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Tabletschule im Aufbau #6: Erstes Antasten

Auf dem Weg, eine Schule zu werden, die digitale Werkzeuge nicht nur hier und da als Highlight einsetzt, sondern sie tief im Schulleben verankert haben wir bereits einige Aspekte gestreift (hier die ganze Reihe).

Recht fundamental ist natürlich die Frage, ob unsere Elternschaft überhaupt ein Interesse daran hat: Wollen sie überhaupt, dass wir eine Tabletschule werden?
Hier und da hört man von erfolgreichen Pilotprojekten, Leuchtturmschulen aber auch von vielen gescheiterten Projekten. Man liest von „zeitgemäßer Bildung“, aber auch „digitaler Demenz“. Jeder einzelne mag sich irgendwo dazwischen positionieren – ein entscheidender Faktor sind unsere Eltern: Wollen die überhaupt?

Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten: Wir als Schule finanzieren einen Klassensatz Tablets und ein paar glückliche Kinder kommen in ihren Genuss. Die zu erwartenden Kosten für die Eltern betragen Null. Das ist guter Ansatz, um zu starten, Lust zu wecken und viele Schulen verfolgen ihn, um den Druck vom Kollegium und der Elternschaft zu nehmen. Wenn es nicht klappt, kann man die Geräte immer noch zurückziehen, ohne irgendwem auf die Füße zu treten. Langfristig ist ein solches Vorgehen jedoch nicht tragbar. Bei einer 1:1-Ausstattung können wir als Schule diese Kosten für perspektivisch 800 Schüler nicht stemmen.

Zweite Variante: Die Eltern tragen von Anfang an die Kosten selbst. Dadurch wird der Start erschwert, aber es gibt keine glücklichen Gewinner zum Start und lange Gesichter in den folgenden Runden. Das Setting wird realistischer, weil man von Beginn an sehen kann, ob das Konzept tragfähig ist. Allerdings ist der Druck auch deutlich höher: Eltern, die 500 € für ein Gerät ausgeben kann ich nicht nach einem Jahr erklären „Joa, war halt mal ein Versuch aber jetzt sich das Kollegium doch umentschieden….“
Dieser Weg ist zum Erfolg verdammt. Es gibt keinen Rückzieher, nur noch vorwärts.

Wir haben uns für die zweite Variante entschieden: Wenn wir eine 1:1 Ausstattung anpeilen, dann müssen die Geräte von Anfang an selbst bezahlt werden. Es nützt nichts, wenn wir im ersten Jahr bei „kostenlosen“ Geräten viel Begeisterung erzeugen, die womöglich nur durch den Faktor „kostenlos“ getragen wird.
Also haben wir bei der Anmeldung der neuen Fünfer gefragt. Haben unser Konzept vorgestellt (siehe Teil 4 dieser Reihe), mögliche Geräte und die zu erwartenden Kosten.
Allen Eltern versichert, dass ihre Entscheidung keinerlei Einfluss auf die Aufnahmeentscheidung hat und wirklich maximale Freiheit gewährt. Wir laufen vierzügig und unser Ziel war, zum kommenden Schuljahr eine Tabletklasse zu erstellen. Dafür benötigten wir 28 Eltern, die uns das Ja-Wort gaben.
Das war unser Plan.

Aber dann haben 97% aller Eltern „Ja“ gesagt.

Und wir hatten ein Problem.

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