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Hundeerziehung mit Baby

Neulich stolperte ich über den Fernsehbericht eines Ehepaares, dessen kleiner Hund sich mit Geburt ihres Babys völlig kirre gab. Wann immer das Neugeborene einen Pieps von sich gab, begann der Hund wie wild zu bellen und lies sich auch nicht beruhigen, wenn die Eltern das Kind fütterten oder umhertrugen. „Dabei„, so erklärten sie den Fernsehzuschauern verzweifelt, „haben wir den Hund vorher schon mit den Babysachen bekannt gemacht und sozusagen einen präventiven Babykurs mit ihm gemacht!“

Hm, habe ich gedacht und an unseren – damals noch bevorstehenden – Familienzuwachs gedacht.

HundHeiligabend feiern wir bei uns nicht nur Weihnachten, sondern immer auch den Geburtstag unseres vierbeinigen Familienmitglieds: Unser Australian Shepherd wird dieses Jahr 7 Jahre alt. „Ein Aussie…!?“, habe ich mehr als einmal gehört, „…der ist bestimmt anstrengend und benötigt viel Auslauf, oder?“

Zweifellos haben wir etwas Glück bei der Auswahl unseres Hundes gehabt – aber vom ersten Tag an sind wir auch sehr konsequent bei der Erziehung gewesen: Ein Hund ist und bleibt ein Tier und entzieht sich einer eloquenten Argumentationskette mit fröhlichem Schwanzwedeln. Anstrengend ist Bailey nie gewesen. Tatsächlich glaube ich, ein Hund passt sich immer auch dem Rudel an, in dem er lebt. Und bei uns geht es entspannt zu.

Die wirkliche Erziehung hat nur den ersten Jahren stattgefunden: Mehr als einmal habe ich sie in jungen Jahren am Nackenfell gepackt und zu Boden gedrückt, oft genug dabei mit dem (verletzlichen) Bauch nach oben. In den ersten Lebensjahren öfter – in den letzten drei oder vier Jahren kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Und auch die Kinder haben immer wieder Dominanzübungen gemacht: Dem Hund ein Stück Wurst vor die Pfoten gelegt und ihm mit „AUS!“ laut und deutlich verboten, es anzurühren. Eine Minute gewartet und dann das Leckerli dann freigegeben. Der Mensch bestimmt, wann gefressen wird. Oder sie toben mit ihm und raufen so lange spielerisch, bis der Hund sich freiwillig, mit der Kehle nach oben, ergibt.

An den Stellen, wo ich wenig konsequent gewesen bin, merke ich das bis heute: Weil wir praktisch isoliert am Waldrand wohnen, gehen wir oft ohne Leine und Halsband spazieren. Der Hund bleibt in meiner Nähe, aber „bei Fuß“ ist für ihn eher eine lose Empfehlung. Das bedeutet immer wieder Zähneknirschen, wenn uns dann doch mal Fußgänger begegnen.

Den ein oder anderen Trick haben wir Bailey beigebracht. Sie kann auf Kommando pinkeln (wenn es mal schnell gehen muss – ein Trick, den nichtmal meine Kinder beherrschen!) und wenn sie von ihren einsamen Streifzügen durch den Garten wieder heimkommt, bellt sie vor der Tür höflich, um Einlass zu begehren. Uh, und sie treibt auf Befehl die Hühner wieder ins Gehege (mittlerweile noch schneller als im Video), lässt sie ansonsten aber in Ruhe.

Und nun ist unser Baby da. Das „Rudel“ ist größer geworden.

Hund wartet vor EingangstürAuch bei Bailey ist eine Verhaltensänderung zu beobachten: Sie ist leiser geworden. Vorsichtiger. Gebellt wird im Haus gar nicht mehr. Weder, wenn die Kinder mit ihr toben, noch, wenn sie draußen vor der Tür sitzt und wieder hinein will. Den Hütehund merkt man ihr an, wenn ich das Haus verlasse – dann sitzt sie vor der Eingangstür und wartet geduldig und stundenlang. Morgens dreht sie ihre Runde durchs Haus, schaut in alle Kinderzimmer kurz rein – aber in Gegenwart des Babys scheint sie auf Pfotenspitzen zu tapsen.

Sie passt perfekt zu uns. Ein völlig entspannter Familienhund, der mit den Kindern tobt, von uns Eltern erzogen und von den Großeltern mit Hunde-Leckerlis verwöhnt wird.

Hund liegt unter BabykrippeIhr halbes Leben hat sie nun hinter sich. Und wenn ich sie so betrachte, wie sie da unter der Babywiege liegt und schläft, fürchte ich mich vor dem Tag, da meine Kinder von ihr Abschied werden nehmen müssen. Mit meiner Frau denke ich manchmal halblaut darüber nach, uns irgendwann einen zweiten Hund anzuschaffen damit der vom Alten lernt – aber von allen Hunden die ich je besessen habe, ist keiner je so wunderbar geraten, wie dieser.

3 Gedanken zu „Hundeerziehung mit Baby“

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