Havener beschreibt diesen Vorgang als «Subtile Invasion»: Der Mitarbeiter nimmt den Schreibtisch der Führungskraft für sich in Anspruch. Bewusst oder unbewusst schafft er sich Raum auf Kosten des Gegenübers. Der Kommunikationstrainer Jan Sentürk empfielt nun: „Nehmen Sie kommentarlos und entspannt das Handy vom Tisch und legen Sie es hinter sich auf einen Abstelltisch oder ein Regal. Das ist überhaupt nicht unhöflich, zeigt aber sehr deutlich, dass Sie Ihr Revier kennen und verteidigen.“
Ich hätte mich im Laufe des Seminars gern tiefer mit solchen Aspekten der Kommunikation beschäftigt – aber dazu hätte es wohl mehr Zeit und Expertise benötigt.
Die Zeit mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Schulen war wie auch beim Letzten Mal herausragend. Es herrschte eine absolute Offenheit, niemand vermittelte den Eindruck, sich profilieren zu müssen oder alles besser zu wissen. Statt dessen eine Ansammlung von engagierten, begeisterten Lehrern die ihren Beruf lieben und gerne und oft über sich selbst lachen konnten.
Das ich das mal schreibe aber: Ich freue mich schon wirklich auf Juni, wenn der dritte und letzte Teil des Seminars stattfinden wird.
Deine Rollenspielfreude ist nicht selbstverständlich. Darüber haben sich sicher alle einschliesslich des Trainers sehr gefreut. Denn das Beste ist, dass die am meisten lernen in Seminaren, die durch Rollenspiele die Perspektiven wechseln. Weiß die lanjährie Mediationstrainerin
Da ist ein Amazon-Link kaputt. Was sind denn die Antworten zu den spannenden Fragen „Wie geht man in solche Gespräche? Was kann man tun? Wie kann man sie intelligent führen?“
Wenn ich das an dieser Stelle sinnvoll wiedergeben würde, wäre der Blogartikel zehnmal so lang. Da haben andere ganze Bücher drüber geschrieben. Vielleicht finde ich bei Gelegenheit die Möglichkeit, die Punkte der Reihe nach aufzugreifen.